Dreistufige Lohnerhöhung

Tarifeinigung im Einzelhandel von NRW: Wie Beschäftigte davon profitieren

Sehr lange dauerten die Tarifverhandlungen im Einzelhandel. Jetzt steht ähnlich wie in einigen anderen Bundesländern auch in Nordrhein-Westfalen ein Abschluss.

Im Einzelhandel von Nordrhein-Westfalen sind Angaben beider Seiten mehr als 700.000 Beschäftigte tätig. | © dpa

21.05.2024 | 21.05.2024, 20:40

Düsseldorf (dpa). Hunderttausende Beschäftigte im Einzelhandel von Nordrhein-Westfalen bekommen mehr Geld. Nach mehr als einem Jahr Verhandlungen haben sich die Gewerkschaft Verdi NRW und der Handelsverband Nordrhein-Westfalen auf einen Tarifabschluss für den Einzelhandel im bevölkerungsreichsten Bundesland geeinigt. Das teilten beide Tarifparteien am Dienstagabend nach der achten Verhandlungsrunde in Düsseldorf übereinstimmend mit.

Demnach werden die Entgelte rückwirkend zum 1. Oktober 2023 um 5,3 Prozent angehoben. Ab dem 1. Mai 2024 gibt es weitere 4,7 Prozent. Im dritten Tarifjahr erhöhen sich zum 1. Mai 2025 die Entgelte zunächst um einen Festbetrag von 40 Euro und dann um weitere 1,8 Prozent. Bei einer Laufzeit von 36 Monaten entspricht das laut der Arbeitgeberseite einer Gesamtentwicklung von 13,67 Prozent. Zusätzlich erhielten die Beschäftigten eine Inflationsausgleichsprämie von 1.000 Euro bei Vollzeittätigkeit. Teilzeitbeschäftigte bekommen dies laut der Gewerkschaft anteilig. Für Auszubildende gebe es 500 Euro.

Zudem wird der Betrag den Angaben zufolge für tarifliche Altersvorsorge von jährlich 300 Euro auf 420 Euro angehoben. Die zusätzlichen 120 Euro erhalten die Beschäftigte laut Verdi NRW ab dem 1. Januar 2025. Die Laufzeit des Tarifvertrags betrage 36 Monate.

Newsletter
Update zum Mittag
Top-News, täglich aus der Chefredaktion zusammengestellt.

Abschluss wird für mehr als die Hälfte der Beschäftigten gelten

Im Einzelhandel von Nordrhein-Westfalen sind Angaben beider Seiten mehr als 700.000 Beschäftigte tätig. Allerdings ist die Tarifbindung in der Branche nicht hoch. Der Abschluss wird nach Einschätzung der Arbeitgeber für mehr als die Hälfte der Beschäftigten gelten. So verwies die Arbeitgeberseite darauf, dass der Tarifvertrag eine wichtige Richtschnur für viele Unternehmen sei, die sich daran orientierten. Ein großer Teil der tarifgebundenen Unternehmen ist nach Einschätzung des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen einer Verbandsempfehlung gefolgt und hat die erste Stufe von 5,3 Prozent bereits gezahlt.

„Die Arbeitgeber sind damit an ihre finanziellen Grenzen gegangen. Die Ausgangslage nach den zahlreichen Krisen der letzten Jahre und damit einhergehender historisch negativer Konsumstimmung war denkbar schlecht“, erklärte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Christopher Ranft, in einer Mitteilung.

Verdi NRW-Verhandlungsführerin Henrike Eickholt verwies auf viele Streikaktionen in den vergangenen zwölf Monaten, die zu dem Abschluss geführt hätten und erläuterte die Auswirkung: „Für eine Verkäuferin bedeutet das Ergebnis, dass sie zum 1. Mai 2025 brutto knapp 400 Euro mehr im Monat zur Verfügung hat.“ Erst mit diesem Tarifabschluss „werden die bisher getätigten ‚freiwilligen‘ Erhöhungen rechtssicher.

Nach Angaben von Verdi NRW gibt es im Einzelhandel von Nordrhein-Westfalen im Detail rund 517.000 sozialversicherungspflichtig und rund 197.000 geringfügig Beschäftigte.