Verbot der United Tribuns Hells Angels und Co.: Diese Rocker-Gruppen sind in Deutschland verboten

Bielefeld. Mit einem Schlag hat der Staat gegen die rockerähnliche Gruppierung United Tribuns ausgeholt und den Club in Deutschland verboten. Es war längst nicht das erste Vereinsverbot von kriminellen Motorrad-Clubs oder Gangs in Kutten. Die Liste ist lang. Die United Tribuns gelten mehr als eine Streetgang, als als klassischer Rockerclub. In Baden-Württemberg von Personen aus der Türsteher-Szene gegründet, eigneten sich die Mitglieder jedoch das Auftreten von Hells Angels und Co. an - sprich: Kutten, Abzeichen, Hierarchie. Teils gerieten die Mitglieder der United Tribuns mit anderen Rockern aneinander, in Leipzig zum Beispiel wurde ein Kuttenträger von einem Hells Angel auf offener Straße erschossen. Den bundesweit gut 100 Mitgliedern werden schwerste Straftaten wie Gewalt und Menschenhandel vorgeworfen - genug für ein Verbot der 13 Ortsgruppen, sogenannter Chapter (bei den Hells Angels heißen diese Charter). In NRW verfügten die United Tribuns über vier Chapter, vor allem im Ruhrgebiet und dem Raum Wuppertal. Es ist nicht das erste Verbot eines Rockerclubs in Deutschland. Angefangen hat alles vor fast 40 Jahren. Damals wurden die Hells Angels in Hamburg verboten, die zuvor durch Gewalttaten aufgefallen waren - und sogar für Tote sorgten. Mittlerweile gibt es im Raum Hamburg wieder ein Charter der Höllenengel, welches aber nicht als Nachfolgeorganisation gilt. Wenige Jahre später wurden verschiedene Chapter des Gremium MC in Baden-Württemberg verboten - dieses Verbot wurde jedoch später gekippt. Generell werden Rocker - in Deutschland beziffern Sicherheitsbehörden die Gesamtzahl auf bis zu 10.000 Personen - zum Teil auch der Organisierten Kriminalität zugerechnet. So nennen Ermittler im Rocker-Kontext auch Straftaten wie Menschenhandel, Drogenhandel oder Gewaltdelikte als "Rockerkriminalität". Sind sich Ermittler sicher, dass es einem Club nicht nur um gemeinsames Motorradfahren geht, sondern kriminelle Aktivitäten im Fokus stehen, kommt es häufig zu Verboten. Viele Verbote während des "Rockerkriegs" 2001 wurden schließlich erneut Hells Angels verboten, erstmals in NRW. Konkret: in Düsseldorf. In den Jahren darauf entwickelte sich allerdings der sogenannte Rockerkrieg in Deutschland. Hells Angels und Bandidos bekämpften sich regelrecht, es ging um Gebietsansprüche und auch persönliche Motive. Schwerpunkte dabei waren NRW, Norddeutschland und Berlin. Kein Wunder, dass es in den Jahren zwischen 2009 und 2012 ein knappes Dutzend Verbote gab, vor allem in diesen Regionen. Getroffen hat das zum Beispiel Bandidos und deren Supporter (etwa in NRW, Schleswig-Holstein und Brandenburg), die Hells Angels (beispielsweise in Köln, Hessen und Norddeutschland) - aber auch ein Chapter der Mongols in Bremen. Doch auch in den Folgejahren traf die großen, bekannten sogenannten "Outlaw Motorcycle Gangs", kurz OMCGs, immer wieder Verbote. 2013 wurde beispielsweise der Gremium MC in Sachsen verboten, 2014 die Hells Angels in Göttingen (Niedersachsen). Wegen eines Rockerkrieges im Raum Duisburg mit den Höllenengeln, wurde 2015 zudem der holländische Club Satudarah bundesweit verboten. 2018 wurde bereits vor den United Tribuns eine rockerähnliche Gruppe verboten: die "Osmanen Germania", die sich selbst als Boxclub bezeichneten. Deren Mitglieder trugen allerdings Kutten und typische Rocker-Abzeichen). Wieso Rocker keine Kutten mehr tragen Für Aufsehen sorgte vor etwas mehr als einem Jahr zudem das Verbot der "Federation West Central" der Bandidos, einem Zusammenschluss von Bandidos-Chaptern in NRW und den angrenzenden Bundesländern. Dabei wurde auch eine Ortsgruppe in OWL verboten: das sehr junge Probe-Chapter im Raum Paderborn. Die Bandidos klagten jedoch gegen das Verbot, eine Entscheidung beim Bundesverwaltungsgericht erscheint aber noch in weiter Ferne. Ermittler betonen immer wieder, keine Aktivitäten der verbotenen Bandidos in Westdeutschland festzustellen. Übrigens: Durch solche Verbote ist es den verschiedenen Rocker-Gruppen auch nicht mehr erlaubt, ihre Abzeichen öffentlich zu tragen. Grund ist das Vereinsgesetz. Die Regelung besagt vereinfacht gesagt: Ist eine Teilorganisation einer Rocker-Bande in Deutschland verboten, darf der gesamte Club keine Abzeichen mehr tragen. Egal, ob die Mitglieder von dem Vereinsverbot betroffen sind, oder nicht. Der Grund: Ermittler und Sicherheitsbehörden sehen in den Abzeichen von Hells Angels und Co. auch ein gewisses Droh- und Einschüchterungspotenzial. Dieses will man den Mitgliedern dadurch nehmen. Eine chronologische Liste bestehender Rockerverbote in Deutschland: 1983: Hells Angels Hamburg 2001: Hells Angels Düsseldorf 2009: Chicanos Barnim (Brandenburg, Supporter-Club der Bandidos) 2010: Bandidos Neumünster, Hells Angels Flensburg (beide Schleswig-Holstein) 2011: Mongols Bremen, Hells Angels "Borderland" (Pforzheim, Baden-Württemberg), Hells Angels in Frankfurt sowie das Charter "Westend" (Hessen) 2012: Hells Angels Kiel (Schleswig-Holstein), Bandidos Aachen (NRW, zudem mehrere Supporter-Gruppen in der Region verboten), Hells Angels und Red Devils "Cologne" (Köln, NRW), Hells Angels "Berlin City" 2013: Hells Angels Bremen, Gremium MC in Sachsen, Hells Angels "Oder City" und "Oder City Kurmark" (Raum Frankfurt/Oder, Brandenburg) 2014: Schwarze Schar MC Wismar (Mecklenburg-Vorpommern), Hells Angels Göttingen 2015: Satudarah MC (bundesweit) 2016: Hells Angels Bonn 2017: Hells Angels Concret City" (Erkrath, NRW) 2018: Osmanen Germania (bundesweit - Club bezeichnete sich selbst als Boxclub, Mitglieder eigneten sich aber Auftreten von Rockern an) 2021: Hells Angels "Southgate" (Raum Heidelberg, Baden-Württemberg), Bandidos Witten/Hohenlinburg (NRW, auch eine Supporter-Gruppe verboten), Bandidos "Federation West Central" (Zusammenschluss aus Chaptern in NRW, Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz) 2022: United Tribuns (bundesweit)

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