Viele Impfberechtigte in OWL verweigern Astrazeneca

Bielefeld. Aus Angst vor starken Nebenwirkungen oder in der Annahme, er sei ein schlechterer Impfstoff, lehnen offenbar viele Menschen in OWL die Möglichkeit ab, sich mit Astrazeneca gegen Corona impfen zu lassen. Die Leiter der Impfzentren sprechen von bis zu 30 Prozent Ausfallquote – und appellieren dringlich an die Bevölkerung, sich gut zu informieren. Gerade in dieser Woche hat in Bielefeld ein 36-köpfiges Team abgesagt, das eigentlich geschlossen den Termin für die Impfung hatte – allerdings mit Astrazeneca. &bdquo;Mich rief dann die Leiterin an und sagte für ihre Kollegen ab", sagt Theodor Windhorst, Leiter des Impfzentrums Bielefeld. &bdquo;Da war nichts zu machen." Auf 20 bis 30 Prozent beziffert er die Ausfallquote vor Ort. Die Zahl bezieht sich aber auf die Gesamtheit der Ausfälle, nicht nur auf die mit Astrazeneca verbundenen Absagen. &bdquo;Aber das gibt es eben auch oft: Die Leute kommen, fragen, mit was sie geimpft werden und gehen wieder, wenn wir sagen: Astrazeneca." "Die Impfstoffe kann man nicht vergleichen" Problematisch für die Impfdosen ist das zunächst nicht. 60 Tage können die Vorräte gelagert werden, 45 Stunden in geöffnetem Zustand. "Abnehmer finden wir dafür immer." Zudem habe die vergangene Woche auch gezeigt: Häufig nehmen Menschen, die zunächst absagen, die Gelegenheit doch noch wahr, wenn sie ihren Kollegen nach einer Impfung begegnen und sich mit ihnen austauschen. Dennoch kann Windhorst die Zögerlichkeit schwer nachvollziehen: &bdquo;Dieser Impfstoff ist wirksam, schützt vor den Mutationen und vor schweren Corona-Verläufen. Menschen, die jetzt die Möglichkeit ausschlagen, sich impfen zu lassen, müssen unter Umständen lange warten, bis sie wieder die Gelegenheit erhalten." Auch Gregor Haunerland, Leiter des Impfzentrums Paderborn, kennt die Problematik. Er schätzt die Absagequote für Impfungen auf 30 Prozent. &bdquo;Und natürlich ist die Astrazeneca-Müdigkeit da ein großes Problem. Dabei spricht nichts gegen diesen Impfstoff – aber alle wollen lieber Biontech. Die Situation, das man sich seinen Impfstoff aussuchen kann, werden wir hier aber noch lange nicht haben." Hermann Lorenz, Leiter der Bezirksstelle Minden der Kassenärztlichen Vereinigung, findet vor allem den Vergleich der Impfstoffe problematisch. &bdquo;Wir haben hier eine sehr niedrige Absagequote. Aber natürlich merkt man, dass die Leute skeptisch sind in Bezug auf die Nebenwirkungen." Dabei seien Impfreaktionen zum einen normal. &bdquo;Und zum anderen kann man Astrazeneca nicht mit Biontech vergleichen. Das eine ist ein Vektorimpfstoff, das andere ein mRNA-Impfstoff, die darf man nicht in einen Korb werfen." Rettungswachen nicht mehr alle am selben Tag impfen Was man im Kreis Minden-Lübbecke allerdings als Problem begreift, ist der Ausfall von Personal, wenn ganze Rettungswachen wegen der Nebenwirkungen nach der Impfung einen Tag lang krank geschrieben sind. &bdquo;Wir teilen die Gruppen deshalb jetzt auf und impfen nicht mehr alle am selben Tag." Grundsätzlich scheint die Skepsis gegenüber Astrazeneca ein bundesweites Problem zu sein. In vielen Bundesländern, auch im Nachbarland Niedersachsen, ist bisher nur ein Bruchteil der gelieferten Corona-Impfdosen des Herstellers eingesetzt worden. Bisher erhielt das Land 72.000 Dosen, davon wurden bis einschließlich Dienstag aber erst 8.806 verwendet, wie das Gesundheitsministerium Hannover mitteilte. In NRW haben zwischen dem 10. und 15. Februar rund 600 Menschen auf die Impfung mit Astrazeneca verzichtet. Dies ergab eine Auswertung des Gesundheitsministeriums, das Anfang der Woche bereits &bdquo;einzelne Hinweise" auf eine &bdquo;tendenziell verhaltene" Impfbereitschaft bestätigt hatte. Zugleich betonte aber ein Ministeriumssprecher: &bdquo;Der zugelassene Impfstoff von Astrazeneca ist kein Impfstoff zweiter Klasse." Auch der Virologe Christian Drosten empfiehlt Astrazeneca. Ebenso hat der Virchowbund der niedergelassenen Ärzte den Impfstoff als elementaren Baustein zum Weg aus der Pandemie bezeichnet. &bdquo;Wer aus Gründen des Populismus und der Selbstdarstellung den Impfstoff von Astrazeneca schlechtredet, indem er die Wirksamkeit anzweifelt (...), macht sich mitschuldig daran, wenn der Lockdown länger dauert als nötig und gerade die älteren Menschen weiter an Covid-19 sterben", erklärte der Vorsitzende Dirk Heinrich.

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