Wie das Klinikum Bethel Menschen für die Kinderkrankenpflege begeistert

Bielefeld. Der Fachkräftemangel belastet das Gesundheitswesen aktuell so stark, dass die medizinische Versorgung von Kindern in Gefahr ist. &bdquo;Den Kinderkliniken in NRW steht das Wasser bis zum Hals", warnt der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Hans-Albert Gehle. Landesweit müssen Kliniken Patienten abweisen oder in andere Bundesländer verlegen, da zwei Drittel der Kinderkliniken bereits die Bettenzahl reduzieren mussten. Auch in OWL besteht Personalnot in der Pflege, doch mit Investitionen in Pflegeschulen, Weiterbildungsprogramme und flexible Dienstplanung kämpfen die Kliniken dagegen an. Das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) hat darüber hinaus ein einzigartiges Traineeprogramm entwickelt. Während viele Kliniken für Stellenangebote in der Pflege kaum oder keine Bewerber finden, sind im Postfach von Vera Zöllner, der pflegerischen Klinikleitung im Kinderzentrum Bethel, seit April bereits 26 Bewerbungen eingetroffen. Sie alle stammen von Pflegekräften, die ihre Zukunft in der Kinderkrankenpflege sehen und deshalb das Traineeprogramm des Kinderzentrums Bethel absolvieren möchten. Sieben Bereiche in sieben Monaten Dabei durchlaufen die Schüler bei vollem Gehalt und mit Übernahmegarantie in sieben Monaten sieben Bereiche des Kinderzentrums. &bdquo;Sechs Stationen und die Notaufnahme, damit die Trainees das gesamte Spektrum der Kinderkrankenpflege kennenlernen können", erklärt Zöllner. &bdquo;In jedem Bereich haben die Trainees Mentoren und werden immer zusätzlich in den Dienstplan eingeteilt. Trotzdem übernehmen sie Verantwortung und betreuen auch eigenständig Patienten." Zudem umfasst das Programm laut Zöllner pro Station drei Schulungstage zur Vermittlung von Fachwissen, aber auch zur Reflexion der Arbeit und zum kollegialen Austausch. &bdquo;Am Ende der Ausbildung steht dann die Wahl des Wunscharbeitsplatzes." Voraussetzung für die Aufnahme in das Programm ist nach Angaben Zöllners eine dreijährige Ausbildung in der Pflege: &bdquo;Wir stellen also nicht nur Berufs- oder Wiedereinsteiger der Kinderkrankenpflege ein, sondern auch Quereinsteiger aus der Krankenpflege." Offen sei das Programm grundsätzlich auch für ausgebildete Altenpfleger. Elf Trainees sind bereits im Einsatz Elf Trainees sind laut Zöllner bereits im Einsatz und weitere Bewerbungsverfahren laufen. Mit dabei sind junge Berufseinsteiger wie die 22-jährige Evelin Horch, aber auch erfahrene Kräfte aus der Erwachsenenpflege, wie die 56-jährige Sabine Spiekermann. Während Horch die Rolle als Schülerin noch kennt, da sie im Sommer ihre Ausbildung zur Kinderkrankenpflegerin abgeschlossen hat, muss sich Spiekermann nach 30-jähriger Tätigkeit in der Erwachsenenpflege wieder neu darauf einlassen. &bdquo;Das war auch für Kollegen nicht immer einfach, die mir als ausgebildete und erfahrene Pflegekraft sofort sehr viel zutrauten. Doch die Pflege von Kindern unterscheidet sich sehr von der von Erwachsenen, daher bin ich trotz der Erfahrung aktuell auch Schülerin, die sich sehr viel neues Wissen aneignen muss." Mitunter ist sich die Gütersloherin nicht immer sicher, ob sie der Herausforderung gewachsen ist. &bdquo;Doch der regelmäßige Austausch mit unseren Mentoren, Ausbildern und den anderen Schülern hat mir dabei sehr geholfen und auch Mut gemacht." Inzwischen ist sich Spiekermann, die Ende des Monats ihre Ausbildung beendet, sicher, dass der Wechsel in die Kinderkrankenpflege der richtige Schritt für sie war. &bdquo;Ich war vorher nicht zufrieden und bin sehr froh über den Neuanfang. Nach 30 Jahren erfahre ich endlich mehr Wertschätzung, auch in der Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegekräften." Kinderkrankenpflege als Berufung Zudem hat sie auch einen persönlichen Bezug zum Kinderzentrum Bethel. &bdquo;Ich lag in den 1960er-Jahren selber als Frühchen in der Klinik, deshalb hat mich das Thema immer fasziniert." Als ihre beiden Kinder ausziehen, kommt das Thema noch einmal in ihr hoch. &bdquo;Umso glücklicher bin ich, dass ich nun die Chance bekommen habe, mit Kindern zu arbeiten." Für ihren Neustart hat sich Spiekermann für die neuropädiatrische und gastroenterologische Station sowie die Infektionsstation für Kinder und Jugendliche aller Altersstufen im Kinderzentrum entschieden. Evelin Horch hat hingegen noch vier Monate Ausbildung vor sich, bevor sie sich für eine Station entscheidet. &bdquo;Ich bin sehr froh, dass ich vor meiner Wahl alle Bereiche kennenlernen kann und nicht direkt nach der Ausbildung ins kalte Wasser geschmissen werde", erklärt die Gütersloherin. Doch unabhängig vom Fachbereich steht für die 22-Jährige bereits seit Jahren fest, dass die Kinderkrankenpflege ihre Berufung ist. &bdquo;Natürlich ist die Arbeit auch anstrengend und nicht immer einfach, aber das Positive überwiegt deutlich. Wenn ich Kindern und ihren Eltern helfen kann, habe ich das Gefühl etwas Gutes zu tun." Traineeprogramme laufen auch in der Pflege für Erwachsene Horch konzentriert sich deshalb auf die positiven Seiten ihres Berufs. Diesen Fokus verfolgen auch die Programmkoordinatorinnen Vera Zöllner und Theresa Fritschen, die das Konzept für das Traineeprogramm im Kinderzentrum entwickelt haben und es seit April umsetzen. &bdquo;Fest steht, dass es Probleme in der Pflege gibt. Doch es gibt auch Lösungen, wie das Traineeprogramm zeigt." Das EvKB bildet Berufs-, Wieder- und Quereinsteiger in der Pflege bereits seit Jahren in Traineeprogrammen aus. &bdquo;Die psychiatrische Pflege hat das Programm erfolgreich etabliert und auch in allen internistischen Kliniken besteht das Angebot", erklärt EvKB-Sprecherin Sandra Gruß. Weitere Informationen und Kontakte finden Sie hier.

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