Warum Genesene trotz Impfung nicht an einen digitalen Impfpass kommen

Bielefeld. Der Bielefelder Robert Kah ist genervt. Nach einer glimpflich überstandenen Corona-Infektion im Jahr 2020 hatte er sich im Juni 2021 bei seinem Arzt die ersehnte Impfung abholen dürfen. Doch die erhofften Corona-Lockerungen sind für ihn nicht so leicht zugänglich, wie für vollständig Geimpfte – obwohl er nach den Maßgaben des zuständigen Robert-Koch-Institutes (RKI) in Berlin jetzt als komplett immunisiert gilt. Den digitalen Impfpass, der mit einem QR-Code zum Beispiel den Test beim Konzertbesuch oder bei der Tanzstunde ersetzt, konnte Kah (Name geändert) bisher noch nicht ergattern. Er erlebte eine kleine Odyssee, weil die Verantwortlichen sich den Schwarzen Peter gegenseitig zuschieben. "Das müssen die Witzbolde in Berlin uns mal erklären" Der Facharzt, der ihn impfte, verwies ihn an die Apotheken, die die Impfzertifikate seit Wochen zu digitalen Impfpässen veredeln. Die Praxis selbst sei technisch nicht darauf eingestellt, erfuhr er von der freundlichen Helferin, und die gleiche Auskunft erhielt er von seinem Hausarzt. Doch auch in Apotheken erntete er Schulterzucken: Für doppelt Geimpfte sei es einfach, &bdquo;das geht ruckzuck". Aber für Genesene, auch mit Impfung – &bdquo;leider nein, das geht technisch noch nicht". Eine Apothekerin in der City verortete das Problem beim Apotheker-Verband, eine Kollegin im Bielefelder Norden sieht das Hemmnis beim RKI: &bdquo;Das müssen die Witzbolde in Berlin uns mal erklären, wie das gehen soll", sagte sie spitz, denn Robert Kah war natürlich nicht der erste Genesene, der um einen digitalen Impfpass bat. Das Robert-Koch-Institut darf zu all dem nichts sagen Tatsächlich gibt es bundesweit schon mehr als 3,6 Millionen Menschen (davon rund 95.000 in OWL), die eine diagnostizierte Covid-19-Erkrankung überstanden haben, alle sind potenzielle Interessenten für den Nachweis. Der Deutsche ApothekerVerband (DAV) verweist stolz darauf, dass von Apotheken nun schon 16 Millionen digitale Impfpässe ausgestellt worden seien. &bdquo;Rechtlich dürfen Apotheken auch Genesenen-Ausweise ausstellen", so DAV-Sprecher Christian Splett. Aber technisch gehe das noch nicht, &bdquo;weil das RKI die Voraussetzungen dafür noch nicht geschaffen hat". Auch gebe es für die Handhabung noch keine Anweisung. Die Pressestelle des RKI mag zu all dem gar nichts sagen und verweist an das übergeordnete Bundesministerium für Gesundheit (BMG). "Apothekenseitig sind noch Anpassungen notwendig" Das Haus von Minister Jens Spahn (CDU) wiederum reicht den Schwarzen Peter an die Ärzte und Apotheken zurück: Impfzertifikate für Genesene könnten in Arztpraxen durchaus bereits ausgestellt werden, teilt Doris Berve-Schucht vom BMG mit. &bdquo;Dazu können Ärzte das Webportal von IBM nutzen", sagt sie – auch wenn sie nicht bestreiten mag, dass dies für normale Arztpraxen wohl recht umständlich ist. Die Apotheken aber würden die Zertifikate &bdquo;in Kürze" anbieten können – doch seien &bdquo;apothekenseitig noch Anpassungen am Webportal notwendig". Robert Kah weiß: Es gibt Schlimmeres als das Warten auf den digitalen Impfpass. Doch die Sache sei ein Beispiel für das dauernde Corona-Chaos. Immerhin, einige Behörden wie der Kreis Herford stellen eigene Ausweise für Genesene und geimpfte Genesene aus, beim Kreis Gütersloh macht dies das Impfzentrum, auch im Kreis Minden-Lübbecke ist dies geplant. Angeboten werden aber nicht unbedingt digitale Zertifikate: "Die Ausstellung von QR-Codes sind im Impfzentrum oder beim Kreis Lippe derzeit nicht möglich", heißt es zum Beispiel aus Detmold.

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