Hells Angels und Co. Wieso die Rocker-Szene in NRW wieder wächst

Bielefeld. Lange Zeit war es in NRW ruhig um Rocker-Clubs wie die Hells Angels. Doch das ändert sich aktuell. Grund dafür ist das Ende der Corona-Maßnahmen. Die Rocker werden wieder sichtbarer. Für die Sicherheitsbehörden von Vorteil. Sie können die Szene wieder genauer beobachten. Erste Erkenntnisse scheinen bereits vorzuliegen. Lange Zeit waren wegen der Corona-Maßnahmen große Treffen und Feiern nicht erlaubt. Auch für Rocker nicht. Club-Partys oder gemeinsame Ausfahrten fanden kaum statt. Doch das änderte sich mit dem Ende der Maßnahmen und mit besserem Wetter. Etwa in OWL. Ende April donnerten mehrere Dutzend Mitglieder der hiesigen Hells Angels und Personen aus deren Umfeld auf Motorrädern und hochmotorisierten Sportwagen durch Ostwestfalen-Lippe. Manche tragen Kutten mit der Aufschrift "HAMC Bielefeld". In sozialen Medien wurden fleißig Fotos und Videos geteilt - die Polizei spricht in solchen Fällen von "Präsenz zeigen". Fotos zeigen auch: Die Polizei hat manche Rocker während einer ihrer Ausfahrten kontrolliert. Durch solche Kontrollen können Sicherheitsbehörden Informationen über die Szene gewinnen. Wer ist Mitglied eines sogenannten polizeilich relevanten Motorradclubs? Wie viele Mitglieder hat ein Chapter (Ortsgruppe, bei Hells Angels heißen diese Charter)? Wer bewegt sich in dem Umfeld? Doch die Corona-Maßnahmen haben die Möglichkeiten der "polizeilichen Informationsgewinnung" eingeschränkt, wie ein Sprecher beim Landeskriminalamt (LKA) in NRW dieser Redaktion berichtet. Er bestätigt: "Die erfolgenden Lockerungen der behördlichen Maßnahmen lassen sowohl eine wahrnehmbare Steigerung der Aktivitäten der Rockerclubs als auch eine Verbesserung der Möglichkeiten polizeilicher Informationsgewinnung erwarten." Exakt 889 Rocker in NRW - ohne Bandidos Und es scheinen bereits neue Informationen vorzuliegen. Berichteten Sicherheitsbehörden Anfang des Jahres noch von gut 840 Rockern, sind es mittlerweile exakt 889, die Clubs wie den Hells Angels, Outlaws, Gremium oder Freeway Riders zugeordnet werden (Stand: Juli 2022). Das LKA bezeichnet die Mitgliederzahl aber generell als stabil, wenngleich die gemeldeten Mitglieder-Zahlen bis zuletzt immer weiter zu sinken schienen. Die Behörde spricht zudem von einer Fluktuation innerhalb der Szene: Immer wieder lösen sich Ortsgruppen auf, an anderer Stelle entstehen dafür neue Chapter oder Charter - teils mit denselben Mitgliedern. Die Gesamtzahl der Rocker in NRW dürfte insgesamt aber sogar noch mal höher sein: Immerhin wurde vor gut einem Jahr die Dachorganisation "Federation West Central" der Bandidos verboten. Alle Chapter in NRW sowie den angrenzenden Bundesländern wurden auf einen Schlag verboten, mehrere hundert Rocker waren davon betroffen. Den Sicherheitsbehörden sind zwar keine Aktivitäten oder Neugründungen bekannt - doch schon immer betonten Experten, dass die ehemaligen Bandidos nicht plötzlich verschwunden seien oder der Szene den Rücken gekehrt haben. Das zeigt auch ein Blick nach OWL: Eine Führungsperson des verbotenen Probe-Chapters in Paderborn hat sich nach Informationen von nw.de jüngst das Wort "Bandido" ins Gesicht tätowieren lassen. Andere Bandidos aus NRW zeigen sich auf Fotos - meist im Ausland - auch weiterhin mit Bandidos-Kutte oder Club-Abzeichen.

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