IHK-Umfrage

Handel und Dienstleister in OWL leiden – wer besonders betroffen ist

Eine Umfrage der IHK zeigt große Unzufriedenheit mit der aktuellen Wirtschaftspolitik – und in einer Branche gar die schlechteste Lage seit 15 Jahren.

Präsentieren die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage im Bereich Handel und Dienstleistung: Petra Pigerl-Radtke (IHK-Hauptgeschäftsführerin), Marco Rieso (Referatsleiter Handel, Dienstleistung/von rechts), Frank Roebers (Stellvertretender Vorsitzender des IHK-Dienstleisterausschusses), Rainer Döring (Vorsitzender des IHK-Handelsausschusses) und Götz Dörmann (IHK-Geschäftsführer International, Handel, Verkehr). | © IHK Ostwestfalen

01.03.2024 | 01.03.2024, 18:21

Bielefeld. Die Handels- und Dienstleistungsunternehmen in Ostwestfalen stehen vor großen Herausforderungen – zu diesem Fazit kommt die Frühjahrs-Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK). Ein Kernergebnis: Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Wirtschaftspolitik ist hoch. Darunter fallen Themen wie die Belastung durch zu viel Bürokratie, die Steuerpolitik sowie hohe Energiekosten. „Viele wirtschaftspolitische Fragen bleiben unbeantwortet. Das schlägt sich deutlich in den Erwartungen an die kommenden Monate nieder“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke.

Beteiligt haben sich insgesamt 1.528 Unternehmen mit mehr als 66.000 Beschäftigten.

Schlechte Stimmung im Handel verschärft sich

Nur noch 18 Prozent der Handelsunternehmen in OWL stufen die aktuelle Geschäftslage als gut ein, 28 Prozent als schlecht. Noch düsterer ist die Prognose: 39 Prozent der Handelsunternehmen erwarten eine Verschlechterung der Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten. Rainer Döring, Vorsitzender des IHK-Handelsausschusses, sagt: „Die weiterhin erhöhte Inflation, die konjunkturelle Lage in der Industrie, hohe Energiekosten und die Konsumzurückhaltung drücken die Stimmung. Die Hoffnung, dass das Weihnachtsgeschäft die Geschäftslage verbessert, wurde nicht erfüllt.“ Seit Beginn der Corona-Pandemie seien die Erwartungen an die Zukunft in den IHK-Umfragen im Handel fast ausschließlich negativ ausgefallen.

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Trügerische Zahlen aus der Dienstleistungsbranche

Bei den Dienstleistern in Ostwestfalen-Lippe ist die aktuelle Geschäftslage zwar in Summe positiv. 29 Prozent beurteilen diese als gut, 22 als schlecht. Zwischen den einzelnen Branchen gibt es aber erhebliche Unterschiede. „Branchen, deren Geschäftsmodell auf Digitalisierung basiert, laufen überwiegend stabil“, sagt Frank Roebers, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Dienstleisterausschusses. Dazu zählen beispielsweise die IT-Dienstleister, unter denen in OWL ein Drittel von einer guten Geschäftslage berichtet.

In anderen Bereichen ist die Stimmung deutlich pessimistischer, vor allem in der Arbeitnehmerüberlassung und dem Güterkraftverkehr. Beide Branchen sind stark mit dem verarbeitenden Gewerbe verbunden. Firmen aus dem Bereich der Arbeitnehmerüberlassung bewerten die aktuelle Geschäftslage zu 47 Prozent als negativ. Für gar 57 Prozent hat sich die Ertragslage zuletzt verschlechtert.

Noch dramatischer ist die Situation im Güterkraftverkehr. Die aktuelle Geschäftslage wird dort so negativ bewertet wie seit Herbst 2009 nicht mehr. „Die abgekühlte Konjunktur, sinkende Auftragsbestände und eine rückläufige Nachfrage schlagen direkt durch“, berichtet Roebers. 77 Prozent der Unternehmen berichten von einer schlechten Ertragslage, 42 erwarten eine weitere Verschlechterung in den kommenden Monaten.