"Politik muss nicht trocken sein, da sollte auch mal gelacht werden"

Paderborn. Kevin Dierkes ist 22 Jahre alt, Informatik-Student und die Nummer zwei auf der Liste für den Stadtrat bei seiner Partei "Die Partei". Damit ist er nicht der jüngste Kandidat der Satirepartei in Paderborn - die Nummer drei ist noch ein Jahr jünger. Und er ist auch - anders als manch anderer Nachwuchspolitiker - in seiner Partei vor Ort keine Ausnahmeerscheinung. Die Kandidaten im Kreis Paderborn haben laut "Die Partei" einen Altersdurchschnitt von 24,5 Jahren. Damit sieht Dierkes sich und seine Mitstreiter nah am Wähler. Schließlich seien es vor allem die Jungen, die die Partei für sich gewinnen könne. "Bei der Europawahl haben wir nach den Grünen bei den Erstwählern am besten abgeschnitten." Die vergangene Europawahl war auch der Punkt, an dem sich Kevin Dierkes selbst erstmals für "Die Partei" entschied. Davor, sagt er, habe er zwar auch schon gewählt, "ich weiß aber nicht mehr was". Ausschlaggebend war der Wahl-O-Mat Geboren und aufgewachsen ist Kevin Dierkes in Wewelsburg in Büren, nach Paderborn ist er zum Studieren gekommen und dort mit zwei Freunden in eine WG gezogen. Ausschlaggebend für sein Interesse an der Satirepartei war zunächst ein Wahl-O-Mat-Ergebnis, woraufhin sich der Student weiter informierte. Vor allem die Videos von Martin Sonneborn haben ihn dann überzeugt. Der Urvater der Partei und ehemaliger Chefredakteur der Titanic sitzt seit 2014 im EU-Parlament und ist für Dierkes "so etwas wie ein Vorbild" in Sachen Humor und Politik. "Dann bin ich - erst mal nur als Gag - Mitglied geworden", erzählt der Student. Als er dann aber davon gehört habe, dass sich ein Kreisverband in Paderborn gründet, sei er gleich dabei gewesen und wurde so zum Gründungsmitglied im Oktober 2019. In Sachen Transparenz sieht Dierkes viel Luft nach oben Seitdem hat er sich vor allem darum gekümmert, lustige Plakate für die Partei zu gestalten. Warum er sich dann entschieden hat, auch für den Stadtrat zu kandidieren? "Nun ja, da ist das bedingungslose Grundeinkommen, das ich dadurch bekomme", sagt er und meint damit die monatliche Aufwandsentschädigung für Ratsmitglieder. Etwas ernsthafter spricht er dann aber auch darüber, dass sich viele in seinem Alter durch die derzeit doch überwiegend älteren und männlichen Kommunalpolitiker nicht wirklich repräsentiert fühlen. Er äußert Unverständnis dafür, dass zwar der Bahnhof teuer renoviert, aber dafür beim Radwegeausbau gespart werde. Und er sieht in Sachen Transparenz viel Luft nach oben. Seine Aussichten, tatsächlich in den Stadtrat zu ziehen, stünden bei einem Ergebnis, das der Europawahl nahe kommt, sehr gut. "Wir rechnen mit zwei Plätzen." Kein Kuschelkurs beim Straßenwahlkampf wegen Corona Direkt kandidiert Dierkes im Wahlbezirk 13, den er noch nicht ganz so gut kennt. Und da der Straßenwahlkampf aufgrund von Corona nicht wirklich mit Kuschelkurs möglich sei, sei es auch schwierig ganz nah an die Wähler heran zu kommen. Ob er für sich in der Kommunalpolitik vielleicht den Beginn einer politischen Karriere sieht? "Ich lasse mir die Möglichkeiten da offen." Zunächst wolle er in den fünf Jahren, die er bei einer erfolgreichen Wahl im Rat sitzen würde, sein Informatik-Studium beenden. Wie bei "Die Partei" üblich mischen sich auch auf kommunaler Ebene und im persönlichen politischen Fokus von Kevin Dierkes eher spaßige Vorschläge - wie ein kostenloser Bierspender als Ergänzung zum Wasserspender an der Uni - mit ernsteren politischen Themen. "Die meisten nehmen uns ernst" Ihm sei unter anderem wichtig, dass es genug bezahlbaren Wohnraum für die Studenten der Stadt gebe. Diese Mischung findet der 22-Jährige gut. Es müsse mehr Humor in die Politik einziehen. "Politik muss nicht trocken sein, da sollte auch mal gelacht werden. Und diese Quote wollen wir jetzt in Paderborn erfüllen." Aber ist es für einen jungen Kandidaten der Satirepartei nicht auch besonders schwierig, ernst genommen zu werden? "Wir haben ja durchaus Kontakt zu den Bürgermeisterkandidaten der anderen Parteien und die nehmen uns schon ernst. Die meisten jedenfalls", sagt Dierkes. Manchmal würden einige "Die Partei" aber auch zu ernst nehmen, findet er.

Meistgelesen