Das sollten Sie über Krankenversicherungen wissen

Bielefeld. Das Interesse an unserer Telefonaktion zur Krankenversicherung war enorm. Für alle, die nicht durchkamen, haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt. An den Telefonen waren Boris Brandes von der AOK Nordwest, Thomas Stippel vom Verband der privaten Krankenversicherung und Peter Klipp von der Stiftung Warentest. Als Selbstständige bin ich freiwillig gesetzlich, mein Ehemann ist ebenfalls Selbstständiger, aber privat versichert. Wird sein Einkommen bei meinem Kassenbeitrag mit eingerechnet? Im Prinzip ja. Allerdings gibt es Ausnahmen. So wird das Einkommen Ihres Mannes etwa dann nicht berücksichtigt,wenn er weniger als Sie verdient oder wenn Sie selbst mehr als 2.418,75 Euro monatlich verdienen. Ob es tatsächlich berücksichtigt wird, kann aber nur individuell an Hand der Einkunftsnachweise geklärt werden. Von meiner Kasse wurde ich als freiwillig versicherter Rentner eingestuft. Wie kommt so etwas zustande? Muss ich als &bdquo;Freiwilliger" wirklich alle meine Einkünfte angeben? Ja. Den Status des freiwilligen Mitglieds haben Sie bekommen, da Sie nicht 90 Prozent der zweiten Hälfte des Erwerbslebens gesetzlichversichert waren. Freiwillig Versicherte wie Sie müssen immer auf der Basis der gesamten wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Beiträge an die gesetzliche Kasse zahlen. Neben der Altersrente – da übernimmt die Rentenversicherung 7,3 Prozent und den halben Zusatzbeitrag – ist der volle Beitragssatz einschließlich Zusatzbeitrag etwa für Zinsen, Mieteinkünfte, private Renten- oder Lebensversicherung zu zahlen. Das Ganze gilt bis zur Bemessungsgrenze von 4.837,50 Euro im Monat. Kann ich an dieser Einstufung etwas ändern? Wenn Sie Kinder erzogen haben, vielleicht. Denn je Kind werden Ihnen auf Antrag drei Jahre Mitgliedschaft in der gesetzlichenKrankenversicherung angerechnet. Reicht das um die Lücke in Ihrem Versicherungsverlauf zu schließen, werden Sie Pflichtmitglied derKrankenversicherung der Rentner und zahlen nur für Ihre Altersrente Beiträge. Sollten Sie eine Betriebsrente bekommen, können Sie denFreibetrag nutzen. Ich bin als Selbstständiger privat krankenversichert. Das wird mir aber angesichts sinkender Umsätze zu teuer. Kann ich in dieGesetzliche zurück? Solange Sie Selbstständiger sind, können Sie das nicht. Wenn Sie in ein Angestelltenverhältnis wechseln, über 450 Euro imMonat verdienen und noch keine 55 Jahre alt sind, werden Sie Pflichtmitglied der gesetzlichen Kasse. Sind Sie älter, ist das auf diesem Wege nicht mehr möglich. Stattdessen können Sie in die gesetzliche Familienversicherung wechseln, wenn Ihr monatliches Gesamteinkommen unter 470 Euro liegt und Ihre Ehepartnerin gesetzlich versichert ist. Welche Möglichkeiten habe ich als Rentner den Beitrag zur privaten Krankenversicherung zu reduzieren? Es gibt mehrere. Als erstes lassen Sie sich Angebote für den Wechsel in einen gleichartigen, aber günstigeren Tarif schicken. Ein solches Wechselrecht steht Ihnen laut Gesetz zu. Solange der neue Tarif keine höheren Leistungen beinhaltet, findet auch keine neue Gesundheitsprüfung statt. Auch der Verzicht auf bestimmte Leistungen oder die Erhöhung des Selbstbehaltes kann den Beitrag senken. Nur wenn es finanziell nicht anders geht, sollten Sie den Wechsel in den Standard- beziehungsweise Basistarif in Erwägung ziehen. Wichtig ist eine persönliche Beratung, ehe Sie sich entscheiden. Freiberufler trifft das festgelegte Mindesteinkommen Ich habe als Freiberufler so gut wie keine Einnahmen. Das habe ich meiner Kasse nachgewiesen. Trotzdem gehen fast 210 Euro monatlich als Beitrag ab. Kann ich den Beitrag meinen tatsächlichen Einkünften anpassen lassen? Nein. Als Freiberufler sind Sie selbstständig und damit freiwillig versichert. Damit gilt für Sie ein gesetzlich festgelegtes beitragspflichtiges Mindesteinkommen von 1.096,67 Euro monatlich. Daraus ergibt sich der Mindestbeitrag, den Sie zahlen müssen. Weniger ist für freiwillig Versicherte nicht möglich. Lassen Sie sich von Ihrer Kasse beraten, ob nach Aufgabe der Freiberuflichkeit eine beitragsfreie Familienversicherung bei der gesetzlichen Kasse Ihrer Frau infrage kommt. Unser Sohn beginnt im Herbst sein Studium. Bisher ist er wie unsere ganze Familie privat versichert. Kann er das während des Studiums bleiben? Ja. Er kann zwischen gesetzlicher Kasse und privater Krankenversicherung wählen. Die Entscheidung gilt dann für die gesamte Studienzeit. 2020 war ich gesund und musste keine Rechnungen bei meiner privaten Krankenversicherung einreichen. Laut Vertrag steht mir eine Beitragsrückerstattung zu. Wann fließt die? Muss ich das Geld anteilig an meinen Arbeitgeber überweisen, der ja den Zuschuss gezahlt hat? Die Versicherer zahlen zu unterschiedlichen Zeiten aus, da gibt es keine einheitlichen Regelungen. An den Arbeitgeber müssen Sie aber nichts abgeben, die Rückerstattung können Sie komplett behalten. Sie müsse diese aber bei der Steuererklärung angeben. Ab Herbst bekomme ich meine Betriebsrente. Muss ich davon Kassenbeiträge zahlen oder nicht? Je nach dem, ob Sie als Rentner freiwilliges oder pflichtversichertes Mitglied werden. Als Freiwilliger müssen Sie ab dem ersten Euro denvollen Beitrag zur Kranken- und Pflegeversicherung zahlen. Als Pflichtmitglied der Krankenversicherung habe Sie einen Freibetrag von 164,50 Euro monatlich. Liegt Ihre Betriebsrente darunter, brauchen Sie keine Kassenbeiträge zahlen. Ist sie höher, zahlen Sie lediglich für den darüber liegenden Betrag 14,6 Prozent plus Zusatzbeitrag zur Krankenversicherung. Der Beitrag zur Pflegeversicherung ist aber auch von Pflichtversicherten ab dem ersten Euro zu zahlen. Denn für den Pflegebeitrag gilt der Freibetrag nicht.

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