So verlief der Start des Tankrabatts in OWL

Bielefeld. Die Energiesteuersenkung ist am Mittwoch zunächst in großen Teilen bei den Spritpreisen angekommen. E10 war am Vormittag um rund 30 Cent pro Liter billiger als 24 Stunden zuvor, Diesel um rund 14 Cent, wie der ADAC mitteilte. "Die Senkung heute Morgen ging schneller als erwartet. Das ist schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung. Es fehlt aber noch ein gutes Stück", sagte ADAC-Kraftstoffmarkt-Experte Christian Laberer. Im bundesweiten Durchschnitt kostete E10 am Mittwoch um 9.50 Uhr laut ADAC 1,881 Euro pro Liter, Diesel 1,941 Euro. Um diese Zeit ist der Spritpreis an normalen Tagen in der Regel etwas höher als im späteren Tagesdurchschnitt. Insgesamt gebe es viel Bewegung, sagte Laberer. In Nordrhein-Westfalen habe die Senkung der Energiesteuer zu teils extremen Preisunterschieden geführt, sagte Thomas Müther, Sprecher des ADAC in NRW. "Bei den Spritpreisen gibt es teilweise Unterschiede von 20 bis 40 Cent je Liter und das auch an Tankstellen, die sehr nah beieinanderliegen. Der Preis für Super E10 lag in Köln an manchen Tankstellen unter 1,80 Euro, der Dieselpreis bei 1,81 Euro. Es gibt aber auch Tankstellen, an denen vom Tankrabatt noch wenig bis gar nichts zu sehen ist." Das liege unter anderem daran, dass der bereits im Mai eingekaufte Sprit noch zu höheren Preisen verkauft werde. Entwicklung erst in einigen Tagen sichtbar "Spannend wird sein, wie sich die Preise im Tagesverlauf entwickeln, wenn deutlich über 14.000 Tankstellen in Deutschland geöffnet haben und ihre Preise an die Markttransparenzstelle melden", sagte Müther. "Entscheidend für einen ersten validen Vergleich zu den letzten Tagen wird dann der Tagesdurchschnittspreis vom heutigen Mittwoch sein." Er rät dazu, "die Spritpreise mithilfe entsprechender Apps zu vergleichen und zu schauen, wo rund um den Wohn- oder Arbeitsort oder entlang der Route die günstigsten Tankstellen sind. Wer noch genug Sprit im Tank hat, der sollte versuchen, immer am Abend zu tanken. Zwischen 18 und 19 und 20 und 22 Uhr ist es am günstigsten." Auch an den Zapfsäulen in Ostwestfalen-Lippe kommt die Steuersenkung an - das große Chaos zu den Stoßzeiten blieb bislang aus. &bdquo;Es ist nicht voller als sonst“, berichtet Kerstin Hartmann, Mitarbeiterin der Esse-Tankstelle am Nordring in Gütersloh. &bdquo;Mit dem Feierabend könnte es vielleicht mehr werden“, meint sie. Auch in Minden bildeten sich keine langen Schlagen an den Tankstellen. Etwas anders verlief der Vormittag an der Avia-Tankstelle an der Neuenkirchener Straße und an der bft-Tankstelle an der Wiedenbrücker Straße in Gütersloh: Die Mitarbeiter sprachen von deutlich mehr Andrang als an den vergangenen Tagen. Ähnlich äußern sich auch Tankstellenbetreiber im Kreis Lippe. Volker Siekmann betreibt beispielsweise die Aral-Tankstelle in Helpup direkt an der Bundesstraße. Früh am Morgen sei der Andrang groß gewesen. Auch im Kreis Herford war an den Zapfsäulen viel los. Das Bünder Tankcenter Halstenberg teilt auf Anfrage mit: "Jetzt sind wir schon fast leer!", sagt eine Mitarbeiterin und meint damit die Vorräte der Tankstelle. Tankstellen in Paderborn berichten, dass sie von Kunden "überrannt" worden seien. "Vom Bauchgefühl her würde ich