3G-Regel bei Bussen und Bahnen in OWL umsetzbar?

Bielefeld/Paderborn. Busse und Bahnen leiden seit dem Beginn der Corona-Pandemie besonders stark unter deren Folgen. Die Fahrgastzahlen gingen im Vorjahr zeitweise um 70 Prozent zurück. Doch mittlerweile vertrauen wieder viele Menschen den Angeboten von Bussen und Bahnen. Doch die von den Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP angestoßene Debatte um eine mögliche Einführung der 3G-Regel für die Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) stößt nun erneut auf Skepsis in der Branche. &bdquo;Das ist weit weg von der Praxis", sagt etwa Jennifer Jordan, Leiterin Marketing und Kommunikation beim Paderborner Stadtbusanbieter Padersprinter. &bdquo;Dann brauchen wir uns über einen Fahrplan gar nicht mehr zu unterhalten", sagt sie mit Hinweis darauf, dass etwaige Kontrollen einer solchen Regel bei den Fahrgästen im verdichtet getakteten Fahrbetrieb im Stadtgebiet kaum darstellbar sei. In Stadtbussen, wie sie der Padersprinter betreibe, gebe es keinen kontrollierten Vordereinstieg beim Fahrer. An den Haltestellen würden alle Türen geöffnet, um ein problemloses Ein- und Aussteigen der Fahrgäste zu ermöglichen. Deswegen sei die Durchsetzung einer 3G-Regel mit den dafür notwendigen Kontrollen &bdquo;aus unserer Sicht nicht praktikabel", so Jordan weiter. "Der ÖPNV ist keine Virenschleuder" Man verstehe zwar, dass die Politik angesichts der aktuell wieder stark ansteigenden Inzidenzzahlen über vielfältige Möglichkeiten nachdenke, die Situation wieder zu verbessern. Doch: &bdquo;Der ÖPNV ist keine Virenschleuder und kein Infektionsherd", so Jordan. Dies habe eine von der Branche und den Bundesländern gemeinsam in Auftrag gegebene Untersuchung bei der Berliner Charité belegen können. &bdquo;Unter den gegebenen Rahmenbedingungen, wie Maskenpflicht, kurze Fahrzeiten und deutlich erhöhtem Reinigungsaufwand durch die Unternehmen konnte dabei in den Fahrzeugen keinerlei erhöhtes Infektionsrisiko ermittelt werden", schreibt dazu der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Dessen Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff weist ebenfalls darauf hin, dass &bdquo;in einem offenen System mit täglich mehreren Millionen Fahrgästen keine lückenlosen Kontrollen stattfinden können". Gerade bei häufigem Fahrgastwechsel und Haltestellen in kurzen Abständen sei dies &bdquo;nur stichprobenartig umsetzbar".Wolff verweist zudem darauf, dass der ÖPNV eine Beförderungspflicht habe und diese nur unter ganz bestimmten Kriterien ausgesetzt werden dürfe. &bdquo;Sofern die künftigen Regierungskoalitionäre sich weitergehende Kontrollen vorstellen, müssen sie die Frage beantworten, wie die öffentliche Mobilität dann aufrechterhalten werden soll und ob beispielsweise die Bundespolizei die Kontrollen dann auch im ÖPNV durchführt", unterstreicht Wolff. "Wir werden eine Lösung zur Umsetzung prüfen und entwickeln" Ähnlich äußert sich auch der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) auf Anfrage dieser Zeitung. &bdquo;Sollten die Pläne für eine Zutrittsbeschränkung in Bus und Bahn im Rahmen einer 3G-Pflicht realisiert werden, werden wir eine Lösung zur Umsetzung prüfen und entwickeln", sagt der NWL zwar einerseits zu. Der Aufgabenträger gibt zugleich aber auch zu bedenken, dass flächendeckende Kontrollen kaum zu realisieren und, wenn überhaupt, nur stichprobenartig umsetzbar sind". Zur Ahndung von möglichen Verstößen gegen eine solche Regel sagt der NWL: &bdquo;Wenn die Vorgabe in der Corona-Schutzverordnung übernommen wird, kann die Ahndung analog der Maskenpflicht nur von Bundespolizei oder Ordnungsämtern übernommen werden." Das Bielefelder Unternehmen MoBiel, das in der Stadt Linienbusse und ein Stadtbahnsystem betreibt, äußert sich zurückhaltend zur möglichen G3-Regel in Bussen und Bahnen. &bdquo;Die Bielefelder Verkehrsbetriebe MoBiel sind an einer bundesweiten, einheitlichen Regelung interessiert", heißt es dazu auf eine Anfrage zu diesem Thema. Was die Einschätzung der 3G-Regel betreffe, verweise man auf die Position des VDV.

Meistgelesen