Mehr Azubis in Bäckereien: Wie die Branche Vorbild für andere sein kann

Detmold. Er ist erst 16 Jahre alt und weiß trotzdem schon seit einigen Jahren, dass er Bäcker werden möchte. Björn Bahn ist im ersten Ausbildungsjahr in der Bäckerei Biere in Detmold. &bdquo;Ich habe zu Hause schon immer viel gebacken“, sagt Bahn. Brote und Kuchen, eine Präferenz habe er da nicht – sehr zum Vergnügen der Familie. Ein Praktikum in den Herbstferien bestätigte ihn dann in seiner Entscheidung. Auf den Realschulabschluss folgt die Ausbildung. Fünf weitere Auszubildende werden in der Bäckerei mit fünf Filialen im Kreis Lippe gerade ausgebildet. Damit befinden sie sich in einem immer beliebter werdenden Berufsfeld. Bis Ende September 2024 starteten laut dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks 1.995 junge Menschen ihre Ausbildung im Beruf Bäcker. Ein Plus von 11,4 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr. &bdquo;Mit diesem Wachstum stehen die Ausbildungsberufe im Bäckerhandwerk gegen den bundesweiten Trend, nach dem die Zahl der Ausbildungsverträge um insgesamt 0,5 Prozent abnahm“, zeigt man sich bei dem Verein erfreut über die Zahlen. Zahl der Auszubildenden in Bäckereien gestiegen Auch Ostwestfalen-Lippe folgt dieser Bewegung: &bdquo;Die Zahl der Auszubildenden im OWL-Bäckerhandwerk ist von 73 im Jahr 2023 auf 91 im Jahr 2024 angestiegen“, heißt es von der Handwerkskammer. &bdquo;Diese Entwicklung ist sehr erfreulich, weil das Bäckerhandwerk jungen Menschen ermöglicht, qualitativ hochwertige und nachhaltige Lebensmittel herzustellen, kreativ zu arbeiten und am Ende ihres Arbeitstages zu sehen, was sie mit den eigenen Händen geschafft haben.“ Für den Anstieg gibt es verschiedene Gründe: &bdquo;Viele Betriebe haben die Chancen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes genutzt und Auszubildende aus dem Ausland, beispielsweise aus Vietnam, in eine Lehre übernommen“, erklärt Zentralverbandspräsident Roland Ermer. Lesen Sie auch: Warum trotz freier Lehrstellen 2.526 Bewerber in OWL leer ausgehen &bdquo;Aber auch der jahrelange, intensive Einsatz, um die Qualität und Attraktivität der Berufsausbildung im Bäckerhandwerk weiter zu erhöhen, trägt nun erste Früchte. Außerdem haben wir über unsere Öffentlichkeitsarbeit immer wieder transportiert: Das Bäckerhandwerk ist ein schönes Handwerk, das Spaß macht und Menschen sinnstiftende Arbeit bietet.“ Was die Detmolder Bäckerei tut, um Auszubildende zu gewinnen &bdquo;Man muss etwas tun, um Mitarbeiter zu finden“, sagt auch Bahns Vorgesetzte Denise Spintzyk. Sie führt seit fast einem Jahr mit ihrem Partner Nicolas Biere dessen Familienbetrieb aus dem Jahr 1939. Darum böte die Bäckerei den Nachwuchskräften Wohnmöglichkeiten, Unterstützung beim Führerschein oder – wie in Bahns Fall – sogar ein Auto. Damit der Teenager aus Schlangen nach Detmold kommt, hat er ein kleines Elektroauto erhalten, das er schon mit dem Rollerführerschein fahren darf. Aber auch generell habe sich in dem Beruf viel verändert. &bdquo;Durch gute Social-Media-Auftritte bekommt man Einblicke in den Beruf, die es früher so nicht gab“, sagt Spintzyk. Das habe der Vater ihres Partners schon sehr gut aufgebaut und täglich gepflegt. Bei Instagram folgen der Bäckerei heute fast 3.000 Menschen. Lesen Sie auch: Handwerksbäckereien in der Nähe: 16 Bäcker in OWL, die noch selbst backen Neue Technik ermöglicht späteren Dienstbeginn Die größte Veränderung sei aber wohl die Verlegung des Dienstbeginns für die Auszubildenden von 1 Uhr auf 4 Uhr. &bdquo;Vor zwei Jahren haben wir eine neue Kühlung gebaut“, erklärt Spintzyk. &bdquo;So können wir jetzt langfristiger planen.“ Nur ein bis zwei Angestellte müssten jetzt noch gegen 1 Uhr starten. &bdquo;Die Uhrzeit wird sich vermutlich sogar noch weiter nach hinten schieben. Das liegt an einer veränderten Teigführung.“ Der Brotteig liege länger in der Kühlung, was nicht nur bekömmlicher sei, sondern eben auch eine Erleichterung bei den Arbeitszeiten mit sich brächte. &bdquo;Wir wollen die jungen Leute ja auch nicht aus ihrem sozialen Umfeld reißen.“ Trockenes Brot und harte Brötchen: So lassen sich Backwaren noch retten – mit vielen Rezepten Bahn legt sich nach seinem Feierabend um 12.30 Uhr erst mal bis etwa 16 Uhr hin. Danach besucht er die Fahrschule oder spielt Tischtennis. Um 22 Uhr endet sein Tag dann endgültig, bevor der Dienst um 4 Uhr wieder beginnt. Bäcker sind in der Wirtschaft gefragt Was er machen möchte, wenn er seine dreijährige Ausbildung abgeschlossen hat, weiß er noch nicht. Vielleicht reisen. &bdquo;Er versucht sich am französischen Blätterteig“, verrät Spintzyk. Sie sei sehr dafür, dass man auch in anderen Betrieben Einblicke erhalte. Aber sie weiß auch, dass sie in gut zehn Jahren ein Problem haben wird, wenn alle ihrer bisherigen Bäcker nach und nach in Rente gehen und bis dahin kein Nachwuchs mehr da sei. &bdquo;Bäcker werden gesucht“, weiß sie. Und nicht nur in ihrem Unternehmen: &bdquo;Der Beruf ist krisensicher. Auch wenn die Anzahl an Bäckereien in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, sind gelernte Bäcker auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten nach wie vor sehr gefragt“, bestätigt die Handwerkskammer. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von wochenmarkt24.lippe (@wochenmarkt24.lippe)

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