Corona: Was passiert mit Kindern, wenn Eltern schwer erkranken?

Bielefeld. Es ist eine Sorge, die viele Eltern derzeit bewegt: Was passiert mit meinem Kind, wenn ich so schwer erkranke, dass ich es nicht mehr versorgen kann? Normalerweise kümmern sich dann Oma, Opa oder gute Freunde. In Coronazeiten funktionieren diese Netzwerke aber nicht mehr, denn im Zweifel sind die Kinder ebenfalls positiv getestet. Und was dann? Tatsächlich fallen diese Fälle in die Zuständigkeit der Jugendämter, sagt Georg Epp. Leiter des Jugendamtes der Stadt Bielefeld. "Wir sind immer dann in der Pflicht, wenn Eltern ihre Kinder aus gesundheitlichen oder anderen zwingenden Gründen nicht versorgen können." Mit erzieherischen Hilfen hat das nichts zu tun. "Da geht es einfach darum, in enger Absprache zu beraten, zu unterstützen und im Ernstfall einzuspringen." Epp hat für das Szenario coronakranker Familien verschiedene Optionen vorbereitet. So gibt es zum einen die Möglichkeit, dass ein ambulanter Dienst von freien Trägern zu den betroffenen Familien in die Wohnung kommt, um dort zu helfen - auch, wenn die Kinder ebenfalls infiziert sind. "Das ist natürlich für die Kinder das am wenigsten belastende Szenario, weil sie ihr vertrautes Umfeld und ihre vertrauten Kontakte behalten." Extra Räume angemietet Eine weitere Option wäre die Unterbringung kleiner Kinder in Pflegefamilien, bis die Eltern wieder gesund sind. Ältere Kinder können auch in Wohngruppen untergebracht werden. "Das geht aber nur, wenn sie nicht positiv getestet sind." Zusätzlich hat Epp seit dem vergangenen Frühjahr Räume angemietet, die vollständig eingerichtet sind. "Hier können die Kinder kranker Eltern, die ebenfalls positiv getestet sind, vorübergehend mit unseren Mitarbeitern wohnen." Diese kümmern sich dann um sie." Gedacht ist diese Option vor allem für den Fall, dass die Eltern ins Krankenhaus müssen. "Vielen ist es dann vielleicht nicht Recht, dass fremde Menschen bei ihren Kindern in der eigenen Wohnung wohnen." Bislang hat die Stadt die Räume bereits ein paar Mal in Anspruch genommen. Allerdings wohnten hier dann Jugendliche, die infiziert waren und deshalb nicht in ihrer Wohngruppe bleiben konnten. Besonders Alleinerziehende betroffen Wichtig ist Epp vor allem eins: "Wenn Eltern Hilfe brauchen, können Sie sich an uns wenden und brauchen sich nicht alleine da durch zu quälen. Gemeinsam finden wir eine Lösung, es gibt ja viele Möglichkeiten." Ein gewisses Maß an Unterstützung können auch die Krankenkassen bieten. Denn Anspruch auf eine Haushaltshilfe haben grundsätzlich auch Corona-Patienten - sofern keine anderen Person im Haushalt lebt, die sich kümmern kann und die Kinder unter 14 Jahre alt sind. Das Problem: "Ob Mitarbeiter das Risiko auf sich nehmen und zu einer Familie gehen, die Corona hat, entscheiden die Pflegedienste selbst", sagt Andrea Hilberath von der Techniker Krankenkasse. "Wir geben nur die Listen raus, wer überhaupt vor Ort in Frage kommt." Die Möglichkeit, dass Kinder mit ihren Eltern im Krankenhaus aufgenommen werden, gibt es zumindest im Evangelischen Klinikum Bethel nicht. "Das geht nicht", sagt Sprecherin Sandra Gruß auf Anfrage. "Auf der Intensivstation natürlich erst recht nicht. Aber auch auf der normalen Covid-Station wäre das nicht zu leisten - schon allein, weil ja niemand da wäre, um das Kind zu betreuen." Umgekehrt ist es allerdings möglich, dass Eltern ihre kranken Kinder auf die Kinderstation begleiten. Es ist ein Thema, das bei vielen Eltern Unruhe und Sorgen hervorruft. Vor allem aber beschäftigt es Alleinerziehende, weiß Ute Zimmermann vom Verband Alleinerziehender Mütter und Väter NRW. "Vor allem im ersten Lockdown kamen hier extrem viele Anrufe über das Krisentelefon." Mittlerweile hat sich etwas Routine eingespielt. "Viele haben sich gut vorbereitet, wichtige Informationen aufgeschrieben, damit im Ernstfall jemand Bescheid weiß, ihre Netzwerke noch besser ausgebaut." Zimmermann kennt aber auch ein paar Geschichten von erkrankten Müttern und Vätern, die allein mit Kindern in Quarantäne waren. "Das ist natürlich hammerhart."

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