Bielefelder Mittelständler fordert Stufenplan für Rückkehr zur Normalität

Bielefeld. Die Corona-Krise treibt die Menschen um. Wie lange soll das noch gehen? Der Bielefelder Unternehmer Wilhelm A. Böllhoff denkt täglich darüber nach. Jeden Tag frage er sich: &bdquo;Warum darf ich in den Supermarkt gehen und dieselben Produkte im Marktkauf kaufen, die ich in den Läden in der Obernstraße nicht kaufen darf?" Schließlich schaffe es auch die kleine Apotheke sehr gut organisiert, jeden einzelnen Kunden auf Abstand zu halten und zu bedienen, wie der geschäftsführende Gesellschafter der traditionsreichen Böllhoff-Gruppe, ein Spezialist für Verbindungs- und Montagetechnik, sagt. "Wir müssen den Handel stark machen" Der Unternehmer betont: Er sei nicht gegen Schutzmaßnahmen vor dem Coronavirus, &bdquo;aber gegen Unverhältnismäßigkeit". Er fordert: &bdquo;Wir müssen den Handel stark machen, weil er ein wichtiger Baustein für alle Menschen ist und das tägliche Leben betrifft." Er könne einfach nicht verstehen, warum etwa Baumärkte öffnen dürfen, Einzelhändler aber nicht. &bdquo;Sprechen wir den Einzelhändlern die Fähigkeit ab, ihre Kunden genauso auf Distanz und in limitierter Anzahl zu bedienen, wie das Supermärkte, Baumärkte und Apotheken tun und können?" Böllhoff appelliert an die Politik und fordert von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier einen Stufenplan zum geordneten Wiedereinstieg nach dem 20. April. Die Bundesregierung dürfe dann nicht erst darüber beraten, sondern &bdquo;Altmaier muss den Masterplan dann in der Tasche haben und je nach den dann vorliegenden Infektionszahlen umsetzen". Es gehe schließlich darum, Kindergärten und Schulen wieder zu öffnen, um Familien eine Perspektive zu geben. &bdquo;Wir brauchen vor Ostern einen Exit-Plan aus diesem Quasi-Stillstand." Anderenfalls würden Zehntausende Existenzen vernichtet. Das 142-jährige Familienunternehmen hat zwar manchen Krieg erlebt, diese Situation aber noch nicht. Industrieunternehmen wie Böllhoff dürften dankenswerterweise produzieren und &bdquo;unsere MitarbeiterInnen in der Logistik sorgen dafür, dass wiederum Deutschland (und die Welt) auch kurzfristig nicht ganz steht", sagt der Mittelständler. Beschäftigte arbeiteten im Home-Office. "Die größten Rettungsschirme würden nicht reichen" Böllhoff ermahnt die Politik, &bdquo;das vernünftige Maß zwischen Vorsorgemaßnahmen und Rückkehr zur sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Normalität zu definieren. Und zwar schnell und klar." Die größten finanziellen Rettungsschirme würden nicht reichen, den gerade entstehenden Gesamtschaden zu verhindern. Weder für Deutschland, noch im zweiten Schritt für die so wichtige europäische Gemeinschaft. Die Politik solle sich nicht an den Zuständen in Italien orientieren, sondern vielmehr an Schweden, wo sogar Cafés weiterhin geöffnet sind, oder Südkorea, wo mit sehr vielen Tests und der Isolierung von Erkrankten und deren Kontaktpersonen der Ausbruch von Covid-19 schnell eingedämmt wurde. Gesundheitsminister Jens Spahn solle vor allem für die richtigen Maßnahmen sorgen. "Mehr Tests für Altenheime" Böllhoff sorgt sich auch um die Altenheime und fordert mehr Tests, um die Menschen zu schützen. Zu den richtigen Maßnahmen &bdquo;mag die Quarantäne von Risikogruppen gehören, aber sicher nicht das zulange Zusperren großer Teile der kleinteiligen Wirtschaft, der Gastro- und Kulturszene, also dem Rückgrat unserer Gesellschaft", kritisiert der Unternehmer. Auch Theater und Kinos sollten nicht erst nach Monaten wieder öffnen. Dort könnte eine Zeit lang nur jeder dritte Platz und jede zweite Reihe besetzt werden. Mit einem Stufenplan würde Deutschland gut vorbereitet zurückkehren zur Normalität. &bdquo;Gehalts- und sonstige Zahlungen würden möglich bleiben und uns allen das Gefühl geben, dass wir eben nicht in einer dem Krieg ähnlichen Situation sind."

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