Böllhoff-Gruppe erwartet auch in diesem Jahr noch Umsatzverluste

Bielefeld. Die Pandemie trifft die Industrie weniger hart als Handel und Gastronomie. Und doch bekommen auch die großen Player sie zu spüren. Für die Bielefelder Böllhoff-Gruppe, einen Spezialisten für Verbindungstechnik, war 2020 nach eigenen Angaben eines der herausforderndsten Jahre der Firmengeschichte, die immerhin seit 1877 andauert. Böllhoff erzielte einen Umsatz von 545 Millionen Euro - ein Minus von 15 Prozent im Vergleich zum erfolgreichen Vorjahr. &bdquo;Darin spiegelt sich der pandemiebedingte Einbruch der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2020 wider", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Michael W. Böllhoff. Doch angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen sei man zufrieden mit dem Resultat. Im März und April 2020 mussten Unternehmen in Kundenbranchen wie Automobilindustrie, Maschinenbau oder Luft- und Raumfahrtindustrie ihre Produktionslinien stoppen. Zwischenzeitlich brach der Bedarf an Verbindungstechnik deutlich ein. &bdquo;Der düsterste Monat war der April, bedingt durch den ersten Lockdown in einigen Ländern", betont Wilhelm A. Böllhoff, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter. Der Umsatz lag da gut 50 Prozent unter dem vom April 2019. China-Geschäft rettet wichtigen Umsatz Das Unternehmen regierte, indem es formell für ein Jahr flächendeckend Kurzarbeit für alle deutschen Standorte anmeldete, die nach Bedarf eingesetzt wurde. Befristete Arbeitsverträge wurden nicht verlängert, die Zeitarbeit auf null reduziert. Später schwankte die Auftragslage stark, doch ein gewisses Wachstum kehrte zurück, vor allem getrieben durch den chinesischen Markt. So lag Böllhoff dort mit einem Umsatz von 55 Millionen Euro im Plan. Auch für 2021 rechnen die Bielefelder insgesamt mit Umsatzeinbußen. Frühestens 2022 werde die Gruppe das Niveau der Zeit vor Corona erreichen. Im ersten Pandemiejahr hat Böllhoff digitale Geschäftsmodelle ausgebaut und sich breiter aufgestellt. &bdquo;Mit der Gründung der digitalen Innovationsgesellschaft Archimedes New Ventures (ANV) haben wir unser Innovationsmanagement um ein weiteres Standbein ergänzt", sagt Jens Bunte. Die ANV entwickelt neue digitale Geschäftsmodelle für Böllhoff, aktuell etwa die KI-basierte Cloud-Software Joinect. Dieses Tool soll im Sommer 2021 verfügbar sein und fungiert als Online-Berater für Verbindungselemente. Außerdem investiert die ANV in externe Start-ups. Derzeit fördert sie "Additive Marking" aus Paderborn, einen Anbieter digitaler Lösungen zur Produktkennzeichnung für den 3-D-Druck. Böllhoff wächst auch durch Zukäufe wie den der Verbindungselemente Engel GmbH aus Weingarten und der Kaiser Spezialartikel GmbH aus Arnsberg, einem Experten für Sonderteile für die Branchen Öl, Gas, Chemie und Maschinenbau. Die Beteiligung am französischen Unternehmen Gillis Aerospace hat man verstärkt. So macht Böllhoff Elektroautos leichter Trotz der andauernden Pandemie blickt die Böllhoff-Gruppe optimistisch auf die kommenden Monate. Der Auftragseingang war im ersten Quartal 2021 auf einem hohen Niveau; der Quartalsumsatz lag gruppenweit 12 Prozent über Plan. Trends wie der Wandel hin zur Elektromobilität oder die Automatisierung von Beschaffungsprozessen gewannen an Dynamik. &bdquo;Hier sehen wir uns für die Zukunft gut aufgestellt, denn wir liefern für diese Trends die passenden Komplettlösungen rund um die Verbindungstechnik", sagt Michael W. Böllhoff. &bdquo;Schon heute machen unsere Fügetechnologien in vielen Elektrofahrzeugen Leichtbau möglich, etwa im Bereich der Batteriewanne." Problematisch bleibt die Lage bei der Beschaffung. Engpässe in weltweiten Frachtkapazitäten im Seeverkehr sowie steigende Rohstoffpreise beschäftigen das Unternehmen. Böllhoff beschäftigt in Bielefeld und weltweit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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