Missbrauchsfälle in Lügde

Missbrauchsfälle in Lügde: Landrat beurlaubt Lipper Kripo-Chef

Mangelhafter Informationsfluss innerhalb der Behörde gehört zu den Gründen. Innenminister Herbert Reul entschuldigt sich bei den Eltern der missbrauchten Kindern für das "Behördenversagen"

Der Landrat des Kreises Lippe, Axel Lehmann (SPD). | © picture alliance/dpa

22.02.2019 | 23.02.2019, 08:21

Detmold/Düsseldorf. Mit der Suspendierung seines obersten Kripo-Beamten, Kriminaloberrat Wolfgang Pader (60), hat Lippes Landrat Axel Lehmann (SPD) auf die Pannenserie in seiner Kreispolizeibehörde reagiert. Gleichzeitig entschuldigte er sich bei den Opfern im Lügder Missbrauchsskandal für eklatante Fehlleistungen seiner Mitarbeiter.

Kurz zuvor hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vor dem Landtag abgekündigt, die Aufklärung der Missbrauchsfälle in Lügde zu seinem „persönlichen Projekt zu machen" und „wirklich jeden Stein dort umzudrehen". Das sage er nicht nur als Innenminister, sondern auch als Vater von drei Töchtern. Reul versprach, in einer ständigen Arbeitsgemeinschaft des Landtags fortlaufend über die Ermittlungen im Fall des Kindesmissbrauchs zu berichten.

Der von seinen Aufgaben entbundene Wolfgang Pader war seit 2016 im Amt. - © Kreispolizei Lippe
Der von seinen Aufgaben entbundene Wolfgang Pader war seit 2016 im Amt. | © Kreispolizei Lippe

Erste Ergebnisse der Aufklärungsarbeit erhoffen sich die Abgeordneten in einer Sondersitzung des Landtags-Innenausschusses am kommenden Dienstagnachmittag. Die Sitzung ist von der SPD-Fraktion beantragt worden. Der Bund der Kriminalbeamten kritisierte die Landesregierung deutlich.

Verlust der Asservaten erst nach sechs Wochen gemeldet

Die AfD-Fraktion fordert sogar schon einen Untersuchungsausschuss, der die skandalösen Vorgänge rund um den Kindesmissbrauch von Lügde aufklären solle. Allein kann die AfD einen solchen Ausschuss allerdings nicht durchsetzen, dazu bedarf es der Zustimmung eines Fünftels der Abgeordneten. Über so viele Stimmen verfügt die AfD nicht.

Wenige Stunden nach Reuls Ankündigung vor dem Landtag trat dann Axel Lehmann vor die Presse, um die Suspendierung seines Kripo-Chefs zu verkünden. Untersuchungen eines unabhängigen Beamten hätten ergeben, dass der Verlust von Beweismitteln erst nach mehr als sechs Wochen an ihn als Behördenleiter gemeldet worden sei.

Auch die Tatsache, dass er in Detmold einen Polizeianwärter mit der Sichtung des belastenden Materials betraut habe, warf Lehmann seinem Mitarbeiter vor. Der Landrat: „Ich befürchte noch mehr handwerkliche Fehler und werde nicht zögern, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Das verspreche ich." Zudem kündigte er an, für die lückenlose Aufarbeitung gerade zu stehen und die Verantwortung zu übernehmen.

Politisch weht dem Landrat mittlerweile eine steife Brise ins Gesicht. Die Kreistags-Fraktionen von CDU, SPD, FDP und Grünen fordern Konsequenzen. Sie ärgern sich vor allem darüber, dass der Landrat vergangenen Mittwoch nicht den Polizeibeirat über das Verschwinden der Beweismittel informiert habe. Lehmann verweist indes auf Mails aus Düsseldorf, in denen ihm davon abgeraten worden sei.