Flugzeuge bleiben am Boden, Kundinnen und Kunden können nicht mehr mit Karte bezahlen, Fernsehsender müssen ihren Betrieb einstellen, Krankenhäuser gar ihre Operationen verschieben: Ein weltweiter IT-Ausfall hat am Freitag große Teile des alltäglichen Lebens lahmgelegt.
Das Problem in diesem Fall: Eine Software des Unternehmens Crowdstrike – eine Art Antivirenprogramm, das vor allem von Unternehmen genutzt wird. Auch bei Clouddiensten von Microsoft und Amazon kommt die Software mit dem Namen „Falcon Sensor“ zum Einsatz. Ein Update sei fehlerhaft gewesen, hieß es am Freitag. Die Folge: eine Kettenreaktion, ein beispielloser Totalausfall.
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Cloud-Produkte etwa von Microsoft ließen sich nicht mehr nutzen, genauso wie weitere Produkte von Microsoft 365. Unternehmen, die direkt mit der Crowdstrike-Software arbeiten, klagten über Bluescreens auf ihren Windows-Computern. Sie mussten mit einem aufwendigen Workaround wieder zum Laufen gebracht werden.
IT-Chaos zeigt Probleme auf
Das Chaos zeigt einmal mehr, wie gefährlich es werden kann, wenn ein Großteil des digitalen Lebens in den Händen einiger weniger Anbieter liegt. Die Software von Crowdstrike ist weit verbreitet – vergleichbare Cybersicherheitsanbieter lassen sich an einer Hand abzählen. Das Cloud-Geschäft wird derweil von einigen wenigen Playern dominiert, vor allem von Microsoft, Amazon und Google. Viele Unternehmen nehmen die Lösungen der Konzerne dankend an: Statt einer traditionellen IT-Infrastruktur setzen viele heute auf die bequemen Cloud-Komplettlösungen der Tech-Anbieter, weil sie vergleichsweise günstig sind.
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Das hat für Unternehmen große Vorteile, doch die negativen Begleiterscheinungen sind ebenso offensichtlich: Firmen geben die Hoheit über Daten und die Datensicherheit an einige wenige Großkonzerne ab. Fällt dann ein großer Player am Markt aus, hat das gleich enorme Auswirkungen auf das alltägliche Leben – das zeigt auch das aktuelle IT-Chaos.
In diesem Fall war laut dem Unternehmen Crowdstrike „kein Sicherheitsvorfall oder Cyberangriff“ für den Ausfall verantwortlich. Doch die wichtigen Knotenpunkte der eng vernetzten IT-Struktur können auch von Kriminellen angegriffen werden. Für Russland etwa gehören Cyberangriffe zur hybriden Kriegsführung dazu.
Unternehmen sollten auf vielfältige Lösungen setzen
Um die weltweite IT für die Zukunft sicherer aufzustellen, müsste mehr Diversifizierung her – und viele Unternehmen wären sicher gut beraten, nach dem aktuellen Totalausfall ihre IT-Struktur zu überdenken. Je diverser ein System aufgezogen ist, desto widerstandsfähiger ist es gegen Attacken.
Möglich wären etwa Multi-Cloud-Lösungen, bei denen Daten auf verschiedene Anbieter verteilt werden – und nicht nur auf einen einzigen. Auch bei Sicherheitslösungen, Backup- und Netzwerkdiensten empfiehlt es sich, nicht nur auf einen Anbieter zu vertrauen, sondern die möglichen Risiken breiter zu streuen.