Mehr Covid-Patienten in OWL-Kliniken: Wie angespannt ist die Situation?

Herford/Paderborn. Im Bus, in der Bahn, beim Kinobesuch: Nur noch vereinzelt sieht man Maskenträger. Am Rosenmontag feiern in den Karnevalshochburgen Menschenmassen eng beisammen. Seit Virologe Christian Drosten das Ende der Pandemie prognostiziert hat und die meisten Einschränkungen aufgehoben wurden, spielt Corona in den Köpfen vieler Menschen kaum noch eine Rolle. Ein Blick auf das Pandemieradar des Robert-Koch-Instituts zeigt aber: Corona ist nicht verschwunden. Vor Kurzem war sogar ein leichter Anstieg der Fallzahlen zu beobachten. Im aktuellen RKI-Lagebericht sind gut 80 Prozent aller Landkreise rot gekennzeichnet. Das heißt, die Sieben-Tage-Inzidenz hat dort die 100er-Marke überschritten. Auch die Krankenhäuser verzeichnen wieder mehr Patientinnen und Patienten, die mit Corona infiziert sind. Im Vergleich zur Vorwoche ist ihre Zahl um etwa 20 Prozent gestiegen. Ein Grund zur Sorge? Nicht unbedingt, findet die Deutsche Krankenhausgesellschaft. &bdquo;Die absolute Zahl der Patientinnen und Patienten bewegt sich nach wie vor auf einem Niveau, das uns nicht beunruhigt“, sagt ein Sprecher auf Anfrage dieser Redaktion. Dennoch seien diese Zahlen ein guter Indikator. Während bei Weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen, werden Krankenhauspatienten bei ihrer Aufnahme getestet. Nur wenige Corona-Patienten auf der Intensivstation Einige Krankenhäuser in Ostwestfalen-Lippe verzeichnen ebenfalls einen leichten Anstieg. So betreut das Klinikum Herford aktuell 30 Infizierte, einen davon auf der Intensivstation. "Nach einer kurzen Phase mit niedrigeren Patientenzahlen liegen wir jetzt wieder auf einem etwas höheren Niveau", sagt Pressesprecherin Monika Vogel. Eine Verbindung zwischen dem Anstieg und einem nachlassenden Impfschutz sehe das Klinikum nicht. "Aus den Krankheitsbildern lässt sich aktuell ein nachlassender Impfschutz nicht ableiten", so Vogel. Generell gelte, dass mindestens drei Impfungen erforderlich seien, um die für einen langfristigen Schutz erforderlichen "Gedächtniszellen" des Immunsystems zu aktivieren. Eine ähnliche Situation herrscht im St.-Vincenz-Krankenhaus in Paderborn. Auf der Isolierstation werden laut Angaben der Klinik 15 Covid-Patienten betreut. Darunter gebe es aber auch "einige schwere Verläufe", wie Oberarzt Stephan Sönnekes mitteilt. Jedoch werde kein Patient intensivmedizinisch behandelt. In den letzten Wochen sei die Zahl der positiv getesteten Patienten stark nach oben gegangen. Sönnekes erklärt sich das durch den Wegfall der Maskenpflicht, vor allem in Bus und Bahn, sowie das veränderte Risikoverhalten in der Bevölkerung. Von Versorgungseinschränkungen seien die Kliniken aber weit entfernt: &bdquo;Wir haben bereits während der vergangenen Wellen gesehen, dass der Anteil der Corona-Infizierten auf den Stationen nicht mehr ausschlaggebend für Versorgungsbeschränkungen ist“, heißt es seitens des Sprechers der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Kapazitätseinschränkungen seien vor allem durch erkranktes Personal, insbesondere auch wegen der jüngsten Grippewelle, verursacht worden. Schutzmaßnahmen weiter sinnvoll Auch die Hausarztpraxen beobachten nach wie vor Corona-Fälle, vereinzelt auch schwere Verläufe. Die Situation sei jedoch gut beherrschbar, so Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes. Er geht nicht davon aus, dass sich dies in den kommenden Wochen ändere. Dennoch empfiehlt er vulnerablen Gruppen, sich durch einfache Maßnahmen wie das Tragen einer Maske in vollen Innenräumen zu schützen. Mit Blick auf die vergangenen Jahre kritisiert Beier: &bdquo;Während der gesamten Pandemie haben wir in Deutschland mit einer katastrophalen Datenlage zu kämpfen. Die Situation hat sich bis heute nicht entscheidend geändert.“ Die Inzidenz sei aktuell noch weniger aussagekräftig. Sie stütze sich auf PCR-Testungen, die derzeit aus nachvollziehbaren Gründen nur sehr selektiv durchgeführt werden, so der Bundesvorsitzende. Um in der Zukunft besser vorbereitet zu sein, sei es wichtig, in diesem Bereich zu investieren. &bdquo;Es muss ein Ansatz sein, das System der sogenannten Sentinelpraxen auszubauen und weiter zu professionalisieren“, so Beier. Sentinelpraxen tragen dazu bei, wichtige Eckdaten über die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen und ihre regionale Verbreitung zu erfassen. &bdquo;Bei der Bewertung der Corona-Lage ergibt es keinen Sinn, auf einzelne Indikatoren zu starren. Die Lagebewertung muss immer aus einer Kombination mehrerer Parameter bestehen“, sagt Markus Beier.

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