Bis zu 16 Millionen Euro für Testzentren in NRW - ist das noch nötig?

Düsseldorf. Noch vor wenigen Tagen diente ein negativer Coronatest als &bdquo;Eintrittsticket", um in NRW zum Beispiel Biergärten, Restaurants und Geschäfte besuchen zu dürfen. Das Land baute in kurzer Zeit eine Testinfrastruktur mit mehr als 9.000 Teststellen auf. Doch bei immer niedrigeren Inzidenzen fällt die Testpflicht in vielen Bereichen weg – und somit auch die Bereitschaft der Menschen, sich testen zu lassen. Am Pfingstwochenende wurden in NRW pro Tag rund 800.000 sogenannte Bürgertests durchgeführt. Die Kosten dafür beziffert NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) auf rund 16 Millionen Euro pro Tag. &bdquo;Wir haben eine große Bereitschaft der Menschen, sich testen zu lassen", sagte Laumann Ende Mai. Das ist inzwischen anders. In der letzten Mai–Woche wurden in NRW in rund 9.000 Teststellen mehr als 4,4 Millionen Bürgertests durchgeführt; der bislang höchste Wert. Davon waren nach Zahlen des Gesundheitsministeriums 5.560 positiv. Zwei Wochen später waren es nur 1,95 Millionen Tests, also nicht einmal mehr halb so viele – und in dieser Woche wurden bis Donnerstag 920.000 Tests durchgeführt. In den Apotheken in NRW sei die Nachfrage nach Tests in den vergangenen Tagen &bdquo;erheblich zurückgegangen", teilt der Apothekerverband Westfalen-Lippe auf Anfrage mit. Man rechne damit, dass die Zahl der testenden Apotheken im Juli &bdquo;rapide" sinken werde, sagt eine Sprecherin. Bereits jetzt seien erste Teststellen geschlossen worden; andere hätten ihre Öffnungszeiten verkürzt. Testen bleibt "eminent wichtig" Der Verband geht nicht davon aus, dass einmal geschlossene Teststellen bei erneutem Ansteigen der Infektionen reaktiviert werden könnten. &bdquo;Die Versorgung gerade im ländlichen Bereich sehen wir dadurch als akut gefährdet an", hieß es. Das Testen bleibe mit Blick auf die sich ausbreitende Delta-Variante und die noch niedrige Impfquote &bdquo;eminent wichtig", so der Apothekerverband. Auch in den Kommunen zeigt sich diese Entwicklung. Der Kreis Paderborn verzeichnete Anfang Juni knapp 16.000 Bürgertests pro Tag – der bisherige Höchstwert. Vor einer Woche waren es noch 7.000; am Donnerstag dann nur noch rund 3.300. Die Stadt Bielefeld registrierte in der ersten Juniwoche 55.000 Tests; in der zweiten nur noch 36.000. Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger rechnet mit einem weiteren Rückgang der Tests. Zugleich kritisiert er, dass Bund und Land nach kurzer Zeit grundlegend die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Bürgerteststellen geändert haben. So werde die Finanzierung pro einzelnem Test mehr als halbiert. Viele Betreiber seien in großem Umfang in finanzielle Vorleistung getreten für Material und Infrastruktur. Auch der Apothekerverband Westfalen-Lippe bemängelt, dass zum Juli die Vergütung für die Durchführung der Tests erheblich gekürzt werden solle, von derzeit 12 Euro auf dann 8 Euro. Damit rechne sich die Leistung bei sinkender Nachfrage künftig nur noch zentral in Ballungsgebieten, wo viele Tests durchgeführt werden könnten. Anlass für die Umstellung waren unter Betrugsfälle und falsche Abrechnungen. Frühwarnsystem für die Reisezeit In den Augen Laumanns bleiben die Tests auch deshalb wichtig, weil sie als eine Art &bdquo;Frühwarnsystem" fungieren. Anfangs seien ein Prozent der Tests positiv gewesen, zuletzt nur noch 0,1 Prozent, so Laumann. Auch daran könne man erkennen, dass das Virus nicht mehr so stark in der Bevölkerung verbreitet sei. In Paderborn und Bielefeld liegt die Quote der positiven Tests aktuell bei 0,2 Prozent.Die Testinfrastruktur wird laut Laumann auch im Zusammenhang mit dem jetzt startenden Sommerreiseverkehr eine &bdquo;große Rolle" spielen. Schnelltests seien auf absehbare Zeit ein wichtiger Baustein, um die Öffnungsschritte ein Stück weit abzusichern und die Bürger gegenseitig vor Infektionen zu schützen. Weiter nötig ist ein negativer Test in NRW unter anderem für den Besuch von Diskotheken, Musikfestivals und Theater.

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