„Wollte schon als Kind Unternehmer werden“: 30-Jähriger übernimmt Firma in Vlotho

Vlotho. Für Oliver Höfer, Gründer der HEB Systemtechnik in Vlotho, war es ein lang gehegter Plan: der Verkauf seines Unternehmens. Ein Zettel in seinem Portemonnaie erinnerte ihn jahrelang daran. Nach einer fast fünfjährigen Suche fand er in Rudolf Neumann den passenden Nachfolger. Im Winter 2023 kam der erste Kontakt mit Neumann zustande, vermittelt durch den IHK-Nachfolge-Pool, eine Initiative zur Zusammenführung von Unternehmensangeboten und Kaufgesuchen. &bdquo;Ich wollte schon als Kind Unternehmer werden“, sagt Neumann. &bdquo;Ich wollte Verantwortung übernehmen und eigene Entscheidungen treffen.“ Gute neun Monate nach ihrem ersten Telefonat übernahm der damals 30-Jährige dann die Firma. Jetzt ist er für 13 Mitarbeiter zuständig und sein Kerngeschäft ist die Entwicklung und Herstellung von Ventilen und die computergesteuerte Fräsenzerspanung sowie damit verbundene Dienstleistungen. Nachfolgegründer wie Neumannn werden immer mehr gesucht. Laut der IHK NRW stehen in den nächsten zehn Jahren in 29.000 Firmen in Ostwestfalen Nachfolgen an, die 181.000 Beschäftigte betreffen. Externe Nachfolgelösungen werden immer relevanter, da familieninterne Lösungen abnehmen. Neue Chefs gesucht: 40 Prozent der Firmen reif für Übergabe Der Ex-Chef berät den neuen Vorgesetzten Rudolf Neumann und Oliver Höfer plänkeln exakt ein Jahr nach der Übergabe herzlich miteinander. Der heute 60-jährige Höfer hat das Unternehmen nicht verlassen, er steht noch für wenigstens ein weiteres Jahr als Berater zur Verfügung. &bdquo;Das habe ich mir für den Wissenstransfer so gewünscht“, sagt Neumann. Die Mitarbeiter akzeptieren ihm zufolge die neuen Rollen. &bdquo;Mein Führungsansatz ist weniger hierarchisch und Veränderungen spreche ich mit den Mitarbeitern ab.“ Lesen Sie auch: Wie drei junge Menschen aus dem Kreis Gütersloh zu Unternehmern wurden Die beiden ergänzen sich gut: Während Neumann sich jetzt aus der Praxis zurückziehen und Kundenkontakte pflegen möchte, wollte Höfer schon seit Jahren wieder in die Praxis zurück. &bdquo;Ich konnte nicht mehr das tun, wofür das Unternehmen eigentlich steht“, erklärt er. Er musste das 2005 von ihm gegründete Unternehmen verwalten. Außerdem wurde ihm die Bürokratie zu viel. &bdquo;Die Probleme belasten mich jetzt nicht mehr. Die muss ein anderer lösen.“ Auch dass er nicht mehr der Chef sei, belaste ihn nicht. Er hatte ja gut fünf Jahre, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Ein externes Gutachten hilft bei den Verhandlungen In der Zeit hat er von einem externen Gutachter ein Gutachten des Unternehmens erstellen lassen. &bdquo;Transparenz ist bei einem Verkauf sehr wichtig“, betont er. Das Gutachten sei bei den Verhandlungen über den Kaufpreis hilfreich gewesen, sagt Neumann. Einen genauen Preis nennt er nicht, es seien gut zwei Drittel des Jahresumsatzes gewesen. Die Finanzierung des Kaufs erfolgte ohne Fördermittel, auch wenn Neumann das heute empfehlen würde. &bdquo;Die Förderlandschaft war da noch nicht so gut, heute ist das anders, auch wegen der Haftungsfreistellung“, erklärt er. Kreditnehmer sei aber das Unternehmern gewesen, das ihm wiederum einen Kredit gebe. Mit einem wirtschaftlich starken Unternehmen könne der Kaufpreis in einem überschaubaren Zeitraum getilgt werden, meint er. Zum Thema: Bielefelder Maler gelingt lupenreine Unternehmensübergabe – trotz Hindernis Parallel zur Unternehmensprüfung und dem Übernahmeprozess wurde Neumann im vergangenen Jahr zum zweiten Mal Vater eines Sohnes. &bdquo;Die ersten Monate waren extrem hart“, berichtet er über die Anfänge in der neuen Firma. &bdquo;Ich hatte eine neue Stelle, einen neuen Aufgabenbereich und lauter neue Leute um mich herum.“ Das Unternehmen soll modernisiert werden Er will das Unternehmen auf den Stand der Technik bringen, Prozesse automatisieren und Künstliche Intelligenz nutzen, um wirtschaftlich bleiben zu können. In diesem Jahr wird darum noch der erste Roboter installiert. Das erste Jahr habe er für eine Analyse genutzt, der Umstellungsprozess dauert seiner Meinung nach noch zwei bis drei Jahre. Nachdem er rund um Weihnachten gemerkt habe, dass es langsam zu viel wird, möchte Neumann nun einen Stellvertreter einstellen. Perspektivisch will der ambitionierte Unternehmenschef weitere Firmen übernehmen. Einen Fünf-Jahres-Plan habe er da nicht. &bdquo;Es interessiert mich einfach, wie man Unternehmen modernisieren kann.“ Monopolie spielen, nennt er das. Zum Thema: Arbeitsplätze gerettet: Betriebsübernahme von Lackiererei im Kreis Herford Heute macht das Unternehmen einen Umsatz von 1,5 bis zwei Millionen Euro im Jahr. Unter anderem die Prozesse seien noch nicht so weit, weiter zu wachsen, erklärt Neumann. Außerdem wolle er, auch für die Work-Life-Balance der Mitarbeiter, bei einem Ein-Schicht-Betrieb bleiben. An der Optimierung arbeitet er aber auch in seiner Masterarbeit, die der Wirtschaftsingenieur noch in diesem Jahr abgeben muss.

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