
Von
Kristina Grube
05.10.2019 | 09.10.2019, 15:38
Plastikverpackung
Weil Verbraucher die Schutzverpackungen um Salatgurken kritisierten, reagierte jetzt der Handel und verbannte die Hülle. Doch das hat Folgen.
Bielefeld. Bis vor Kurzem konnten sich Verpackungsgegner noch über in Plastikfolie eingeschweißte Schlangen-Gurken aufregen. Doch der Handel reagierte und schaffte die Schutzverpackung größtenteils ab. Das Problem: Die Folie hatte ihren Sinn. Sie schützte die längliche Salatgurke – vor allem jene aus Spanien sowie Bio-Gurken – vor dem Austrocknen und frühzeitigem Verderben.
„Der Endverbraucher sieht das nicht. Wenn dann noch eine Bio-Gurke in Folie eingepackt wird, wird schnell Protest laut", heißt es aus der Leitung des Edeka Dreesbeimdieke in Gütersloh. Aktuell beziehe der Einzelhandel seine Gurken noch aus der Region und da könne auf eine Plastikfolie wegen der kurzen Transportwege problemlos verzichtet werden. Bis ungefähr Anfang November könne das grüne Gemüse wahrscheinlich noch aus deutschem Treibhaus-Anbau bezogen werden. Danach müsse nach einer alternativen Belieferung geschaut werden.
Seit einigen Wochen läuft die Saison für spanische Gurken wieder. Die ersten Erfahrungen des Großhandels mit den Gurken ohne Plastikfolie fällt vernichtend aus: Laut der Lebensmittel Zeitung hätten Branchenbeteiligte ganze LKW-Ladungen Gurken aus Spanien vernichten müssen, weil sie bei ihrer Ankunft vertrocknet gewesen seien.
Das entspreche pro LKW einem Warenwert von rund 25.000 Euro – von der Ökobilanz für eine vergeblich angebaute Gurken-Fracht ganz zu schweigen. Im Einzelhandel in NRW ist von dieser drastischen Entwicklung bis jetzt glücklicherweise noch nichts zu merken. Edeka Rhein-Ruhr beziehe seine Gurken bislang noch vorwiegend aus den Niederlanden und habe daher noch keine Erfahrungswerte mit der Ware aus Spanien.
Edeka Minden-Hannover beziehe derzeit nur wenige Gurken aus Spanien und habe bei den unverpackten Gemüsen keine wesentlichen Qualitätsverluste feststellen können. Ebenso wie die Bünting-Gruppe (Combi, Jibi und Famila Nordwest Märkte), die Bio-Gurken aus Spanien im Sortiment haben.
Die Einzelhandelskette Real hat zum Schutz der Gurken aus Spanien eine neue Transportlösung eingeführt. Eine Papierabdeckung auf den Kartons soll helfen – ganz ohne Verpackung gehe es dann eben doch nicht.
„Gurken verfügen zum Zeitpunkt der Ernte über eine sogenannte aktive Zellatmung. Ohne eine angemessene Verpackung verlieren sie schnell viel Wasser und werden gummiartig weich", beschreibt Oliver Buckermann, Ressortleiter für Obst und Gemüse in einem internen Report.
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