Ex-NRW-Arbeitsminister

Zum Tod von Guntram Schneider: Ein Streiter für Gerechtigkeit

Der frühere Gewerkschaftschef und NRW-Arbeitsminister ist gestorben. Der gelernte Werkzeugmacher stammte aus Isselhorst. In Bielefeld begann seine Gewerkschaftskarriere.

Guntram Schneider. | © Verwendung weltweit

Lothar Schmalen
05.01.2020 | 05.01.2020, 11:52

Dortmund/Bielefeld. Als er am 5. Dezember 2008 in Bielefeld die Kampfabstimmung um die SPD-Bundestagskandidatur gegen seinen innerparteilichen Rivalen, den 38-jährigen Nicolas Tsapos, knapp gewann, da raunte er seinem unterlegenen Widersacher zu: "Haste gut gemacht, mein Junge." Guntram Schneider, der am Wochenende im Alter von nur 68 Jahren in Dortmund gestorben ist, war ein Mann mit einer guten Seele. Immer menschlich, immer zugewandt - und auch immer humorvoll.

Schneider, der Vollblutgewerkschafter und Sozialdemokrat mit Herz, stammte aus Isselhorst. Mit einem Volksschulabschluss und einer Ausbildung zum Werkzeugmacher im Brackweder Thyssenwerk in der Tasche brachte er es bis zum Minister in Düsseldorf. Er legte damit eine Karriere hin, wie sie wohl nur in der Kombination von Gewerkschaft und Sozialdemokratie möglich ist. Bei Thyssen schon als Betriebsrat engagiert, war er seit 1974 hauptamtlich für die Gewerkschaften tätig.

Ausflug in die Bundespolitik endete, bevor er begonnen hatte

Erst zwei Jahre als Jugendreferent beim DGB Bielefeld und als Leiter der DGB-Nebenstelle Halle, dann beim DGB-Landesbezirk NRW und beim legendären IG-Metall-Chef Franz Steinkühler. Später war er DGB-Chef in Dortmund und von 1995 bis 2006 Erster Bevollmächtigter der IG-Metall-Verwaltungsstelle Münster, bevor er 2006 zum DGB-Landesvorsitzenden NRW gewählt wurde.

Sein Ausflug in die Bundespolitik allerdings endete, bevor er richtig begonnen hatte. Denn den Kampf um das Bundestagsmandat in Bielefeld - er sollte Nachfolger des in die Wirtschaft gewechselten Rainer Wend werden - verlor er 2009 gegen die CDU-Bewerberin Lena Strothmann. Doch dann holte ihn Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) 2010 als Arbeits- und Integrationsminister in ihr Kabinett - ein Amt, dass er bis 2015 ausübte.

Dann zog er sich, bereits gesundheitlich angeschlagen, zurück. 2012 wurde er in Dortmund, wo er seit Jahrzehnten lebte und stets mit seinem geliebten BVB mitfieberte, direkt in den Landtag gewählt. 2017 kandidierte er nicht mehr. Seitdem war es ruhig geworden um den Mann mit der kräftigen Stimme und dem beherzten Auftreten.

"Beherzte Stimme gegen jedwede Form der Ungerechtigkeit"

Für seine frühere Ministerpräsidentin Kraft war Schneider eine Instanz, ein "Mann mit klaren Überzeugungen", für den SPD-Landesvorsitzenden Sebastian Hartmann ein "Original mit Herz am rechten Fleck", für den Chef der SPD-Landtagsfraktion und früheren Kabinettskollegen Thomas Kutschaty ein "Mann der Arbeit", für die heutige DGB-Landesvorsitzende Anja Weber als Gewerkschafter ein "Vorbild" und für den Chef der CDU-Landtagsfraktion Bodo Löttgen "eine beherzte Stimme gegen jedwede Form der Ungerechtigkeit".

Ausführlich würdigte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet den Verstorbenen. Schneider sei eine "Persönlichkeit mit Herz für das Land und Herzblut für die Sache" gewesen. Der Ostwestfale habe leidenschaftlich für die Chancengleichheit gekämpft. "Die Idee vom Aufstieg durch Bildung war für Guntram Schneider während seines gesamten Wirkens zentral", erklärte Laschet.