Gesundheitskarte nicht lieferbar - was Versicherte jetzt wissen müssen

Bielefeld. Wegen des weltweiten Chipmangels gibt es derzeit bundesweit Probleme bei der Herstellung der elektronischen Gesundheitskarten (eGK). Denn die erforderlichen Chips kommen nicht immer rechtzeitig an. Die Folge: Einige Gesetzliche Krankenkassen können Versicherten, deren Karte abläuft, derzeit nicht wie gewohnt ein neues Exemplar schicken. Das Problem könnte bis Herbst andauern. Der Mangel an Halbleitern sorgt bereits seit Monaten für Probleme in vielen Branchen. Die weltweite Chip-Knappheit resultiert unter anderem aus einer erhöhten Nachfrage während der Corona-Pandemie, in der es immer wieder Unterbrechungen in Produktion und bei den Lieferketten gab und gibt. Aus Sicherheitsgründen müssen die Gesundheitskarten nach fünf Jahren ausgetauscht werden, eine Verlängerung durch die Krankenkassen ist nicht möglich. Betroffene Versicherte müssen auf eine Übergangslösung ausweichen: "Sie erhalten in der Übergangszeit von ihrer gesetzlichen Krankenkasse eine sogenannte 'Ersatzbescheinigung', die sie anstelle der eGK bei ihrem Arzt- oder Zahnarztbesuch vorlegen", erklärt Jens Kuschel, Sprecher der AOK NordWest. "Die Leistungen werden dann wie bisher vom Arzt oder Zahnarzt erbracht und direkt mit der zuständigen Krankenkasse bzw. der Kassenärztlichen Vereinigung abgerechnet", erklärt Kuschel weiter. Was gilt im Urlaub? Derartige Ersatzbescheinigungen sind laut der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) bereits erprobt: "Auch wenn Versicherte ihre Karte verloren oder kürzlich die Kasse gewechselt haben, erhalten sie übergangsweise von der Krankenkasse eine zeitlich befristete Ersatzbescheinigung, die ebenfalls einen gültigen Anspruchsnachweis darstellt", erklärt Sprecher Stefan Kuster. Deshalb entstünden für die Arztpraxen auch keine Abrechnungsprobleme. Doch was gilt im Urlaub? Reisende innerhalb Deutschlands zeigen dem behandelnden Arzt im Urlaubsort die Ersatzbescheinigung vor, die immer im Besitz des Versicherten bleibt. Anders ist es, wenn es ins europäische Ausland geht, so die AOK NordWest: Auf der Rückseite der elektronischen Gesundheitskarte befindet sich die Europäische Krankenversicherungskarte, die für viele, wenn auch nicht für alle Abkommensstaaten gilt. Sollte die Gültigkeit abgelaufen sein und der Versicherte hat noch keine neue eGK von seiner Krankenkasse erhalten, sollte er sich von der Krankenkasse einen Auslandskrankenschein ausstellen lassen. Für Ärzte bedeutet es Mehraufwand Probleme mit Chips könnte es jedenfalls noch eine Weile geben. Davon geht zumindest das Unternehmen Gieseke & Devrient aus, das in Deutschland nach eigenen Angaben zu den größten Herstellern von Versichertenkarten gehört. Man nehme zwar eine Entspannung internationaler Lieferketten wahr, teilte ein Sprecher mit. Aber: "Wir gehen davon aus, dass uns diese Themen auch in nächster Zeit beschäftigen werden." Das Thema betreffe "die gesamte Smartcard-Industrie" und könne "nachhaltige Folgen für Volkswirtschaften" haben. Und die Patienten sind nicht die einzigen mit Problemen. "Für uns bedeutet es zeitlich den doppelten, dreifachen Mehraufwand, wenn wir Patienten ohne Karte behandeln", sagt Jens Grothues, 3. Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. Eigentlich seien Ärzte sogar verpflichtet, die Gesundheitskarten einzulesen. Stattdessen müsse ein Ersatzverfahren angestoßen werden, teilweise auch noch mit Krankenkassen telefoniert werden, um zu klären, ob ein Patient tatsächlich dort versichert ist. Das ärgert Grothues. Die Krankenkassen hätten die Ärzte auch nicht über die Probleme informiert. "Wir sind diejenigen, die mehr Arbeit haben, um dieselben Leistungen abzurechnen." Das führe insbesondere in Notaufnahmen zu Problemen. Behandelt werde aber natürlich weiter, sagt Grothues. "So neu ist das auch alles nicht. Die Probleme gibt's seit März."

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