Keine Prognose für 2022

Böllhoff-Gruppe schüttelt Pandemie ab und steht vor neuen Sorgen

Der Umsatz der Bielefelder erholt sich im Jahr 2021 deutlich. Doch was wird aus den Standorten in Russland?

Die Unternehmensleitung der Böllhoff-Gruppe mit (v. l.) Jens Bunte, Michael W. Böllhoff, Wilhelm A. Böllhoff und Carsten Löffler. | © Böllhoff-Gruppe

Martin Fröhlich
09.03.2022 | 09.03.2022, 18:00

Bielefeld. Die Unwägbarkeiten für den ostwestfälischen Mittelstand nehmen kein Ende. Erst die Corona-Pandemie, dann Lieferkettenprobleme, Rohstoffknappheit und steigende Energiepreise. Nun der Krieg in der Ukraine und die Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Von all diesen Faktoren getroffen wurde und wird auch die Bielefelder Böllhoff-Gruppe, ein Spezialist für Verbindungstechnik. Auf der Habenseite weist Böllhoff jedoch ein starkes Geschäftsjahr 2021 auf, wie die Gruppe jetzt mitteilte.

Nach einem Umsatzeinbruch im ersten Corona-Jahr 2020 (Rückgang auf 545 Millionen Euro) hat Böllhoff 2021 das Vor-Pandemie-Niveau wieder erreicht und sogar übertroffen. Mit 671 Millionen Euro lag man über den 638 Millionen von 2019. „Den erneuten Aufschwung der Konjunktur konnten wir für uns nutzen und wieder auf Vor-Pandemie-Niveau wachsen – eine erfreuliche Entwicklung nach dem starken Einschnitt des Jahres 2020“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Michael W. Böllhoff.

„Das Marktumfeld bleibt dennoch herausfordernd“, ergänzt Wilhelm A. Böllhoff, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter: „Die Nachwirkungen von zwei Jahren Pandemie werden uns weiter beschäftigen. Hinzu kommen geopolitische Risiken wie Wladimir Putins militärische Handlungen gegen die Ukraine.“

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Die Absatzdelle des Jahres 2020 hat Böllhoff in allen Weltregionen weitgehend überwunden. Die Auslandsmärkte legten zu. Insbesondere in Asien verzeichnete die Unternehmensgruppe ein überproportionales Wachstum. Dort stieg der Umsatz verglichen mit 2019 und 2020 um 29 Prozent auf rund 78 Millionen Euro. In Deutschland bewegten sich die Umsätze im Wesentlichen auf Vor-Corona-Niveau. Zuwächse ergaben sich aus der Akquisition zweier Unternehmen – der Verbindungselemente Engel GmbH aus Weingarten und der Kaiser Spezialartikel GmbH aus Arnsberg.

Trotz Krise wächst die Zahl der Böllhoff-Mitarbeiter

Aufgeschlüsselt nach den Kundengruppen Industrie, Automotive sowie Luft- und Raumfahrt legte die Böllhoff-Gruppe besonders in der Industrie zu. Mit einem Umsatzanteil von 320 Millionen Euro machte diese breit gefächerte Branche knapp die Hälfte des Gesamtumsatzes aus. „Hier sehen wir die Früchte unserer Diversifikationsstrategie“, so Michael W. Böllhoff. Der Automotive-Anteil sank um 6 Prozent auf nun 51 Prozent; der Luft- und Raumfahrtsektor lag mit 1,5 Prozent Umsatzanteil auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Pandemie. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit ist bei Böllhoff um etwa 200 auf jetzt gut 3.200 Beschäftigte gestiegen.

Eine Prognose für 2022 wagt man bei Böllhoff im Moment nicht. Es gebe hohe Unsicherheiten und Schwankungen im Marktumfeld. Zwar habe das Jahr in den meisten Kundensegmenten erfolgreich begonnen. „Durch die unerwartete Eskalation des Ukraine-Kriegs und die noch nicht absehbaren Folgen für Lieferketten bleibt die Volatilität der Nachfrage jedoch hoch“, heißt es.

Und wie steht es um die Geschäftsaktivitäten in Russland angesichts der Sanktionen? „Das Unternehmen bewertet sein Engagement dort täglich neu“, so die Böllhoff-Führung. In Russland betreibt Böllhoff Vertriebsstandorte in Moskau und Nowgorod sowie ein Logistikzentrum in Nowgorod.