Wenn der Schnee zu Wasser wird - droht OWL eine Überschwemmung?

Bielefeld/Aachen. Darf es ein bisschen mehr sein? In diesem Jahr lautet die Antwort: Ja - zumindest beim Schnee. Und nun liegt er da, in Massen. Strahlend schimmert die weiße Pracht in der Sonne - wenn sie denn scheint. Solange die Temperaturen niedrig bleiben, verzückt die Winterwunderlandschaft jeden, der nicht mit Verkehrsproblemen zu kämpfen hat. So weit, so idyllisch. Doch irgendwann wird es wieder warm werden und die unzähligen Flocken, die sich jetzt noch über die Landschaft legen, verwandeln sich zurück in ihr Ursprungselement: Wasser. Und das muss dann irgendwo hin. Derart viel Schmelzwasser hat es in Ostwestfalen-Lippe seit mindestens zehn Jahren nicht gegeben. Matschig, das darf man prophezeien, wird es werden, aber besteht auch Gefahr? "Steigen die Temperaturen schnell, kommt auch viel Wasser" "Grundsätzlich kann es nach starken Schneefällen auch zu Hochwasser kommen", sagt Professor Holger Schüttrumpf. Er ist Direktor des Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RWTH Aachen. "Ob es zu erhöhten Pegelständen kommt, ist abhängig von der Schneemenge und der Geschwindigkeit, mit der sie schmilzt. Bei knapp über dem Gefrierpunkt wird es langsam und gleichmäßig abfließen. Steigen die Temperaturen schnell, kommt auch viel Wasser." Schüttrumpf ordnet Ostwestfalen und Lippe als eine Region "mit kleineren Flüssen und Bächen" ein. Da seien Hochwasser in der Regel sehr kurze Ereignisse. "Die Hochwasser nach Schneeschmelze haben wir üblicherweise am Rhein. Da müssen wir mit ganz anderen Mengen, die etwa aus den Alpen kommen, umgehen." "Die Hochwasser der Weser speisen sich aus Hessen und Thüringen" Klaus Flachmeier ist bei der Bezirksregierung Detmold für Hochwasserschutz zuständig. Er beschreibt, wann es brenzlig wird: "Wenn nach tagelangen tiefen Temperaturen, nach denen der Boden tief durchgefroren ist, starker Regen kommt, das wäre der schlimmste Fall." Dann zieht das Wasser nicht in den Boden, sondern fließt schnell ab. Ein seltenes Ereignis, für das mit dem derzeitigen Wetter aber durchaus eine Grundlage gelegt werde. 1946 kam es zu einem solchen Katastrophenszenario. Durch Ostwestfalen rauschten in den 2000er Jahren mehrere Flutwellen. 2003, 2010, 2011 und 2018 standen Teile des Mindener Weserufers unter Wasser. Diese Ereignisse fanden jeweils im Januar oder März statt und betrafen teilweise auch andere Flüsse in der Region, wie die Else oder die Werre. "Die Hochwasser der Weser speisen sich aber meist aus Hessen und Thüringen", erklärt Flachmeier. Die Schneefälle von Sonntag und Montag waren ein Extremwetter "Hochwasser hat es schon immer gegeben", sagt Professor Schüttrumpf. "Wir haben aber mittlerweile ein besseres Verständnis dafür und können es besser berechnen." Etwa alle zehn Jahre werden die Daten überprüft. Schüttrumpf beschreibt: "Der Klimawandel aber auch so etwas wie veränderte Landnutzung und Flächenversiegelung spielen eine Rolle. Wir arbeiten an der Hochwasservorsorge aber auch an einer zuverlässigen Hochwasserwarnung." Solch ein "Hochwasserrisikomanagement" gibt es auch in OWL. "Seit 2011 sind wir von der EU zu Programmen verpflichtet", erklärt Klaus Flachmeier und ergänzt: "Es gibt immer mehr Extremwetterlagen. Zuletzt hatten wir meist extreme Hitze, aber das schleißt nicht aus, dass wir auch wieder extreme Abflussereignisse bekommen." Auch die Schneefälle von Sonntag und Montag waren ein Extremwetter, aber noch sind die Folgen des Wintereinbruchs fast überall nur idyllisch.

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