IHK warnt: Ostwestfalens Industrie plant Stellenabbau

Bielefeld. Die konjunkturelle Flaute in vielen deutschen Industriebranchen droht sich zunehmend auf den Arbeitsmarkt auszuwirken – auch in Ostwestfalen: Nur zehn Prozent der Betriebe, die sich an der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen (IHK) beteiligt haben, gehen in den kommenden zwölf Monaten noch von einer steigenden Beschäftigtenzahl aus. &bdquo;41 Prozent der Industriebetriebe planen dagegen eher einen Beschäftigungsabbau“, sagte jetzt Jörn Wahl-Schwentker, der Präsident der Bielefelder IHK, bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. Stark in der Region verankerte Unternehmen wie der Autozulieferer ZF oder der Haushaltsgerätehersteller Miele hatten entsprechende Pläne in den vergangenen Monaten schon angekündigt. Der einzige &bdquo;positive“ Effekt der drohenden Stellenverluste klingt zynisch: Denn im Ranking der Probleme, die als größte Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung eingeschätzt werden, ist der Fachkräftemangel vorerst deutlich abgerutscht und von anderen Themen überholt worden. Die Inlandsnachfrage, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (inklusive der Bürokratie), die Arbeitskosten und selbst die Auslandsnachfrage sind demnach heute die brennenderen Probleme. Stellenabbau in Ostwestfalen läuft bereits In der Zeit von Januar bis Juni 2024 war bundesweit eine wirtschaftliche Stagnation gemessen worden: Das Bruttoinlandsprodukt stieg im ersten Quartal um 0,2 Prozent, sank dann im zweiten Quartal wieder um 0,1 Prozent. In dieser Zeit schrumpfte die Zahl der Beschäftigten in der ostwestfälischen Industrie gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 um 0,2 Prozent, wie IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke berichtete. &bdquo;Angesichts der Umfragewerte befürchten wir aber leider im weiteren Jahresverlauf einen weiteren Rückgang“, so Pigerl-Radtke. Der jahrelange kräftige Beschäftigungsaufbau, der in den Jahren 2010 bis 2019 allein in Ostwestfalen zur Schaffung von 32.000 neuen Industriearbeitsplätzen geführt habe, habe nun wohl &bdquo;ein Ende gefunden“. Auch bei der Gesamtbeschäftigtenzahl sei ein langjähriger Trend gebrochen, warnte Pigerl-Radtke weiter: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sei 2023 in Ostwestfalen erstmals nach mehr als zehn Jahren wieder gesunken, und zwar um ein Prozent auf 758.659. Allein in der Industrie (minus 5.108) und in der Zeitarbeit (minus 4.965), die stark am verarbeitenden Gewerbe hänge, seien insgesamt mehr als 10.000 Stellen abgebaut worden. Das korrespondiert mit der Zunahme der Arbeitslosigkeit im Kammerbezirk: Im August 2024 waren in Ostwestfalen 63.000 Arbeitslose gemeldet, mehr als 10.000 mehr als zwei Jahre zuvor im August 2022. .responsive23-SdXmnzY8n4LO5jvl-bar-vertical-arbeitslose-in-owl-august-2024 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-SdXmnzY8n4LO5jvl-bar-vertical-arbeitslose-in-owl-august-2024 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-SdXmnzY8n4LO5jvl-bar-vertical-arbeitslose-in-owl-august-2024 { padding-top: 142.86%; } } Mehrere Branchen mit herben Umsatzeinbußen Eine weitere erschreckende Zahl, die nach Überzeugung der Kammer-Verantwortlichen die schwierige Lage der heimischen Industrie dokumentiert, ist der Einbruch der Industrieumsätze in Ostwestfalen: Das Statistische Landesamt habe im ersten Halbjahr 2024 einen Rückgang der ostwestfälischen Industrieumsätze um satte 12,6 Prozent auf 23,4 Milliarden Euro registriert, so Pigerl-Radtke. Dabei sei das Auslandsgeschäft kaum weniger geschrumpft als das Inlandsgeschäft, erläuterten Pigerl-Radtke und Arne Potthoff, der IHK-Referatsleiter für Industrie- und Wirtschaftspolitik. Damit sei die Entwicklung in der Region zuletzt deutlich schwächer als in NRW und vor allem als die in ganz Deutschland gewesen. Dabei habe der Vergleichszeitraum, das erste Halbjahr 2023, allerdings ausgesprochen gute Ergebnisse geliefert, hieß es zur Einordnung. Größtes Sorgenkind sind demnach derzeit die &bdquo;Hersteller elektrischer Ausrüstungen“, also vor allem die großen heimischen Produzenten von elektrischer Verbindungstechnik: Allein diese seit Jahren international sehr erfolgreiche Branche verzeichnete einen Umsatzeinbruch um fast 29 Prozent. Aber auch die Autozulieferer (minus 14,4 Prozent), Möbelhersteller (minus 13,4 Prozent), Nahrungsmittelproduzenten (minus 12,6 Prozent) und Maschinenbauer mussten herbe Einbußen im zweistelligen Prozentbereich verkraften. Schnelle Besserung nicht in Sicht Der aus der Umfrage unter 1.774 Unternehmen ermittelte Konjunkturklimaindex trübte sich von 92 auf 91 Punkte weiter ein, der Indexwert für die Industrie verschlechterte sich gar von 79 auf nur noch 78 Punkte (100 Punkte bedeuten eine ausgeglichene Situation). Die Investitionsbereitschaft sank ebenfalls weiter: Nur 17 Prozent der Industriebetriebe wollen demnach in naher Zukunft mehr investieren, 28 Prozent hingegen weniger. Und nur 15 Prozent der Firmen wollen noch die Kapazitäten in Deutschland erweitern. Eine schnelle Besserung sei in den nächsten Monaten &bdquo;weiterhin nicht in Sicht“, warnt Wahl-Schwentker. Folgerichtig fordert der IHK-Präsident mehr &bdquo;Anreize für Investitionen“. Grundsätzlich müssten &bdquo;die Voraussetzungen geschaffen werden, die Produktionskosten wieder auf ein international vergleichbares Niveau zu bringen“. Auch eine Reform der Unternehmenssteuern sei eine mögliche Maßnahme.

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