Ansturm auf Arztpraxen: Patienten fordern Impfungen, doch der Impfstoff fehlt

Berlin/Bielefeld. Die Corona-Impfkampagne in den Arztpraxen beginnt nach dem Ende der Osterpause mit einem Ansturm auf die Hausarztpraxen. Seit Dienstag arbeiten die Teams in den Praxen unzählige Anfragen und unangemeldete Besuche von Patienten ab, die sich schnellstmöglich eine Corona-Schutzimpfung wünschen. Und das, obwohl die Hausärzte in OWL ihre Patienten seit Wochen darum bitten, von Anfragen abzusehen. Denn der Impfstoff ist weiter knapp, sodass das Bundesgesundheitsministerium die Bestellmenge zunächst auf 18 bis 50 Impfstoffdosen pro Woche pro Praxis begrenzt. &bdquo;Der Ansturm ist enorm und die vielen Diskussionen mit Patienten über Impftermine und Priorisierungen legen den normalen Praxisalltag lahm", moniert Hausarzt Jens Grothues, dritter Vorsitzender des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe. Grothues und seine Kollegen appellieren deshalb an Patienten, auf Anfragen zum Impfen zu verzichten. &bdquo;Die meisten Praxen haben interne Priorisierungslisten erstellt und laden ihre Patienten ein. Priorität haben dabei die Patienten, die aufgrund schwerer Vorerkrankungen ein hohes Risiko für einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf haben." Arztgespräch und Wartezeit auch bei der Impfung in der Praxis Grothues und seine beiden Partner in der Weserbergland-Praxis in Beverungen (Kreis Höxter) verimpfen am Donnerstag ihre erste Impfstoff-Lieferung. &bdquo;Dafür mussten am Mittwoch mit etwa 60 Patienten Termine vereinbart werden", erklärt Grothues. Der Mediziner hat als Leiter des Impfzentrums im Kreis Höxter bereits Erfahrung mit Corona-Schutzimpfungen. &bdquo;So wie im Impfzentrum gehört auch zur Impfung in der Arztpraxis ein aufklärendes Gespräch mit dem Arzt und eine Wartezeit nach der Impfung von mindestens 15 Minuten, um in seltenen Fällen allergischer Reaktionen schnell reagieren zu können." Zudem bestehe großer Aufklärungsbedarf, &bdquo;da viele ältere Patienten eine Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca ablehnen". Grothues geht davon aus, dass die meisten Hausärzte eine Corona-Impfsprechstunde etablieren und diese ein oder zwei Mal pro Woche anbieten werden. &bdquo;In dieser Zeit geht es ausschließlich um Corona-Schutzimpfungen und nicht um andere Themen, damit möglichst schnell viele vulnerable Patienten geschützt werden können." 35.000 Hausarztpraxen in Deutschland haben Impfstoff bestellt 35.000 Hausarztpraxen haben nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in der vergangenen Woche Corona-Impfstoff bestellt, um in dieser Woche erste Patienten impfen zu können. Laut Spahn konnten von den bestellten 1,4 Millionen Impfdosen, jedoch nur 940.000 ausgeliefert werden. Das sind im Schnitt 20 Impfdosen pro Praxis. Für die kommende Woche rechnet das Ministerium mit etwas mehr als eine Million Impfdosen für die Arztpraxen. Bis Ende April soll sich die Menge der Impfdosen laut Spahn dann verdreifachen. Insgesamt sollen dann drei Millionen Impfdosen pro Woche an die Hausarztpraxen ausgeliefert werden, also im Schnitt 60 pro Praxis. Zudem sollen nach Angaben des Gesundheitsministers in den nächsten Monaten auch Fachärzte mit in die Impfkampagne eingebunden werden. In Praxen wird aktuell nur der Biontech/Pfizer-Impfstoff genutzt Verimpft wird in den Arztpraxen laut einer Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums aktuell ausschließlich das Vakzin von Biontech/Pfizer. Ab Mitte April soll dann auch der Impfstoff von Astrazeneca in Arztpraxen zum Einsatz kommen. Der Impfstoff von Moderna wird nach Angaben der Sprecherin aufgrund des aufwendigen Transports auch weiterhin nur an Impfzentren ausgeliefert. Beliefert werden die Arztpraxen wie beim Grippe-Impfstoff auch von Apotheken, die den Corona-Impfstoff beim Großhandel bestellen. &bdquo;Die Praxen bestellen wöchentlich, und wir liefern die Bestellungen ein Mal pro Woche nach einem Verteilungsschlüssel aus", erklärt der Gütersloher Apotheker Olaf Elsner. Dadurch werde sichergestellt, dass Arztpraxen flächendeckend mit Impfstoff versorgt werden. Nach dem Auftauen hält Biontech nur 120 Stunden Biontech/Pfizer liefert seinen Impfstoff nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bei einer &bdquo;Ultratiefkühlung von mehr als minus 60 Grad Celsius" an den pharmazeutischen Großhandel aus. &bdquo;Dort wird der Impfstoff aufgetaut und bei zwei bis acht Grad Celsius weiter an die Apotheken geliefert. Ab der Entnahme aus der Ultratiefkühlung und der Verbringung in den Kühlbereich beginnt die Haltbarkeitsdauer von 120 Stunden bei einer Kühlung von zwei bis acht Grad Celsius", erklärt die Sprecherin des Ministeriums. &bdquo;In dieser Zeit muss der Impfstoff von den niedergelassenen Ärzten verimpft werden." Das Vakzin von Astrazeneca könne hingegen bei einer Temperatur von zwei und acht Grad Celsius bis zu sechs Monate im Kühlschrank gelagert werden. Der Impfstoff muss laut Elsner jedoch nicht nur gekühlt transportiert werden, sondern auch möglichst erschütterungsarm. &bdquo;Der Transport ist heikel, deshalb sind kurze Wege von der Apotheke zur Praxis so wichtig."

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