Rahdener Traditionsfirma verkauft: Neue Kolbus-Eigentümer äußern sich

Rahden. Die Nachricht sorgte Ende November vorigen Jahres für Diskussionen im Lübbecker Land. Das Rahdener Traditions-Unternehmen Kolbus wechselte den Besitzer. Kolbus gehört nun zur Max Valier Holding (München/Bozen). Geschockt reagierten viele Menschen auf die Ankündigung, dass rund 200 Menschen ihre Jobs verlieren. Was hat das Interesse der Max Valier Holding geweckt, welchen Plan hat sie für Kolbus und wird es weiterhin eine Fertigung für Müller Martini geben? Zu Fragen der Redaktion äußerte sich gegenüber der Redaktion Geschäftsführer und Partner Hannes Mahlknecht von der Max Valier Holding. Was weckte das Interesse der Max Valier Holding an dem Unternehmen Kolbus, aus welchen Gründen hat die Holding Kolbus schließlich gekauft? &bdquo;Kolbus war uns als Vorzeigeunternehmen im Maschinenbau bekannt“, teilte Mahlknecht mit. &bdquo;Wir sind sehr stolz darauf, den Zuschlag erhalten zu haben, auch wenn es durch die wirtschaftliche Schieflage der letzten Jahre kein einfaches Unterfangen wird.“ Aber die Kunden zeigten nach Angaben Mahlknechts trotz Krise ein großes Interesse an den Lösungen von Kolbus. Es sei bis zuletzt in das Unternehmen investiert worden, und die meisten Mitarbeiter hätten dem Unternehmen die Treue gehalten. Mahlknecht: &bdquo;Dies ist eine gute Voraussetzung, um eine Krise unter neuer Führung zu bewältigen.“ Künftige Einstellungen nicht ausgeschlossen Zur Frage, ob es weitere Bieter gab, hatten sich die am Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beteiligten Anwälte nicht geäußert. Die Frage stellte die Redaktion auch der Max Valier Holding und die bejahte die Frage. Warum müssen etwas mehr als 200 Beschäftigte gehen? In Summe wurden nach Angaben von Hannes Mahlknecht in der Hauptgesellschaft die Stellen von 176, in der Ausbildungs GmbH die Stellen von sieben und in Kostitz 19 die Stellen von Arbeitnehmern abgebaut. Nur so sei es möglich gewesen, alle anderen Arbeitsplätze zu erhalten, da das Geschäft der Kolbus und die gesamte Branche in den letzten Jahren stark rückläufig gewesen seien &bdquo;und das Unternehmen nicht mehr in der Lage war, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, was letztendlich auch in die Insolvenz führte. Natürlich wurde versucht, den Abbau so sozial wie möglich zu gestalten. Ohne diesen Einschnitt wäre die Fortführung des Unternehmens nicht möglich gewesen.“ Lesen Sie auch: Rahdener Traditionsunternehmen Kolbus hat neuen Besitzer Wie sicher sind die verbleibenden rund 250 Arbeits- und die Ausbildungsplätze? Dazu äußerte sich Hannes Mahlknecht wie folgt: &bdquo;Das bestehende Geschäft sollte ausreichend sein, um die 250 verbleibenden Arbeitnehmer zu beschäftigen. Sobald die Konjunktur in der Maschinenbaubranche wieder anzieht oder unsere verstärkten Bemühungen im Vertrieb des bestehenden Maschinenprogramms fruchten, werden wir auch wieder Mitarbeiter einstellen können.“ Die Chancen dafür stünden gut. Bereits in den ersten Tagen habe man erste erfolgreiche Geschäftsabschlüsse tätigen können. Die Kunden hätten ein großes Vertrauen in die Fähigkeiten der Kolbus-Mitarbeiter und in die Lösungen, die angeboten würden. Nicht ohne Grund gehöre man beispielsweise zu den Weltmarktführern bei den Buchdeckenmaschinen. Zahl der Azubis am Bedarf ausrichten Wie wird sich die Anzahl der Azubis entwickeln? Derzeit sind es insgesamt noch knapp 90. Dürfte ein Unternehmen mit künftig noch etwa 250 Beschäftigten eher weniger als insgesamt rund 90 Ausbildungsplätze vorhalten? &bdquo;Die Max Valier Holding fördert Ausbildungsprogramme in all ihren Unternehmen“, merkte Hannes Mahlknecht dazu an. Deshalb wurden seinen Angaben zufolge auch bei Kolbus alle laufenden Ausbildungsverträge fortgeführt, auch wenn der Bedarf aktuell geringer sei. Bei Kolbus werde aber für den Eigenbedarf und auch für den Kooperationspartner Müller Martini ausgebildet. Mahlknecht: &bdquo;Die Anzahl und Art der Ausbildungsplätze werden mittelfristig am Bedarf dieser Betriebe ausgerichtet.