sagen, dass doppelt so viele hier waren, als gestern", sagt Bernd Schröder, Betreiber der SB-Tankstelle an der Straße Im Dörener Feld. Thomas Müller, Pächter der Avia-Tankstelle am Frankfurter Weg, bestätigt diese Beobachtung. "Heute Morgen gab es einen regelrechten Ansturm auf die Zapfsäulen." "Preise in den Wochen vorher entsprechend angehoben" Und wie entwickeln sich die Preise? "Bei uns deutlich preiswerter", schreibt eine NW-Leserin auf Facebook. So richtig freuen können sich die meisten Leser jedoch nicht: Sie vergleichen den Diesel- und Benzinpreis mit dem von vor einigen Wochen - und kommen zu folgendem Ergebnis: "Vor circa acht Wochen war der Benzinpreis genau bei 1,92 Euro! Dann wurde die Benzinpreissenkung bekannt. Nachdem dann innerhalb von acht Wochen die Preise wieder auf 2,22 Euro hochgegangen sind, die sehnlichst erwartete Preissenkung! Nun haben wir wieder 1,92 Euro." Ähnlich berichten auch diese Facebook-User: "Ja, niedriger als kurz vorher, aber nicht auf dem Level, wo dieser im Vergleich zum Ölpreis sein müsste und schon gar nicht auf dem Level, wo er von Anfang Mai sein müsste. Denn die Konzerne haben schon Anfang Mai begonnen, die Steuererleichterung mit Preiserhöhungen zu relativieren." Ein anderer schreibt: "Sie haben die Erleichterung weiter gegeben, nachdem sie die Preise in den Wochen vorher entsprechend angehoben haben". >>> Lesen Sie auch: Benzin und Diesel günstiger - das müssen Sie zur Preissenkung wissen Zur Erinnerung: Am 24. März hat die Bundesregierung das Entlastungspaket beschlossen. Darin enthalten ist neben dem Neun-Euro-Ticket auch die gesenkte Energiesteuer im Juni, Juli und August. Die Steuerbelastung sinkt damit um 35,2 Cent pro Liter bei Superbenzin und um 16,7 Cent pro Liter bei Diesel. Aber: Wie viel der Sprit an der Tankstelle kostet, bestimmen Tankstellenbetreiber und Mineralölkonzerne. Diesel an einzelnen Zapfsäulen zeitweise ausverkauft Die gesunkenen Preise sorgten am Mittwoch für kräftige Nachfrage an den Tankstellen. Der Bundesverband freier Tankstellen (bft) berichtete, dass an einzelnen Zapfsäulen Diesel zeitweise ausverkauft gewesen sei. Die Kaufzurückhaltung sei weg: "Die Autofahrer füllen ihren Tank auf für das Pfingstfest", hieß es. Laut Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x) kam es allerdings zunächst nicht zu einem Ansturm auf die Tankstellen. Auch der Zentralverband des Tankstellengewerbes (ZTG) sprach von einer entspannteren Situation als befürchtet. Die Preise seien zurückgegangen, "dennoch stürmen die Verbraucher bisher keineswegs die Tankstellen". Vor der Spritpreissenkung hatte es auch Spekulationen über mögliche Versorgungsengpässe am Mittwoch gegeben. Hintergrund ist auch hier das Steuersystem, das den Tankstellen erst seit Mittwoch den Einkauf zum niedrigeren Steuersatz ermöglicht. Volle Tanks mit der alten Steuerlast seien unter kaufmännischen Gesichtspunkten nicht verkraftbar, erklärte der bft. Der Füllstand der Tanks an den Tankstellen habe zum Teil zunächst nur bei 20 bis 30 Prozent gelegen. Vom ZTG hieß es dagegen, Leerstände seien nicht zu befürchten. "Bisher sieht es so aus, dass die Verbraucher verstanden haben, dass die Steuersenkung eben nicht nur am 1. Juni gilt." Mit Informationen der dpa.

Meistgelesen