Hilft die Schneeschmelze den trockenen Böden in OWL?

Bielefeld/Essen. Im April 2020 war Ostwestfalen-Lippe fast ein weißer Fleck auf der Karte. Gut, werden manche jetzt sagen, das überrascht nicht weiter. Doch in diesem Fall geht es nicht um eine verkehrstechnische, sportliche oder sonstige nationale Bedeutung. Es geht um den Dürremonitor. Bei dem bedeutet weiß so etwas wie unauffällig - und das ist, bezogen auf die Grundwassersituation, gut. Allerdings war die kurze Phase der Bedeutungslosigkeit auch schnell wieder vorbei und die Region reihte sich in die Liste der "roten Zonen" ein. Rot, das stellt Dürre dar. Je dunkler die Schattierung, desto größer ist der Wassermangel. Das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung erfasst die Daten der Bodenfeuchte seit Jahrzehnten. Dabei wird unterschieden zwischen dem Oberboden (bis ca. 25 Zentimeter Tiefe) und dem Gesamtboden, für den in einer Tiefe von etwa 1,80 Metern Daten gesammelt werden. Es ist eindeutig: Im Gesamtboden herrscht schwere, extreme oder außergewöhnliche Dürre - seit Jahren. Im November 2018 war fast die komplette Republik dunkelrot. Bis heute sind die Speicher nicht wieder aufgefüllt. Doch erstmals seit Jahren fiel jetzt Schnee - reichlich Schnee. Und damit stellt sich auch die Frage, ob die Masse gefrorenen Wassers, die über der Landschaft liegt, auch zur Entspannung im Boden beitragen kann. "Wenn der Boden gut auftaut und nicht mehr gefroren ist, kann abtauender Schnee zu einer Durchfeuchtung der oberen Bodenschicht führen. Dabei entsprechen 20 cm Schnee in etwa 20 Millimeter Niederschlag", erklärt Wilhelm Deitermann, Pressesprecher des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv). "Sollte der Boden weiter gefroren sein, fließt der tauende Schnee einfach ab" Schneeschmelze - die in den vergangenen Jahren in OWL so gut wie nie vorkam - und Niederschläge füllen die Wasserspeicher im Frühjahr normalerweise auf. Deitermann schränkt aber ein: "Sollte der Boden weiter gefroren sein, fließt der tauende Schnee einfach ab." Im günstigen Fall bildet sich aber eine Reserve. Deitermann rechnet vor: "Sollte der Boden Wasser aufnehmen können, ist damit zu rechnen, dass die Durchfeuchtung der obersten Bodenschicht gut sein wird und bis zum Frühjahr ein Reservoir an Wasser auch für das erste Pflanzenwachstum bereithält." Was danach kommt, steht in den Sternen, respektive den noch nicht geschriebenen Wetterkarten: "Sollte es im März oder April wie in den vergangenen Jahren nur sehr wenig oder gar nicht regnen, wird es wieder sehr schnell zu einer Trockenheit kommen, die auch die oberste Bodenschicht trifft und das Pflanzenwachstum maßgeblich beeinflussen kann", verweist Deitemann auf eine mögliche meteorologische Lage. "Für die Schichten bis 1,80 Meter werden die Schneemengen keinen positiven Einfluss haben" Wirklich Hoffnung kann der Experte vom Lanuv für die tieferen Bodenschichten kaum machen. Zu groß ist die Hypothek aus den Vorjahren. Es müsse wochenlang regnen, um die starken Defizite, die besonders in OWL vorliegen, auszugleichen: "Für die Bodenschichten bis 1,80 Meter werden wohl auch die derzeitigen Schneemengen oder weitere starke Niederschläge keinen positiven Einfluss haben können", meint Deitermann. "Um auch die tiefer liegenden Bodenschichten zu erreichen, wird ein mehrwöchiger und gleichmäßiger Landregen benötigt, gerne auch wenn der Frost vorbei ist", führt Deitermann aus. Das Wasser brauche Zeit, um in tiefere Schichten abgeführt werden zu können. Viel Regen in kurzer Zeit sei keine Lösung: "Dies sorgt dann dafür, dass die obersten Bodenschichten kein Wasser mehr aufnehmen können und die Niederschläge oberflächlich abgeführt werden." Die Chancen, dass OWL in Sachen Dürre in der Bedeutungslosigkeit verschwindet, stehen also weiter schlecht.

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