Lage in der Region Neues Chapter gegründet: Hier wächst die Rocker-Szene in OWL

Bielefeld. In NRW zählen die Sicherheitsbehörden aktuell 855 Rocker, die sich in polizeilich relevanten Clubs wie den Hells Angels sammeln. Das Landeskriminalamt (LKA) in NRW hält gewalttätige Auseinandersetzungen in der Szene weiter für möglich. Auch in Ostwestfalen-Lippe ist die Szene in Bewegung. Sechs sogenannte "Outlaw Motorcycle Gangs (OMCGs)" zählt das LKA aktuell in NRW: Neben den Hells Angels fallen darunter der Outlaws MC, Gremium MC, die Freeway Riders sowie der Brothers MC und der Brothers Guard. Da die Bandidos vor rund eineinhalb Jahren in NRW verboten wurden, werden die (ehemaligen) Mitglieder – zum Zeitpunkt des Verbots immerhin etwa 370 – nicht mehr in der Statistik erfasst. Zuletzt in Erscheinung getreten sind die NRW-Rocker laut Behörden zuletzt im Bereich des Drogenhandels, durch Verstöße gegen das Waffengesetz sowie durch Gewalttaten. Ein Sprecher des LKA betont, es sei grundsätzlich weiterhin mit Auseinandersetzungen zwischen Rocker-Clubs oder unter deren Beteiligung zu rechnen. Immerhin gab es in jüngster Vergangenheit beispielsweise eine große Schlägerei im Ruhrgebiet zwischen Hells Angels und Angehörigen eines bekannten Clans. Jahre zuvor machten sogenannte "Rockerkriege" zwischen verschiedenen MCs Schlagzeilen, bei denen es auch Todesfälle gab. "Kein gewalttätiger Brennpunkt" In Ostwestfalen-Lippe sind mehrere Rocker-Ortsgruppen aktiv: Hells Angels, Freeway Riders, Brothers Guard – und ein verbotenes Probe-Chapter der Bandidos. Aber: "Die regionale Rocker-Szene in OWL weist derzeit, abweichend zum Bundesgebiet und anderen Orten in NRW, keine gewalttätigen Brennpunkte auf", heißt es von der Polizei Bielefeld. Einzelne Rocker fallen allerdings immer wieder strafrechtlich auf. Ansonsten hüllt sich die hiesige Polizei zur Rocker-Szene in Schweigen. Vor geraumer Zeit bezifferte die Behörde die Größe der Szene mit etwa 60 Personen, verteilt auf zwei Charter der Hells Angels in Bielefeld ("Hellfield" und "Bielefeld"), ein Chapter der Freeway Riders in Bad Salzuflen, ein Chapter des Brothers Guard in Horn-Bad Meinberg (beide Kreis Lippe) und ein (ehemaliges) Chapter der Bandidos in Delbrück (Kreis Paderborn). Behörden weisen immer wieder darauf hin, dass es innerhalb der Szene enorme Schwankungen gibt, was etwa die Mitgliederzahlen angeht. Bei den hiesigen Hells Angels zeigen Recherchen dieser Redaktion zum Beispiel, dass die Rocker offenbar wieder vereint mit dem Schriftzug "Bielefeld" auf der Kutte unterwegs sind. Auf der offiziellen Website der Hells Angels werden allerdings weiter zwei Charter in Bielefeld verortet – neben der 2008 gegründeten Bielefelder Dependance auch "Hellfield" (Gründung 2018). Überschneidungen zur rechtsextremen Szene Kürzlich ist die Rocker-Szene in OWL noch einmal gewachsen: Im vergangenen Monat wurde offiziell ein weiteres Chapter der Freeway Riders gegründet. Genauer: Ein sogenanntes "Prospect-Chapter" – also auf Probe – in Detmold. Dieses ist nach Informationen dieser Redaktion aus dem Honour MC im Kreis Lippe hervorgegangen. Ende November fand offenbar eine "Willkommens-Party" für die Detmolder Rocker sowie ein weiteres neues Chapter in Hennef statt. Damit ist das Detmolder Chapter die zweite Ortsgruppe im Raum Lippe. Schon einige Jahre existiert in Bad Salzuflen eine weitere Dependance. Bei dieser – auf den Kutten stehen Bezeichnungen wie "OWL" und "Hermannsland" – sind klare Überschneidungen zum rechtsextremen Spektrum sowie der (ehemaligen) Hooligan-Szene in Bielefeld festzustellen. Auch ein anderer Club zeigt mittlerweile klare Expansion-Pläne: der Brothers Guard MC. Eigentlich gehörten die Rocker um den rechten Youtuber Tim K. aus dem Raum Lippe zum Brothers MC. Doch nach internen Streitereien spaltete man sich vor gut einem Jahr offiziell ab, wandelte den Namen und Abzeichen ab. Beide Clubs existieren nun unabhängig voneinander. Während der Brothers MC mit sieben Chaptern (33 Mitglieder) in NRW vertreten ist, kommt der Brothers Guard auf zehn Mitglieder – gesammelt in der Gruppe "Salt City" in Bad Salzuflen. Früher gab es weitere Rockerclubs in OWL Ob es dabei bleibt? Im Bundesgebiet gründen sich immer wieder neue Ortsgruppen des Brothers Guard. Mal in Bayern, bald offenbar in Berlin. In sozialen Medien gibt es Hinweise auf weitere Ortsgruppen, etwa in Sachsen und Rheinland-Pfalz. Die Sicherheitsbehörden beobachten die Entwicklung genau – und stufen auch deshalb den Rockerclub als polizeilich relevant ein. Übrigens: Vor Jahren waren in der Region weitaus mehr Rockerclubs vertreten. So zum Beispiel der Gremium MC in Detmold, der nicht mehr existiert. Eine Outlaws-Gruppe im Raum Paderborn wechselte zu den Bandidos und wurde später verboten, ein Chapter in Lübbecke existiert ebenfalls nicht mehr. Die rockerähnlichen United Tribuns Bielefeld haben sich ebenfalls nur wenige Jahre nach der Entstehung aufgelöst. Offen ist, ob eine rockerähnliche Gruppe mit dem Namen "Bellator" im Raum Bad Oeynhausen weiterhin existiert. Ob es weitere Gruppen gibt, die derzeit in den Raum OWL drängen, bleibt offen. Die Polizei gibt dazu keinerlei Auskunft, "da es sich bei derartigen Einschätzungen um interne polizeiliche Bewertungen handelt."

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