Bei Hinweisen auf Missbrauch oder Gewalt: Wo Kinder in Lippe schnell Hilfe bekommen

Kreis Lippe. Ob Kinder und Jugendliche selbst um Hilfe rufen oder ob Verwandte, Erzieherinnen, Lehrer, Freunde befürchten oder erkennen, dass andere in Gefahr sind: Für sie alle gibt es künftig eine zentrale Rufnummer. Das Kreisjugendamt nimmt zum 1. April das Kinderschutztelefon in Betrieb. Unter (05231) 626789 ist sofort ein Experte an der Leitung, der sich das Anliegen und die Beobachtungen anhört und schnell hilft – geht es um den Verdacht auf eine Vernachlässigung, seelische, körperliche oder sexuelle Gewalt, Gewalt zwischen Eltern, Verletzungen der Aufsichtspflicht oder sonstige Kinderschutzanliegen. &bdquo;Diese Anliegen kommen gesichert und direkt an die fachlich und strukturell richtige Stelle“, bekräftigte Birgit Piltman, Leiterin des Fachgebiets Soziale Dienste, im Kreis-Jugendhilfeausschuss. Das Telefon ist montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags bis 12 Uhr mit Fachkräften etwa aus dem Allgemeinen Sozialdienst besetzt. &bdquo;Anrufer landen gesichert an der richtigen Stelle, müssen nicht weiterverbunden oder später zurückgerufen werden“, sagte Piltman. Kinderschutztelefon hat ausgeklügeltes System Dahinter steckt ein ausgeklügeltes Dienstplan- und Telefonsystem. Ein Pool von 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch aus den drei Regionalbüros in Oerlinghausen, Blomberg und Dörentrup ist eingebunden. Alle stellen in ihren Bereitschaftszeiten ihre eigenen Rufnummern um, um sich ganz auf das Kinderschutztelefon konzentrieren zu können. Wer außerhalb dieser Zeiten anruft, wird per Anrufbeantworter gebeten, in Notfällen das Jugendamt über den Polizei-Notruf 110 zu kontaktieren; das Jugendamt ist darüber an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr erreichbar. Auch eine Mailadresse wurde eingerichtet: Kinderschutztelefon@kreis-lippe.de. Gedacht ist das Kinderschutztelefon in erster Linie, wenn es um Kinder und Jugendliche aus den zwölf kreisangehörigen Städten und Gemeinden ohne eigenes Jugendamt geht. In diesen Kommunen wird das Kreisjugendamt Flyer und Plakate aushängen, das Angebot in Kitas, Schulen, Rathäusern bekanntmachen. Geht es um Fälle aus Detmold, Bad Salzuflen, Lemgo und Lage – Städte mit einem eigenen Jugendamt –, werden die Meldungen nach dem Anruf dorthin weitergeleitet. &bdquo;Jedes Kinderschutzanliegen kommt an“, versprach Ulrike Glathe, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Familie. &bdquo;Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen allen Hinweisen nach, wenn ein Kind in Gefahr sein könnte. Sie suchen den Kontakt zu der betroffenen Familie, um gemeinsam mit ihr Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.“ Und wenn jemand mit einem ganz anderen Anliegen anruft? Dann wird er oder sie konsequent an entsprechende Ansprechpartner verwiesen. Scheu vor Meldungen überwinden Verwaltungsvorstand Dr. Olaf Peterschröder würdigte das Kinderschutztelefon als wichtigen, zielwirksamen Schritt, um Heranwachsende zu schützen. &bdquo;Das ist nicht irgendein Firlefanz“, sagte er im Ausschuss, sondern ein Baustein des institutionellen Kinderschutzkonzepts, das Ulrike Glathe mit ihren Kolleginnen und Kollegen erarbeitet habe, um die Qualität des Kinderschutzes insgesamt zu verbessern. Denn: Viele Bürger scheuten sich wahrscheinlich nach wie vor, das Jugendamt zu informieren, dessen Telefonnummer zudem viele kaum kennen dürften. &bdquo;Diese Barrieren wollen wir mit dem plakativen Namen Kinderschutztelefon und der damit verbundenen, einprägsamen Rufnummer abbauen“. Denn nur wenn das Jugendamt von Misshandlungen oder Vernachlässigungen erfahre, könne es überhaupt eingreifen. Eine ähnliche Einrichtung gibt es beispielsweise in Bremen. &bdquo;Deren Erfahrungen sind durchweg positiv“, berichtete Birgit Piltman. Uwe Fauck vom Lippischen Jugendring würdigte die Arbeit des Kreisjugendamtes. &bdquo;Hut ab. Nun gilt es, das Kinderschutztelefon bekannt zu machen.“ Auch Andreas Epp (Aufbruch C) fand lobende Worte. Die Resonanz auf das neue Angebot wird ständig überprüft, dann wird Bilanz gezogen.

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