“ Die Max Valier Holding muss aus einem bestimmten Grund den Zuschlag erhalten haben: Die Holding wird in der Pressemitteilung zum Verkauf dahingehend zitiert, dass sie das Unternehmen möglichst lang halten und &bdquo;wieder in die Erfolgsspur bringen“ will. Was ist der Plan der Holding für Kolbus in Richtung Erfolgsspur? &bdquo;Die Max Valier Holding ist ein sehr aktiver Gesellschafter und unterstützt mit einem erfahrenen Team ihre Firmen, schnellstmöglich die Krisen zu überwinden“, merkte Hannes Mahlknecht zu dieser Frage an. Welchen Plan die Holding für Kolbus hat Die Holding setze ihren Plan in mehreren Schritten um. Im ersten Schritt würden die Struktur und die Führung an die neue Strategie angepasst. Im zweiten Schritt bearbeite man sehr aktiv Geschäftsfelder mit Potenzial und unterstütze dabei die regionale und internationale Entwicklung des Marktes. &bdquo;Wir schneiden aber auch Zöpfe dort ab, wo wir sehen, dass wir keine marktgerechten Lösungen anbieten können“, teilte Mahlknecht weiter mit. &bdquo;Im dritten Schritt steigern wir die Wettbewerbsfähigkeit durch Digitalisierung und Automatisierung und stellen den langfristigen Erfolg sicher. Ein Grund, weshalb wir den Zuschlag bei der Kolbus bekommen haben, sind sicherlich unsere bisherigen Erfolgsgeschichten bei Unternehmen, die in einer ähnlichen schwierigen Lage wie Kolbus waren, welche wir übernommen haben und heute wieder erfolgreich dastehen.“ &bdquo;Anpassung an die neue Realität bei Kolbus“ Kolbus produzierte bislang Teile für Müller Martini. Wird diese bisherige Geschäftsbeziehung durch die neuen Eigentümer weitergeführt? Das bejaht Hannes Mahlknecht: &bdquo;Hierzu hat man sich bereits vor der Übernahme geeinigt. Beide Parteien haben großes Interesse, die Geschäftsbeziehung fortzuführen und weiter zu entwickeln.“ Wie wird die Nutzung von Gebäuden und Grundstücken, die 2021/2022 von Kolbus zwecks Gewinnung von Liquidität verkauft worden waren, mit dem Besitzer oder der Besitzerin durch die neuen Eigentümer geregelt? Nach Angaben Mahlknechts wurde ein langfristiger Mietvertrag für die von Kolbus benötigten Flächen mit dem Vermieter abgeschlossen. Lesen Sie auch: Verkauf und Entlassungen bei Kolbus: Viele Rahdener Familien betroffen Wie viel Zeit geben die neuen Besitzer Kolbus, um wieder schwarze Zahlen zu schreiben? Mahlknecht: &bdquo;Keine, ein Betrieb sollte grundsätzlich schwarze Zahlen schreiben. Insbesondere weil in diesem Fall der Betrieb im Rahmen der übertragenden Sanierung mit beträchtlichen Kosten und Opfern für den zukünftigen Erfolg dimensioniert wurde. Die Anpassung an die neue Realität bei Kolbus wird allerdings einige Zeit und Anstrengungen bei den Mitarbeitern erfordern. Die Belegschaft bei Kolbus hat uns bereits signalisiert, diesen Weg gehen zu wollen.“ Der Verkauf von Unternehmen oder Unternehmensteilen gehört zu den Geschäftsbereichen der Max Valier Holding. Ist ein Verkauf des Unternehmens oder von Teilen des Unternehmens Kolbus, etwa der Gießerei, eine Option? Dazu Hannes Mahlknecht: &bdquo;Den Verkauf des (von) Unternehmens(teilen) können wir ausschließen.“ Alle notwendigen Änderung seien mit der Übernahme umgesetzt worden. Lediglich bei den Auslandstöchtern sein man noch in der Prüfung.

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