Trotz des Lehrermangels finden Lehrkräfte in OWL keinen Job

Bielefeld. Johanna Meier (Name von der Redaktion geändert) ist verzweifelt. Sie hat ihr Lehramtsstudium für die Sekundarstufe 2 am Berufskolleg inklusive eines Referendariats erfolgreich abgeschlossen, doch findet nun keine Anstellung. Der Lehrermangel ist in Ostwestfalen-Lippe nicht so gravierend wie in anderen Teilen der Republik. Das zeigen zumindest die Zahlen der Bezirksregierung Detmold. Doch die Wirklichkeit sieht offenbar anders aus, berichten Betroffene. Meier und einige weitere Mitstreiter sind ausgebildete Lehrer mit Bestnoten, doch es gibt keine Jobs für sie. &bdquo;Obwohl wir mit vielen Berufskollegs in Ostwestfalen in Kontakt stehen, die Bedarf an Lehrkräften haben und uns gerne einstellen möchten, stellt die Bezirksregierung Detmold seit dem 1. August 2019 offenbar keine Absolventen mehr ein", beklagen die Lehrkräfte. In OWL werden wenige neue Lehrkräfte gesucht Inzwischen laufe das Einstellungsverfahren für den Einstellungstermin 1. Februar 2020, doch auch dort gehen sie womöglich leer aus. &bdquo;Bisher sind immer noch keine Stellen in der Bezirksregierung Detmold vorhanden", wundert sich Meier. Das sorgt für viel Verwirrung unter den Betroffenen. &bdquo;Warum stehen trotz Lehrermangels in NRW kaum und in der Bezirksregierung Detmold anscheinend gar keine Stellen an beruflichen Schulen zur Verfügung?", fragen sich die Absolventen. &bdquo;In OWL werden derzeit nur wenige neue Lehrkräfte gesucht", bestätigt Andreas Moseke, Sprecher der Bezirksregierung Detmold das Gefühl der jungen Lehrkräfte. &bdquo;Es handelt sich dabei aber nicht um einen 'Einstellungsstopp'", wie Moseke erklärt, &bdquo;sondern um eine nahezu ausgeschöpfte Versorgung der heimischen Schulen". Gute Besetzungsquoten in der Region Dafür gebe es den einfachen Grund, dass der Lehrermangel in OWL nicht so dramatisch sei wie in anderen Teilen des Landes. &bdquo;Die Einstellungspraxis an den ostwestfälischen Schulen ist in der Vergangenheit vorausschauend erfolgt und hat zudem stets gute Besetzungsquoten bei den ausgeschriebenen Stellen erzielt", sagt der Sprecher. Das belegt er mit Zahlen der Bezirksregierung. Seit Januar sind im Regierungsbezirk Detmold 47 Stellen an Gymnasien ausgeschrieben worden. Davon konnten 43 besetzt werden. Das macht eine Besetzungsquote von 91,49 Prozent. An den Berufskollegs wurden seit Januar 32 Stellen ausgeschrieben, die alle besetzt werden konnten. Somit ist die Quote zu 100 Prozent erfüllt. Gefühlt ist die Situation an den Schulen anders &bdquo;Das Gymnasium als Schulform ist gut besetzt und es ist in der Tat so, dass nur eine geringe Anzahl an Stellen ausgeschrieben werden kann", sagt auch Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). In OWL sei die Besetzung über alle Schulformen und Regionen vergleichsweise - wenn auch unterschiedlich - gut, wenn auch nicht zufriedenstellend. &bdquo;Es gibt mehr Studierende für das Lehramt Gymnasium und Gesamtschule als es Stellen gibt", macht Finnern auf ein Ungleichgewicht aufmerksam. Trotz guter Besetzungsquoten ist die Situation an den Schulen gefühlt eine andere. &bdquo;Zwischen der grundsätzlichen Lage, dass es Überhänge an Lehrkräften der Sekundarstufe 2 gibt, und der Einschätzung und Wahrnehmung vor Ort gibt es dann doch Unterschiede", räumt Finnern ein. Viele Langzeiterkrankungen und offensichtlich nicht eingerechnete Pensionierungen führten trotzdem zu einer Unterversorgung an den Schulen. Personal in ländlichen Regionen schwer zu finden Auch Moseke gibt zu, dass der Lehrermangel zumindest stellenweise ein Problem ist. &bdquo;Es gibt ja auch Schulen, die trotz zur Verfügung stehender Stellenanteile Schwierigkeiten haben, Personal zu finden", macht Moseke deutlich, weshalb dennoch Stellen offen bleiben. &bdquo;Lehrkräftemangel an Gymnasien gibt es in bestimmten Fächern und zum Teil in ländlichen Regionen", pflichtet ihm Finnern bei. Häufig zögen es die fertig ausgebildeten Lehrkräfte vor, in städtischen Schulen zu unterrichten, erklärt der Sprecher der Bezirksregierung. Doch die Vorsitzende der GEW NRW kann Meier und ihren Leidensgenossen leichte Hoffnungen machen. &bdquo;Grundsätzlich ist es so, dass im Laufe der kommenden Jahre im Zuge der Umstellung auf G 9 und aufgrund von Pensionierung und Verrentung wieder mehr Stellen an die Gymnasien kommen werden", sagt Finnern. Angst um die Existenz Aktuell hilft den Betroffenen das allerdings nur wenig. &bdquo;Nach einer sehr harten und intensiven Zeit des Referendariats stehen wir nun, in Arbeitslosigkeit und damit in Hartz 4 abgerutscht, vor einer unsicheren Existenz", klagt Johanna Meier. &bdquo;Sowohl unsere Eltern als auch wir selbst haben viel Geld in unsere Ausbildung investiert und zum Teil Studienkredite zur Finanzierung aufgenommen, die gegenwärtig abzuzahlen sind." Lehrerin zu sein, sei schon immer ihr Traumberuf gewesen. &bdquo;Umso frustrierender ist es, nach all den Mühen, die man auf sich genommen hat, so tief zu fallen." Die prekäre Situation zwinge sie und die anderen nun dazu, sich in der freien Wirtschaft etwas anderes zu suchen. Doch Maike Finnern schlägt noch eine andere Maßnahme vor, die seit einiger Zeit möglich ist: &bdquo;Lehrkräfte mit einem Gym/GE Examen in bestimmten Fächern können an Grundschulen oder Schulen der Sekundarstufe 1 anfangen", erklärt sie. &bdquo;Dafür erhalten sie dann nach vier Jahren eine feste Stelle an einer Schule mit Sekundarstufe 2 in der Umgebung." Vielleicht klappt es dann auch mit einer Stelle für Johanna Meier und ihre Mitstreiter.

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