Was sich für Feiernde bei den Karnevalsumzügen in OWL jetzt ändert

Paderborn. Nach einer coronabedingten Zwangspause ziehen die Narren in der Region in diesem Jahr wieder durch die Straßen. Die Folgen der Pandemie und der allgemeinen Verteuerungen machen aber auch vor den Karnevalisten keinen Halt. Aus Köln, Düsseldorf und Aachen hieß es darum jetzt, dass man weniger Kamelle bestellt habe. Es geht nicht nur um Süßes, sondern auch um Stofftiere und Blumen. Wie ist die Lage in Ostwestfalen-Lippe? Bekommt, wer am Wegesrand steht, in diesem Jahr weniger Kamelle? Steigende Preise haben Auswirkungen auf das Wurfmaterial Eine Rundfrage bei den Karnevalsvereinen in der Region zeigt: Es wird teilweise weniger und in vielen Fällen andere Süßigkeiten geben. Denn den höchsten Preissprung habe es bei den klassischen Kamelle-Bonbons gegeben, weiß Michael Keck, Geschäftsführer vom Karnevalsverein Hasi Palau in Paderborn. Für ein Kilogramm der Bonbons habe der Verein bislang einen Preis zwischen 15 und 17 Euro gezahlt, in diesem Jahr seien es 39,90 Euro gewesen. Man habe darum andere, qualitativ hochwertigere Produkte gekauft, weil hier die Preissprünge nicht so hoch ausgefallen seien. Für die Finanzierung habe man Werbepartner konsultiert und die Preise für eine Mitfahrt auf einem Wagen von 50 auf 70 Euro erhöht. So werde sich für den Zuschauer am Wegesrand merklich nichts ändern. Man werde allerdings auf "wildes Rauswerfen" verzichten. Ebenso sei es in Delbrück. Durch die Innenstadt zieht zunächst am Sonntag, 19. Februar, der Kinderzug und am Rosenmontag, dem 20. Februar, dann der große Umzug. "So viel muss gar nicht geworfen werden", sagt der dortige Umzugskoordinator Johannes Westerhorstmann. "Sonst kommt nur viel auf den Müll." Ähnlich sieht das Stephan von Kölln. In Nieheim habe man bei gleichem Budget für den Rosenmontagsumzug weniger, aber hochwertige Kamelle bestellt. Die Preise für die Karnevalsveranstaltungen sind dort leicht angehoben worden. Dennoch rechne man nicht mit Gewinn und sei bereit, auf Rücklagen zurückzugreifen. "Wir können aber nicht dauerhaft Verluste machen", sagt der Vorsitzende der Nieheimer Karnevalsgesellschaft. Ab Aschermittwoch werde abgerechnet und die nächste Session geplant. "In Fürstenberg ist alles normal", weiß Uwe Fedderman, Präsident des Fürstenberger Carnevals Clubs. Für den Umzug am Rosenmontag habe man nun aber auf mehr fair gehandelte Kamelle zurückgegriffen. Die Preiserhöhungen sollten nicht zulasten der Feiernden gehen, sagt Marc Schriegel, Präsidiumssprecher des Steinheimer Karnevalsvereins. Darum sollen beim dortigen Umzug am Rosenmontag so viele Kamelle geworfen wie bisher auch. "Aktuell sitzt bei vielen das Geld nicht so locker", sagt er. Darum habe man auch die Preise für Getränke und Veranstaltungen nicht angeglichen. Ähnlich sieht das Holger Hanhardt, der Präsident der Grafschaftler Karnevalsgesellschaft Rietberg: "Die Kinder waren die Leidtragenden der Pandemie. Daher werden wir die Mengen an Wurfmaterial nicht reduzieren, sondern haben noch mal die Bestellungen erhöht." Am Rosenmontag findet dort erst der Kinderumzug statt und im Anschluss dann der große. "Wir werden bei gleichem Budget weniger werfen, dafür aber etwas hochwertigere Kamelle und hoffen dann, dass auch nicht so viel liegen bleibt", sagt Mark Elberg vom Karnevalsverein Brakel Radau. "Außerdem freuen wir uns über Spenden der heimischen Betriebe." Auch in Rheda-Wiedenbrück habe man auf andere Sorten Süßigkeiten zurückgegriffen. Allerdings wird beim Rosenmontagszug wohl rund ein Drittel weniger geworfen werden. "Wir waren gewillt, mehr Geld auszugeben, unsere Bestellung war aber nicht lieferbar", sagt Guido Lütkewitte, Vorstandsvorsitzender des Rosenmontagskomitees der Stadt Rheda-Wiedenbrück. Wie sonst auch habe man versucht eine Tonne Kamelle zu bestellen. Auch in Harsewinkel wird bei dem Umzug am Sonntag, 19. Februar, die Kamelle-Menge wegen Lieferengpässen knapp unter dem Vorjahresniveau liegen, weiß Siegfried &bdquo;Siggi“ Stahlberg vom Karnevalsverein Rote Funken. Auch die Konfetti-Beseitigung kostet mehr Die Vereine selber werfen kein Konfetti und rufen auch die Feiernden dazu auf, dies zu unterlassen. "Der normale Menschenverstand sollte dem Einhalt gebieten", sagt Thomas Köster, Schriftführer der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiße Garde Bad Driburg. "Wir sind froh, dass wir nach dem Umzug auf die Unterstützung des Bauhofes der Stadt zählen können, die mit ihren Reinigungsgeräten direkt in Anschluss an den Umzug den Urzustand der Straßen wieder herstellen. Das sollten wir alle nicht überstrapazieren." Auch die Stadtreinigung, ergänzt Keck, sei teurer geworden. "Die Kosten für Stadtreinigung inklusive dem Aufstellen von Straßensperren muss unser Verein zu 50 Prozent mitfinanzieren", erklärt Mark Elberg. Auch bei dem Umzug in Brakel, am Samstag, 18. Februar, wird kein Konfetti geschmissen. Die Folgen der Pandemie beeinflussen die Teilnehmerstärke Der Züge in der Region sind trotz der seit Pandemiebeginn teils abnehmenden Mitgliederzahl in Vereinen in etwa so mannstark wie 2020. In Paderborn rechnet man bei der Parade am Samstag, 18. Februar, mit 60 teilnehmenden Gruppen samt rund 2.000 Personen. Es gebe nur ein paar Absagen von Vereinen, die während der Pandemie Mitglieder verloren haben. "Die Leute sind ausgehungert und wollen soziale Kontakte pflegen", sagt Keck. In Rheda-Wiedenbrück merkt man die Nachwuchssorgen der Musikvereine. Statt sechs laufen in diesem Jahr vier Musikgruppen mit. Ansonsten käme man aber wie bisher auf 44 Einheiten. Auch in Bad Driburg sei das spürbar: "Wir stellen fest, dass die Bereitschaft zum Feiern sehr hoch ist. Nach dem Motto Feiern ja – Machen nein", sagt Köster. Musikkapellen hätten abgesagt, unter anderem wegen fehlender Übung durch die ausgefallenen Auftritte. Aber auch bei den übrigen Gruppen habe man Schwierigkeiten, sie "aus dem Pandemiekoma wieder für eine Teilnahme am Umzug zu gewinnen". Gründe seien auch hier Nachwuchssorgen, erhöhte Sicherheitsstandards für den Neubau eines Wagens und die Organisation drumherum. "Daher sind wir auch froh über Anmeldungen als Fußgruppe." Bislang hätten sich für den Umzug am Sonntag, 19. Februar, zwölf Motivwagen, etwa zehn Fußgruppen und vier Kapellen angemeldet.

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