Störung behoben

IT-Panne führt weltweit zu Problemen – Folgen auch in Nordrhein-Westfalen

Weltweit fallen am Freitag IT-Systeme aus. Schuld ist fehlerhaftes Software-Update eines IT-Sicherheitssystems. Der Überblick über die gravierenden Folgen.

Reisende warten am Flughafen Köln/Bonn: Die Folgen der weltweiten IT-Panne am 19. Juli reichten bis nach OWL. Ursache war offenbar ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems mit des Herstellers Crowdstrike. | © IMAGO/Bonn.digital

20.07.2024 | 20.07.2024, 10:29

Das Wichtigste zum globalen IT-Ausfall im Kurzüberblick:

  • Zahlreiche Flughäfen, darunter auch die in Hamburg und Berlin, mussten am Freitag den Betrieb zeitweise einstellen. Auch die NRW-Flughäfen waren von der IT-Störung betroffen.
  • Eurowings strich alle innerdeutschen Flüge sowie Flüge von und nach Großbritannien mit Abflugzeit bis 15 Uhr.
  • Am einzigen Flughafen in OWL, am Airport Paderborn/Lippstadt, gab es keine Probleme. Die Bielefelder Sparkasse dagegen spürte Auswirkungen des IT-Ausfalls.
  • Rund 70 Kommunen in NRW, Kunden der Südwestfalen-IT, waren von Störungen betroffen.
  • Die weltweiten IT-Probleme gingen nach Einschätzung der Bundesregierung nicht auf eine Hackerattacke zurück.
  • Ursache war offenbar ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems mit dem Namen „Falcon Sensor“ des Herstellers Crowdstrike. Das Problem sei erkannt und behoben, teilte dieser am Freitagmittag mit.
  • Laut Crowdstrike steckte der Software-Fehler in einer Aktualisierung der Software für Windows-Computer. Windows-Hersteller Microsoft meldete daraufhin Probleme mit seinem Cloud-Service 365.

Berliner Hauptstadtflughafen BER stoppt zeitweise Betrieb

Seit etwa 7 Uhr am Freitagmorgen ging nichts mehr. Computerprobleme hatten weltweit zu weitreichenden Störungen geführt. In Deutschland war vor allem der Berliner Flughafen BER betroffen: Der Flugbetrieb musste am Vormittag weitgehend gestoppt werden.

Am späten Vormittag lief er wieder an: „Die Systeme des Flughafens sind wieder hochgefahren und wir kehren sukzessive zum Normalbetrieb zurück“, teilte eine Sprecherin mit. Am Samstag lief der Flugbetrieb wieder weitgehend normal.

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Folgen des IT-Ausfalls treffen Kommunen und Flughäfen in NRW

In NRW kam es zu Störungen an Flughäfen und bei einigen Kommunen. Betroffen waren unter anderem die Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Dortmund. Auch am Abend war der Luftverkehr noch beeinträchtigt. Ein Sprecher des Flughafens Köln/Bonn sagte der „Deutschen Presse-Agentur“ in Düsseldorf: „Die Lage entspannt sich ein bisschen,aber es gibt noch Auswirkungen.“ Zwar könnten die meisten Airlines hier wieder auf ihre normalen Check-In-Systeme zugreifen, dennoch müsse auch am Samstagmorgen noch mit Nachwehen gerechnet werden.

Am größten Flughafen in NRW in Düsseldorf gab es Beeinträchtigungen bei den Check-in- und Boarding-Prozessen von Eurowings, sagte ein Sprecher des Flughafens.

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Eurowings muss viele Flüge streichen

Bei Eurowings mussten über den gesamten Tag zahlreiche Flüge gestrichen werden. Von und nach Düsseldorf wurden bis zum späten Nachmittag über 50 Eurowings-Flüge gestrichen, von und nach Köln 24. Nachdem die Fluggesellschaft am Mittag mitgeteilt hatte, aufgrund anhaltender technischer Störungen alle innerdeutschen Flüge sowieFlüge von und nach Großbritannien mit Abflugzeit bis 15 Uhr zu streichen, gab es auch danach weitere Annullierungen. Mit der Streichung Dutzender Flüge soll das betroffene IT-System entlastet werden, sagte eine Unternehmenssprecherin.

Am späten Freitagabend teilte Eurowings mit, dass alle Systeme wieder zur Verfügung stünden. Die Fluggesellschaft geht davon aus, am Samstag wieder zum regulären Flugbetrieb zurückzukehren. Es könne aber noch vereinzelt zu Beeinträchtigungen kommen.

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Am Flughafen in Dortmund waren neben Eurowings auch die Systeme von Ryanair und Wizz Air betroffen, sagte eine Flughafensprecherin. Der Flugbetrieb laufe aber trotz der Störung weiter. Drei Flüge seien gestrichen worden, die meisten anderen hätten Verspätungen.

Fehler bei Update von IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike

„Nach aktuellem Erkenntnisstand aus den Äußerungen der betroffenen Unternehmen gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff“, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Ursache sei ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems mit dem Namen „Falcon Sensor“ des Herstellers Crowdstrike. Die IT-Sicherheitsfirma aus Texas bestätigte den Fehler. Mit der Konzentration in der Software-Industrie passiert es immer wieder, dass zahlreiche Unternehmen von Problemen einzelner Anbieter getroffen werden. So war zum Beispiel eine Cyberattacke auf den amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya im Jahr 2021 bis nach Schweden zu spüren, wo die Supermarkt-Kette Coop fast alle Läden schließen musste.

