100 Autonome in der Region: So steht es um die linksextreme Szene in OWL

Bielefeld. Deutschlandweit machen Linksextreme immer wieder auf sich aufmerksam. Sei es mit Demonstrationen oder mit Aktionen gegen Rechts. Doch auch mit Gewalt und Straftaten. Bundesweit findet laut Sicherheitsbehörden eine Radikalisierung der Szene statt. Doch wie steht es um die linksextreme Szene in NRW und vor allem OWL?Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnt in Deutschland vor einer immer weiter gehenden Radikalisierung in der linksextremen Szene. Diese äußere sich beispielsweise darin, dass Angriffe auf politische Gegner professioneller und geplanter ausgeführt werden. In NRW berichtet der hiesige Verfassungsschutz gegenüber dieser Redaktion, dass der Trend der Radikalisierung im Bundesland mittlerweile eher stagniert. Denn gibt es in NRW nicht unbedingt linksextreme Hochburgen wie etwa in Hamburg, Leipzig oder Berlin. Zwar sei die Radikalisierung in Form von sinkenden Hemmschwellen beim Einsatz von Gewalt erkennbar, wie es im NRW-Verfassungsschutzbericht 2020 heißt. Allerdings sei diese nicht flächendeckend erfolgt. "Die Entwicklung hat sich eher abgeschwächt und stagniert derzeit auf vermindertem Niveau", berichtet eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums.Gewalt hegen die Polizei Dennoch gab es auch hier Entwicklungen, in denen die linksextreme Szene aktiv geworden ist. Zum Beispiel bei der Diskussion um das NRW-Versammlungsgesetz, gegen das sich das linksextreme Spektrum positioniert. So kam es bei einer entsprechenden Demonstration zu Gewalt gegen die Polizei. Noch immer aktiv ist das linke Spektrum beim Protest im rheinischen Braunkohlegebiet. Zwar sei der Hambacher Forst trotz der gestoppten Rodungen weiterhin ein Thema - "aber der Schwerpunkt liegt derzeit am Tagebau Garzweiler II in den weitgehend im Zuge der Braunkohleplanung freigezogenen Dörfern Mönchengladbach-Lützerath und -Keyenberg." Das Personenpotenzial der Linksextremisten in NRW ist seit mehreren Jahren nahezu unverändert, berichtet die Sprecherin. "Auch 2021 scheint sich diese Tendenz fortzusetzen. Dies gilt genauso für die Zahlen zur politisch motivierten Kriminalität im Bereich links." Aktuell werden in NRW 2.570 Linksextremisten gezählt, davon etwas mehr als 1.000 Autonome. Generell gelten vor allem Ballungsräume als Schwerpunkte, etwa Universitätsstädte.Starke Vernetzung In OWL werden der hiesigen autonomen Szene etwa 100 Personen zugerechnet. "Den Schwerpunkt bildet der Raum Bielefeld mit einer gut vernetzten und aktiven Szene", berichtet die Sprecherin. Wesentliche Themenfelder sind seit Jahren Antifaschismus und Antirassismus. Je nach Aktualität spielen andere Themenbereiche wie Antikapitalismus, Antirepression (gegen "staatliche Überwachung und Strafverfolgung linksextremistischer Aktionen), Antigentrifizierung (gegen den innerstädtischen Wandel und den Erhalt von Freiräumen) und Antipatriarchalismus eine Rolle.Eine führende Rolle der hiesigen Szene nimmt laut NRW-Verfassungsschutz die "Antinationale Linke Bielefeld (ALiBi)" ein. Dies äußere sich zum einen durch ein hohes Mobilisierungspotenzial, zum anderen durch eine starke Vernetzung. Der Gruppierung werden 20 bis 25 Personen zugerechnet, mehrere Aktivisten sind bereits in den vergangenen Jahren durch Straftaten aufgefallen - teils sogar gleich mehrere.Demonstration bei Tönnies Die Gruppe beschreibt sich selbst als linksradikal und als Kämpfer für den Kommunismus. In sozialen Medien existieren Fotos, auf denen mutmaßliche Mitglieder der "ALiBi" mit Maler-Overalls, Sonnenbrille und Mundschutz im Sommer des vergangenen Jahres vor der Villa von Clemens Tönnies demonstrieren. Die Demonstration, deren Grund der Corona-Ausbruch in dem Schlachtbetrieb Tönnies sowie die Situation der Arbeitnehmer war, beschäftigte später die Polizei.Auch die "Jugendantifa Bielefeld" wird vom NRW-Verfassungsschutz genannt. Diese tritt immer wieder in Erscheinung - in den vergangenen Monaten habe sie aber seltener auf sich aufmerksam gemacht. Die "Jugendantifa Bielefeld" beschreibt sich ebenfalls als linksradikal, in sozialen Medien scheint ihr Feindbild klar: die Polizei.

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