Kritik der NRW-Schulleitungsvereinigung stößt auf Widerstand in den eigenen Reihen

Bielefeld. Die Schulleitungsvereinigung (SLV) NRW hat in einem offenen Brief an Ministerpräsident Laschet das Schulministerium scharf kritisiert. Kurzfristige Vorgaben, nicht realistisch umsetzbare Vorschriften, unzureichende Maßgaben hinsichtlich des Distanzunterrichts – die Liste der Kritikpunkte ist lang und drückt die Unzufriedenheit mit der Situation aus. Das Ministerium wiederum weist die Kritik zurück. Die vorliegenden Zahlen zeigten, dass der Beginn des Schuljahres funktioniert habe, betont Staatssekretär Mathias Richter auf Anfrage von nw.de. Und andere Schulleitervereinigungen distanzierten sich schnell von der Kritik der SLV. Entscheidend sei, dass die Gesundheit aller am Schulleben Beteiligten geschützt werde und das Recht der Schülerinnen und Schüler auf Bildung mit dem Gesundheitsschutz in Einklang gebracht werde, so Staatssekretär Richter. &bdquo;An den Schulen in Nordrhein-Westfalen haben die Schulleitungen, die Lehrkräfte, aber auch die Schülerinnen und Schüler zusammen mit den Schulträgern und dem Land in den vergangenen Wochen dafür gesorgt, dass der Schulstart gut gelungen ist." Eine Sicht, die die SLV offensichtlich nicht teilt. In dem offenen Brief schreibt Harald Willert, Vorsitzender der SLV, das Ministerium habe sich &bdquo;der eigenen Verantwortlichkeit entledigt und die gesamte Verantwortung an Gesundheitsämter, Schulträger und Schulleitungen" weitergegeben. Bei Vorgaben zum Infektionsschutz wie Stoßlüften, Abstand halten auf Fluren und draußen, Maskenpflicht im Klassenraum, ignoriere Schulministerin Yvonne Gebauer die vielerorts nicht gegebenen Voraussetzungen. "Leistungsbeurteilung im luftleeren Raum" "Die Vorgaben des Ministeriums für Bildung sind aufgrund der örtlichen Gegebenheiten und der schulischen Rahmenbedingungen kaum erfüllbar", heißt es. Durch die Festlegung des Lernens in festen Gruppen könne &bdquo;kein normaler Unterricht stattfinden". Auch an der Gleichsetzung der Leistungsbeurteilung von Distanzunterricht und Präsenzunterricht übt Willert Kritik: &bdquo;Von Schulen wird dadurch eine Leistungsbeurteilung im luftleeren Raum ohne Vorgaben, ohne Standards gefordert." Das sorge in den Schulen für Verunsicherung und führe in der Praxis zu sichtbarer Ungleichbehandlung. Das Ministerium wiederum betont, umfassende Vorkehrungen dafür getroffen zu haben. &bdquo;Dazu gehören rechtliche Vorgaben, Handreichungen zur Entwicklung organisatorischer, didaktischer und pädagogische Konzepte sowie Hinweise zur Leistungsbewertung", so Staatssekretär Richter. Außerdem seien Lehrer-, Schüler- und Elternverbände fortlaufend in den letzten Monaten informiert und eingebunden worden. Der SLV wiederum spricht von einer &bdquo;Scheinbeteiligung", sieht kein &bdquo;wirkliches Interesse an der Realität vor Ort" durch das Ministerium. Andere Schulleiter-Vereinigungen distanzieren sich Auch im Bezug auf das Förderprogramm für die digitale Ausstattung der Schulen gehen die Ansichten auseinander. Das Ministerium weist auf die &bdquo;größte Ausstattungsoffensive für die Schulen, die es je in Nordrhein-Westfalen gab" hin, die SLV kritisiert massive Verzögerungen bei der Umsetzung. Wortwahl als auch Tonlage des Schreibens stießen bei anderen Schulleitern währenddessen sauer auf. In einer Stellungnahme distanzierten sich die Westfälisch-Lippische und Rheinische Direktorenvereinigung sowie die Schulleitungsvereinigung der Gesamtschulen von der "sehr pauschalen Kritik". Sie sei nicht konstruktiv, Willert bleibe Alternativen schuldig. Weiter heißt es in der Stellungnahme, der Beginn des Schuljahrs habe unter den gegebenen Bedingungen "erstaunlich gut funktioniert". Bis die jetzt ergriffenen Maßnahmen und Förderungen der digitalen Ausstattung an den Schulen greifen würde, brauche es Zeit. Die Einführung der Maskenpflicht im Klassenraum habe wiederum alle am Schulleben Beteiligten überrascht und herausgefordert, "aber zu dieser Entscheidung gab es aus unserer Sicht auch im Rückblick keine Alternative". Eltern hätten sich mehr konstruktive Anregungen gewünscht Von Seiten der Eltern kommen ähnliche und gleichzeitig gemäßigte Töne. &bdquo;Ich verstehe die Sorgen der Schulleiter", sagt Andrea Heck, Vorsitzende des Elternvereins NRW. &bdquo;Es sind ja auch viele Vorgaben, gerade am Anfang, zu spät gekommen." Aber sie fände die Art und Weise der Kritik nicht richtig. Gerade von den Schulleitern hätte sie sich mehr konstruktive Anregungen gewünscht. &bdquo;Es ist eine schwierige Situation, mit der wir alle nicht glücklich sind, auch wir Eltern nicht", meint sie. Aber einiges sei eben auch nicht von jetzt auf gleich zu lösen, etwa in Sachen Digitalisierung. &bdquo;Das sind Versäumnisse, die schon viel früher hätten gelöst werden müssen." Dass es bei den Schulträgern und Schulleitungen liege, nun Konzepte zu entwickeln findet sie nur richtig. &bdquo;Jede Schule braucht ja unterschiedliche Lösungen."

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