Gans & Co.: Warum der Weihnachtsschmaus in OWL dieses Jahr noch mehr kostet

Höxter/Paderborn. Für viele Menschen gehört der Gänsebraten zum Weihnachtsfest wie der Tannenbaum. Entsprechend wenig Spaß machte im vergangenen Jahr die Menüplanung. Um bis zu 40 Prozent waren die Preise für Weihnachtsgeflügel gestiegen, viele Restaurants strichen die Gans von der Karte. In diesem Jahr ist die Lage deutlich entspannter – allerdings sind es nun andere Probleme, die viele Wirte plagen. Zuerst die gute Nachricht: Gänse sind in diesem Jahr problemlos zu bekommen. Das sah im vergangenen Jahr anders aus, denn in vielen Hauptbezugsländern Europas wütete die Vogelgrippe. Viele Tiere mussten vorbeugend getötet werden, das sorgte für wenig Angebot und hohe Preise. "Mit dieser Problemlage haben wir es in diesem Jahr nicht zu tun", sagt Markus Borgmeier, Inhaber des in Paderborn ansässigen Fleischlieferanten. Er bezieht die Tiere hauptsächlich aus Polen. "Und da sind für diese Saison ganze Tiere oder Teile wie Keulen und Brüste in allen Größen verfügbar. Da war im vergangenen Jahr gar nicht mehr dran zu kommen." Eine Preissteigerung im Vergleich zum Vorjahr hat Borgmeier nicht registriert. "Im Gegenteil ist der Kilopreis eher einen Euro günstiger." Kerstin Meyer zu Müdehorst zieht ihre Gänse auf den Streuobstwiesen des Familienhofs groß und weiß deshalb genau, wie sich die Aufzuchtbedingungen und -preise verändern. "Auch in diesem Jahr sind die Futterpreise bei vielen Lieferanten noch mal angestiegen." Die Landwirtin hält den Vorjahrespreis von 18,60 Euro pro Kilo dennoch. "Wir werden schon genug Kostensteigerung an die Gäste weitergeben müssen, wenn die Mehrwertsteuer wieder höher wird." Gastronomen leiden unter diversen Problemen Auch Olaf Klötzer, Gastronom und Feinkosthändler aus Bielefeld, ist zumindest in puncto Gans und Co. in diesem Jahr entspannter. "Generell kann man schon sagen, dass die brutale Preiserhöhung auf den Märkten abebbt." Es sei immer schwierig, Prognosen für das Weihnachtsgeschäft abzugeben. "Wir haben aber bereits viele Buchungen und Reservierungen." Übermäßig optimistisch ist er allerdings nicht. "Wir sind zufrieden, wenn wir das Niveau auf dem der Vorjahre halten können. Angesichts der Situation Zuwächse zu erwarten, wäre vermessen." Damit spricht der Gastronom nach der guten Nachricht auch die vielen Probleme an, die die Branche plagen – und das nicht nur beim Weihnachtsgeschäft. Ganz oben rangiert hier das mögliche Ende der Mehrwertsteuersenkung zum Ende des Jahres. Stand jetzt wird sie 2024 nach der Ausnahmeregelung in den Pandemiejahren wieder von sieben auf 19 Prozent steigen. Branchenverbände fordern dagegen die Beibehaltung des reduzierten Satzes, weil die Situation sich durch Inflation, hohe Energiekosten und Personalmangel eben nicht entspanne. Viele Wirte ziehen aufgrund dieser Faktoren die Preise beim Weihnachtsgeschäft an, zeigt eine Umfrage des Branchenverbands Dehoga unter 117 Lokalen. Jedes zweite teilte mit, seine Gänsebratenpreise um bis zu zehn Prozent anzuheben. 17 Prozent wollen die Gerichte sogar um bis zu zwanzig Prozent verteuern. Nur neun Prozent haben die Preise gesenkt. Ein klassisches Gänsegericht – also Brust oder Keule mit Beilagen – kostet laut Dehoga in den meisten Lokalen zwischen 25 und 35 Euro, für eine ganze Gans samt Beilagen werden bis zu 150 Euro fällig. Feinkosthändler aus Bielefeld in Sorge um die Mehrwertsteuer Joachim Avenarius, Hotelier und Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands im Kreis Höxter, hat Verständnis für das Vorgehen. "Es gibt mittlerweile kaum noch andere Möglichkeiten, als einen Teil der Kostensteigerungen auch an die Gäste weiterzugeben." Kommt die Rückkehr der 19-prozentigen Mehrwertsteuer zu den anderen Faktoren hinzu, rechnet auch er für den eigenen Betrieb damit. "Wir nehmen derzeit für das Büfett für Hausgäste 24 Euro. Künftig werden es dann eher 27 sein müssen." Die Steigerung im eher moderaten Bereich sei möglich, weil ein großer Betrieb wie seiner die Kosten nicht nur auf das Essen, sondern auch in andere Bereiche umlegen könne. "Kleinere und vor allem familiengeführte Häuser schaffen das nicht." Zehn Prozent der Betriebe in der Region werden deshalb in seinen Augen im nächsten Jahr schließen müssen. Auch Feinkosthändler Olaf Klötzer wird die Preise anheben müssen, wenn der alte Mehrwertsteuersatz zurückkehrt. "Es wäre ein echtes Debakel, wenn das kommt. Das wird jeden Gastronomen empfindlich treffen, weil wir alle auch deutlich spüren: Die Menschen halten ihr Geld in diesen Zeiten viel stärker zusammen." Dennoch bleibt Klötzer optimistisch. "Ich rechne erst mal nicht damit."

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