Second-Hand: So funktioniert die Schnäppchenjagd mit gutem Gewissen

Berlin. Sonja Broy hält gerne Ausschau nach Gebrauchtem. Mal ein Möbelstück vom Flohmarkt, mal Kleidung aus dem Second-Hand-Shop. Vor allem bei technischen Geräten setzt die 38-Jährige auf Produkte aus zweiter Hand. Vor zehn Jahren hat sie ihr erstes gebrauchtes Notebook gekauft, auch Smartphones kauft sie seitdem nicht mehr fabrikneu. &bdquo;Warum sollte ich das Doppelte für ein Gerät ausgeben, wenn es das in gutem Zustand auch günstiger gibt?“ So wie sie denken immer mehr Menschen. Bereits jede dritte Person in Deutschland setzt laut des vom Handelsverband Deutschland (HDE) herausgegebenen Konsummonitors für Nachhaltigkeit beim Einkauf auf Gebrauchtes. Die Second-Hand-Branche wächst demnach stärker als der Einzelhandel insgesamt. Vor allem Kleidung und Modeartikel sind beim Gebrauchtkauf gefragt, gefolgt von Spielwaren und Elektronikprodukten. Geld sparen mit Second Hand Den meisten Menschen geht es laut HDE beim Second-Hand-Shopping darum, Geld zu sparen. Immerhin gibt es viele ausrangierte Dinge zum Bruchteil des ursprünglichen Preises, Kleidung wird oft nach Gewicht bezahlt. Laut Stiftung Warentest, die für einen Vergleich von Onlineshops für generalüberholte Technik 45 Smartphones gekauft hat, kann man beim Kauf von gebrauchten Handys zwischen 20 und 50 Prozent im Vergleich zum Preis neuer Geräte sparen. Auch der Umweltaspekt spielt für viele Menschen eine Rolle. Wie viel Ressourcen beim Gebrauchtkauf eingespart werden, die sonst für die Herstellung eines neuen Produkts verwendet würden, kann zwar niemand verlässlich sagen. Deshalb hat der Verbraucherzentrale Bundesverband auch schon Händler für gebrauchte Technik wegen zweifelhafter Werbeaussagen wie &bdquo;Die CO2-Emissionen werden um 70 Prozent reduziert“ oder &bdquo;194 Gramm weniger Elektroschrott“ abgemahnt. Für neue Produkte werden Rohstoffe gebraucht Unbestritten ist jedoch, dass gerade für die Produktion von Smartphones, Tablets und anderen technischen Geräten Rohstoffe wie Kobalt gebraucht werden, die teils mithilfe von Kinderarbeit und schwerwiegenden Folgen für die Umwelt abgebaut werden. Die Herstellung von Stoffen für Kleidung braucht viel Wasser, auch der Einsatz von Chemikalien beim Färben ist zu bedenken. Wer beim Einkauf auf Gebrauchtes setzt, tut also auch der Umwelt etwas Gutes. Nicht alle sind gleichermaßen überzeugt vom Gebrauchtkauf. Gegen den Kauf von Technik aus zweiter Hand spricht einer Befragung der Verbraucherzentralen zufolge vor allem die Unsicherheit, was den Zustand der Produkte angeht. Im Bereich von refurbished Smartphones - also Handys, die runderneuert wurden - kann die Stiftung Warentest beruhigen: Im Testkauf überzeugten 36 von 45 Smartphones mit ihrer Qualität, manche waren sogar besser als vom Anbieter beschrieben. Allein der Akku machte bei den meisten gebrauchten Geräten etwas früher schlapp als die kaum genutzten Vergleichshandys. Gewährleistung und Widerruf: Was zu bedenken ist Wer Gebrauchtes bei einem gewerblichen Anbieter einkauft, hat dieselben Rechte wie beim Neukauf. Dazu zählt ein zweijähriges Gewährleistungsrecht, die sogenannte Sachmängelhaftung. Das heißt, der Händler muss ein mangelhaftes Produkt zurücknehmen, umtauschen oder den Kaufpreis erstatten. Beim Einkauf per App oder im Onlineshop gilt außerdem immer ein 14-tägiges Widerrufsrecht, manche Anbieter verlängern dieses Recht auch auf 30 Tage. Auch beim Privatverkauf gilt laut Gesetz das zweijährige Gewährleistungsrecht, in der Praxis ist das jedoch nicht immer so leicht durchzusetzen. Je nach Wert der gekauften Ware ist das unkooperative Verhalten eines Verkäufers im Fall eines Mangels vor allem ärgerlich, bei höherwertigen Produkten lohnt sich im Zweifel der Gang zur Anwaltskanzlei. Privatleute können die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung auch ausschließen. Dazu braucht es eine rechtssichere Formulierung wie &bdquo;Ich schließe jegliche Sachmängelhaftung aus“ oder &bdquo;Dieser Verkauf erfolgt unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung“. Das Recht auf Umtausch oder Rücknahme ist beim Kauf von privat grundsätzlich ausgeschlossen. Käuferschutz beim Privatverkauf Second-Hand-Portale und Apps wie Kleinanzeigen oder Vinted verkaufen selbst keine Produkte, sondern stellen ihre Plattform privaten Anbietern zur Verfügung. &bdquo;Da wir die Artikel nie selbst vorliegen haben und eventuelle Mängel damit außerhalb der Kontrolle liegen, ist es auch aus rechtlicher Sicht für uns schwierig, Garantien zu übernehmen“, so Fiona Kleinert von Kleinanzeigen. Oft bieten die Portale darum ein eigenes Bezahlsystem an. &bdquo;Das Paket wird dann versichert versendet und man ist auch versichert, wenn das Produkt erheblich von der Beschreibung abweicht.“ Diesen Extraschutz lassen sich die Portale etwas kosten. Wer sich bei Kleinanzeigen für &bdquo;Sicher bezahlen“ entscheidet, zahlt pro Einkauf 35 Cent und 4,5 Prozent des Kaufpreises drauf, Vinted nimmt für sein Bezahlsystem pro Einkauf 70 Cent und 5 Prozent des Kaufpreises.

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