AfD-Debatte um „Die Familienunternehmer“: Wer ist der Lobbyverband?

Schon 2013 hat sich der Verband &bdquo;Die Familienunternehmer“ intern mit seinem Verhältnis zur AfD auseinandergesetzt. Nur zwei Monate nach der Gründung der Partei hielt der Lobbyverband im Berliner Grand Hotel Esplanade unweit des Potsdamer Platzes seine jährliche Mitgliederversammlung ab. Nach den Vorstandswahlen und einer Ehrung der besten Regionalkreise des Verbands ging es damals um die neue Partei: Auf Anregung eines Hamburger Mitglieds &bdquo;wird erörtert, wie mit der jüngst gegründeten AfD [] umgegangen werden sollte“, heißt es im Protokoll der Mitgliederversammlung, das sich in den Akten des Vereins im Register des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg nachlesen lässt. &bdquo;Der Präsident weist kurz darauf hin, dass es eine Schnittmenge gemeinsamer Positionen gibt“, ist darin weiter festgehalten. Auch der Familienunternehmerverband sei nämlich der Ansicht, &bdquo;dass solche Mitgliedsländer den Euro verlassen sollten, denen es nicht gelingt, die ihnen gesetzten Ziele tatsächlich zu erreichen“. Der Verband wolle jedoch kein Zurück zur D-Mark. Zur AfD gebe es bereits Gesprächsfäden. &bdquo;Bei allen Gesprächen werde darauf geachtet, dass es im öffentlichen Raum nicht zu Missverständnissen (etwa einer einfachen Parteinahme) komme, weshalb Gespräche im Zweifel auch auf verschiedenen Ebenen geführt werden können“, endet der Absatz im Protokoll. AfD-Debatte: Mehrere Verbandsmitglieder treten aus Jetzt, mehr als 12 Jahre später, sorgt das Verhältnis des Wirtschaftslobbyverbands zur Rechtsaußenpartei für heftige Diskussionen, außerdem für Austritte mehrerer Mitglieder: Die &bdquo;Gesprächsfäden“ waren über lange Zeit abgerissen. Die AfD, die 2013 als wirtschaftsliberale, eurokritische &bdquo;Professorenpartei“ mit rechtsextremem Einschlag gegründet wurde, hat sich stetig radikalisiert. Rechtsextreme &bdquo;Remigrations“-Forderungen haben die Eurokritik abgelöst. Meinung: Brandmauer zur AfD bröckelt: Die Wirtschaft setzt sich zwischen alle Stühle Die &bdquo;Familienunternehmer“ verordneten sich deshalb eine Kontaktsperre zur AfD. Erst in diesem Jahr kippte der Verband diese Entscheidung und lud vor einigen Wochen den AfD-Politiker Leif-Erik Holm zu einer Abendveranstaltung ein. Familienunternehmerin ohne Berührungsängste Diese Entscheidung ist eng mit der aktuellen Präsidentin des Lobbyverbands verknüpft. Die Unternehmerin Marie-Christine Ostermann aus dem westfälischen Hamm führt den Verband seit 2023. &bdquo;Wir Familienunternehmer wollen keine Regierung mit AfD-Beteiligung“, erklärte sie vor wenigen Tagen. Doch das Konzept der &bdquo;Brandmauer“ sei gescheitert, weshalb es eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Partei brauche. Schon 2011 nahm Ostermann, damals Bundesvorsitzende der Nachwuchsorganisation der &bdquo;Familienunternehmer“, an einer Podiumsdiskussion mit den späteren AfD-Mitgründern Hans-Olaf Henkel und Beatrix von Storch teil. Später engagierte sie sich als Schatzmeisterin der NRW-FDP und im Kuratorium der libertären Hayek-Gesellschaft, die in den letzten Jahren wegen mangelnder Distanz zur AfD in die Kritik geriet. Beatrix von Storch ist Mitglied der Hayek-Gesellschaft, Alice Weidel war es bis 2021. Ostermann ist aktuell auch Mitglied im Beirat der liberal-konservativen Denkfabrik &bdquo;Republik 21“ rund um die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. Wer ist der Verband &bdquo;Die Familienunternehmer“? Ostermanns Verband sucht zwar regelmäßig die Öffentlichkeit, um für seine Anliegen zu werben, lobbyiert in Berlin für wirtschaftsfreundliche Politik und geringere Besteuerung. Was die eigenen Mitglieder und Details der Verbandsarbeit angeht, hält er sich jedoch bedeckt. Rund 6500 Familienunternehmer gehören dem Verband laut eigenen Angaben an – er nimmt jedoch für sich in Anspruch, die Interessen &bdquo;von 180.000 Familienunternehmen aus allen Branchen und Unternehmensgrößen“ zu vertreten. Eine genaue Mitgliederzahl oder gar eine Mitgliederliste gibt der Verband nicht heraus. An den Mitgliederversammlungen der vergangenen Jahre nahm laut den Vereinsregister-Unterlagen stets nur eine niedrige bis mittlere dreistellige Zahl an Mitgliedern teil. Mitglieder können laut Satzung Familienunternehmer werden, die mindestens 40 Jahre alt sind, mindestens zehn Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von mindestens einer Million Euro erzielen. Goldbeck und Melitta Mitglieder im Verband Bekannt ist, dass Führungskräfte großer Unternehmen wie Goldbeck aus Bielefeld, Melitta aus Minden, Deichmann oder Henkel Mitglied des Verbands sind. Goldbeck und Melitta prüfen einen Rückzug, die Drogeriekette Rossmann, der Thermomix-Hersteller Vorwerk und das Hamburger Getränke-Unternehmen Fritz-Kola sind bereits in den vergangenen Tagen ausgetreten. Mehr zum Thema: AfD-Debatte: Bielefelder Unternehmen Goldbeck erwägt Austritt aus Verband Ob es noch mehr als die bereits öffentlich bekannten Austritte gab, wollte der Verband auf Anfrage dieser Redaktion nicht beantworten. Die Diskussion dürfte den Verband jedoch noch länger beschäftigen. Auch innerhalb seiner Gremien gibt es Meinungsverschiedenheiten über den Umgang mit der AfD. Bereits Anfang der Woche hatte der NRW-Landesvorsitzende der &bdquo;Familienunternehmer“ dem &bdquo;Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt: &bdquo;Bisher gab es in NRW keine Gespräche, und ich sehe derzeit auch keinen Anlass hierzu.“

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