Strecke Bielefeld/Hannover Kritik an ICE-Trasse: "Dann geht es nur geradeaus durch die Landschaft"

Bielefeld/Minden. Es begann alles sehr harmonisch und sachbezogen. Rund 160 Teilnehmerinnen und -nehmer hatten sich zu einem digitalen Workshop des Projektteams der Deutschen Bahn zusammengeschaltet, das die Planungen für eine neue Bahntrasse zwischen Bielefeld und Hannover in den Händen hat. Es sollte im Kern darum gehen zu erläutern, was hinter dem Fahrplan der Zukunft steckt, dem Deutschlandtakt. Er bildet zugleich den Rahmen für den Neubau der besagten Bahnstrecke. Es sollte deutlich werden, dass das hiesige Bauprojekt in einen übergeordneten, nationalen und auch internationalen Rahmen einzuordnen ist. All dies wurde nach Berichten von Teilnehmern in dem nicht öffentlichen Workshop deutlich. Doch an einem Punkt nahm die rund vierstündige Veranstaltung eine Wendung, die vielen Teilnehmern die Zornesröte ins Gesicht trieb. Dieser Punkt war erreicht, als es um die Frage ging, ob die künftige Fahrzeit von 31 Minuten zwischen Bielefeld und Hannover unumstößlich sei, um den Deutschlandtakt erfüllen zu können, oder ob es hier nicht Toleranzen gibt, die eine größere Bandbreite von künftigen Streckenvarianten ermöglichen. "Wo ist da der Dialog?" Doch dazu machten den Berichten vieler Teilnehmer zufolge Vertreter des Bundesverkehrsministeriums deutlich, dass &bdquo;31 Minuten Fahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld Grundlage der Planungen des Projekts ist", wie sie aus einem Abschlusspapier der Veranstaltung zitieren. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen, heißt es den Berichten zufolge, &bdquo;sei weiterhin alles offen". Parallel werde untersucht, welche Beschleunigung bei der Fahrzeit auf der Bestandsstrecke möglich sei. Als Teilnehmer forderten, die Plausibilität der Fahrzeit von 31 Minuten näher zu begründen, wiesen Vertreter der DB Netz AG darauf hin, &bdquo;dass dies nicht Bestandteil der Planungs-Prämissen sei und diese Bitte an das Bundesverkehrsministerium zu richten sei". &bdquo;Wir fragen uns: Wo ist da der Dialog?", sagt Rainer Engel, stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn in Ostwestfalen-Lippe und Experte für den Deutschlandtakt, im Gespräch mit dieser Zeitung. &bdquo;Die Bundesregierung versucht, die Diskussion über alternative Trassen zu blockieren", so Engel, der selbst am Workshop teilgenommen hat. Es gibt Vorschläge, die weniger in die Landschaft eingreifen Offenbar verbiete der Bund dem DB-Projektteam, über andere Trassen nachzudenken, die eine Fahrzeit von 31 Minuten nicht ganz erfüllten. &bdquo;Immer grotesker" werde laut Engel zudem die Frage, wie genau der Planungsauftrag des Bundes an die Bahn zum Neubauprojekt aussehe. Die Bahn hatte immer betont, dass sie den jetzigen Planungsprozess auf einem &bdquo;weißen Blatt Papier" beginne und einen ergebnisoffenen Dialog zum Projekt wolle. Doch wenn die Fahrzeit von 31 Minuten exakt eingehalten werden müsse, bedeute dies laut Engel: &bdquo;Damit geht es nur ganz gerade quer durch die Landschaft." Doch es gebe genügend Vorschläge für Trassenverläufe, die weniger stark in die Landschaft eingriffen und ebenfalls mit dem Deutschlandtakt vereinbar seien. "Enormer Landschaftsverbrauch und immense Kosten" So sieht es auch Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, BUND-Experte aus Bielefeld und Sprecher Gemeinschaft der Naturschutzverbände OWL/ Niedersachsen. &bdquo;Die bisherigen Planungsvorgaben führen zu Trassenvarianten, die einen enormen Landschaftsverbrauch und immense Kosten verursachen würden", schreibt Niemeyer-Lüllwitz in einer Stellungnahme. &bdquo;Entgegen der Planungsvorgabe des Bundesverkehrsministeriums gibt es jedoch Varianten, die deutlich landschaftsschonender und kostengünstiger sind." Experten wie Engel oder Wolfgang Hesse hätten Trassenvorschläge entlang der Bestandstrasse gemacht, die ebenfalls den Deutschlandtakt ermöglichten. Doch DB und Bundesverkehrsministerium weigerten sich, diese Vorschläge &bdquo;ernsthaft zu prüfen". Niemeyer-Lüllwitz fordert die Umkehr zu einem Planungsverfahren, das &bdquo;Mensch und Natur in den Vordergrund stellt und die volkswirtschaftlichen Kosten im Rahmen hält".

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