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Der Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, von den weltweiten IT-Ausfällen in zahlreichen Branchen seien auch Unternehmen in Deutschland betroffen gewesen, darunter Betreiber kritischer Infrastruktur. Zur kritischen Infrastruktur zählen unter anderem Energieversorger, Transport und Verkehr, die öffentliche Verwaltung, Krankenhäuser, Trinkwasser, Abwasser und Telekommunikation.

Auch Crowdstrike betonte, es sei keine Cyberattacke und auch kein Sicherheitsvorfall gewesen. Der Software-Fehler steckte nach Angaben des Unternehmens in einer Aktualisierung der Software für Windows-Computer. Windows-Hersteller Microsoft meldete daraufhin Probleme mit seinem Cloud-Service 365. Der Software-Riese veröffentlichte auch eine Anleitung, wie Windows-Cloud-PCs auf den Zustand vor dem fehlerhaften Update zurückgesetzt werden können. Crowdstrike betonte am Freitagmittag, das Problem sei erkannt und behoben worden. Die IT-Sicherheitsfirma verwies ihre Kunden auf ein neues Update.

Bundesamt nimmt Software-Anbieter in den Fokus

Bis die Probleme völlig behoben sind, kann nach Darstellung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) noch etwas Zeit vergehen. „Im schlimmsten Fall muss jeder betroffene Rechner einzeln bearbeitet werden“, sagte Amtspräsidentin Claudia Plattner. Sie fügte hinzu, im Nachgang der Krise müsse man darüber sprechen, wie die Qualitätssicherung bei Crowdstrike und bei Microsoft aussehe.

Microsoft-Nutzer auf der ganzen Welt, darunter Banken und Fluggesellschaften, meldeten am Freitag weit verbreitete Ausfälle. - © Thibault Camus
Microsoft-Nutzer auf der ganzen Welt, darunter Banken und Fluggesellschaften, meldeten am Freitag weit verbreitete Ausfälle. | © Thibault Camus

Lesen Sie hier die Hintergründe: Debakel für IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike

Flughäfen weltweit stellen Flugbetrieb ein

In den USA teilte die Flugaufsichtsbehörde FAA mit, sie habe wegen Kommunikationsproblemen alle Airlines angewiesen, „alle Flüge egal mit welchem Ziel“ zu stoppen. Fluggesellschaften wie Delta, United oder American Airlines erklärten, ihre Flüge blieben vorerst am Boden. In Spanien berichteten alle Flughäfen des Landes von Störungen aufgrund einer IT-Panne, wie der größte Airport-Betreiber Aena mitteilte. Bei der niederländischen KLM kam der Flugbetrieb vorübergehend fast vollständig zum Erliegen.

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In Frankreich teilte die Gesellschaft Air France mit, es gebe IT-Probleme, aber nicht an den Pariser Flughäfen.

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In Indien waren drei Fluggesellschaften von IT-Problemen betroffen, auch der Flughafen in Hongkong berichtete von Problemen mehrerer Fluggesellschaften. In Großbritannien meldete das wichtigste Bahnunternehmen Probleme, in Australien waren neben dem Flugverkehr auch Rundfunksender und Supermarktketten betroffen.

Kommunen in NRW betroffen, Kliniken in OWL ohne Probleme

In NRW traf die Störung teils auch Kommunen. „Auch die Kunden der Südwestfalen-IT (SIT) sind von dem globalen Problem betroffen“, berichtete das Unternehmen. Am Abend meldete SIT, alle Server, die zunächst sicherheitshalber abgeschaltet worden seien, hätten wieder freigegeben werden können. „Somit stehen den Kommunen alle Fachverfahren, die auf den betroffenen Servern laufen, wieder zur Verfügung. Weitere Einschränkungen sind nicht zu erwarten.“

Anders war die Lage in Ostwestfalen-Lippe: Der Flugbetrieb in Paderborn/Lippstadt lief wie gewohnt, sagt Pressesprecher Matthias Hack. Auch aus dem Kreis Höxter wurden keine Störungen gemeldet. Die Kliniken in Bielefeld liefen ebenfalls ohne Probleme.

Pressesprecherin Sandra Gruß vom Evangelischen Klinikum Bethel konnte Entwarnung geben und zeigte sich erleichtert: „Wir arbeiten zum Glück nicht mit dem System, das die Probleme ausgelöst haben soll, und sind nicht davon betroffen. Unsere IT-Abteilung beobachtet das aber genau.“ Auch im Franziskus Hospital an der Kiskerstraße in Bielefeld, das zur Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen gehört, gab es keine Probleme.

Kurzzeitig Probleme an Sparkassen-Automaten in Bielefeld

Einige wenige Kunden der Sparkasse Bielefeld bekamen die Störungen dennoch zu spüren. Wie Pressesprecher Christoph Kaleschke auf Anfrage mitteilt, lägen der Sparkasse Informationen vor, dass „einzelne Kunden im Ausland zeitweilig bei Geldabhebungen an Geldautomaten betroffen waren“. Zu größeren IT-Problemen kam es jedoch nicht.

In Norddeutschland sagte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sogar Operationen ab. Der Fernsehsender Sky informierte seine Zuschauer darüber, dass es aktuell zu „Störungen oder Ausfällen in unserem Live-Programm“ kommen könne. In Alaska in den USA legte der IT-Ausfall die Notfallnummer 911 lahm.

Lebensmittelhändler Tegut schließt zeitweise Märkte

Der Lebensmittelhändler Tegut schloss wegen der IT-Probleme am Freitag vorübergehend Märkte. Wegen Störungen der Kassensysteme wurden vormittags die 340 Filialen in Deutschland vorübergehend geschlossen, wie das Unternehmen mit Sitz im osthessischen Fulda mitteilte. Kurz vor 16 Uhr meldete Tegut, dass alle Läden wieder offen seien.