Nur wenige Rocker-Verfahren 2019 - vermutlich hohe Dunkelziffer

Düsseldorf. Im vergangenen Jahr hat es nach einer Auswertung des Landeskriminalamts (LKA) in NRW vergleichsweise wenige Straftaten von Rockern gegeben, die aktenkundig wurden: So gab es 2019 nur 32 Verfahren gegen Mitglieder der Bandidos, 25 gegen Hells Angels und nur eins gegen einen Anhänger des Gremium MC. Bei anderen Rockerclubs wie Freeway Riders, Outlaws und Brothers MC wurden gar keine Straftaten notiert, wie das Innenministerium dem Landtag mitteilte. Tatsächlich sei in der Szene &bdquo;die Bereitschaft zur Anzeigenerstattung" – auch als Opfer – &bdquo;aufgrund clubinterner Regeln und des grundsätzlichen Selbstverständnisses der Szene nur sehr gering ausgeprägt", so das Innenministerium. Registriert wurden demnach unter anderem vier Fälle eines versuchten Tötungsdeliktes sowie fünf Körperverletzungsdelikte. Hinzu kommen laut Innenministerium drei Raub-/Betrugs-Fälle, sechs Fälle von Freiheitsberaubung/Nötigung/Bedrohung, vier Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, zwei Sachbeschädigungen und ein Fall des Menschenhandels. Auffällig hoch – insgesamt 20 Fälle – ist die Zahl der Verstöße gegen das Waffengesetz. Insgesamt 13 Fälle des Verstoßes gegen das Vereinsgesetz registrierten die Ermittler zudem - alle werden den Bandidos zugerechnet. Rocker weiter im Auge behalten Gleichzeitig behielten die Ermittler alle Rockerclubs im Auge: So gab es laut Ministerium im vergangenen Jahr 27 Kontrollen – davon allein zwölf bei den Bandidos – sowie 28 Mal &bdquo;verstärkte Aufklärungsmaßnahmen". Die meisten (13) bei den Freeway Riders. Das Innenministerium schreib: &bdquo;Bei der Bekämpfung der Rockerkriminalität gilt der 'Null Toleranz'-Ansatz." Überschneidungen oder Konflikte gibt es laut Innenministerium immer wieder mal zwischen Rockern und Clans – da beide Gruppierungen &bdquo;insbesondere in den Bereichen des unerlaubten Betäubungsmittelhandels, des Betriebs von Wettbüros und Shisha-Bars sowie im Rotlichtmilieu aktiv" seien. Belastbarere Aussagen zu etwaigen Verbindungen könne man aber noch nicht machen. Allerdings: In Dortmund ist 2018 ein Konflikt zwischen Bandidos und einem Clan eskaliert – es kam auch zu Schüssen. Darauf weist auch das Innenministerium in der Antwort auf die Kleine Anfrage hin. Zudem soll im selben Jahr ein Bandido ein Mitglied der Freeway Riders erstochen haben. Auch wegen dieser Auseinandersetzung kam es erst Anfang des Jahres zu einer Reihe von Durchsuchungen, primär im Ruhrgebiet. Dabei wurden hochrangige Mitglieder der Bandidos verhaftet. Keine Rockersymbole durch verschärftes Vereinsgesetz In NRW zählt das Innenministerium zum Stichtag 31. Dezember 2019 insgesamt 98 Ortsgruppen der Rockerclubs auf - ein Anstieg von acht im Vergleich zu Vorjahr. In OWL sind derweil Hells Angels, Freeway Riders und Brothers mit Ortsgruppen vertreten. Vor wenigen Jahren wurde das Vereinsgesetz verschärft. Seitdem dürfen Organisationen - wie auch Hells Angels oder Bandidos - keine Kennzeichen verbotener Gruppen in der Öffentlichkeit tragen. Weil bereits einige Ortsgruppen dieser Rockergruppierungen in der Vergangenheit verboten wurden, sind die typischen Symbole vieler Motorradclubs aus der Öffentlichkeit regelrecht verschwunden. Ab dem Jahr 2007 wurde mehrfach in Deutschland über einen &bdquo;Rockerkrieg" vor allem zwischen Bandidos und Hells Angels berichtet. Auseinandersetzungen gab es auch in NRW. Dabei wurde unter anderem ein Mitglied der Hells Angels im westfälischen Ibbenbüren sowie ein Bandidos-Mitglied in Duisburg erschossen. Mit Material der dpa.

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