Berlin/Hannover

Ausgefallene Fahrten, Besetzung mit Quereinsteigern: Die Bahn sucht Lokführer

Der Staatskonzern will seine Probleme endlich in den Griff bekommen. Weil er zu wenig Bewerber hat, geht er in die Offensive.

Gerade im Nahverkehr fallen häufig Züge wegen Fachkräftemangel aus. | © picture alliance / Geisler-Fotopress

02.09.2019 | 02.09.2019, 06:30

Berlin/Hannover. Die Deutsche Bahn sucht händeringend Personal. Nach Angaben der Allianz pro Schiene kommen auf 100 offene Lokführer-Stellen nur 25 Bewerber. Immer häufiger fallen gerade im Nahverkehr ganze Fahrten wegen Fachkräftemangels aus.

„Gelernte und erfahrene Lokführer gibt es kaum auf dem Arbeitsmarkt, deswegen setzen wir auf die Ausbildung von Quereinsteigern", sagt Dirk Marquardt, DB-Teamleiter Fachkräftegewinnung für den Bereich Bremen und Hannover.

DB-Jobtour durch die Republik

2019 will die DB 22.000 Stellen neu besetzen, in den kommenden Jahren sollen insgesamt 100.000 Menschen eingestellt werden. Die Bahn ist derzeit bundesweit in 27 Städten auf der Suche nach neuen Beschäftigten. „Das Interesse bei den bisherigen Veranstaltungen in Hessen und Bremen und auch hier in Niedersachsen ist groß", freut sich Marquardt. Auf der DB-Jobtour will der Staatskonzern Bahninteressierte von den beruflichen Möglichkeiten als Lokführer, Fahrdienstleiterin, Zugbetreuerin oder in einem der anderen 500 Bahnberufe überzeugen.

Gleichzeitig stellt die Deutsche Bahn in diesem Jahr eine Rekordzahl von Auszubildenden ein. Am Montag beginnen rund 4.200 Lehrlinge ihre Berufsausbildung bei dem Staatskonzern, wie Personalvorstand Martin Seiler sagt. „Mit mehr Personal wollen wir die Bahn robuster und besser machen." Daher habe der Konzern die Ausbildungskapazitäten im Vergleich zum Vorjahr um 400 Plätze aufgestockt.

Die Bahn habe für die Ausbildungsplätze des Jahrgangs 2019 mehr als 100.000 Bewerbungen erhalten, sagt Seiler. „Das zeigt, wie attraktiv die DB als Arbeitgeber ist. Wir merken, dass wir gerade bei der jüngeren Generation mit unserer Klimafreundlichkeit sehr viel Zustimmung finden." Ein weiterer Grund sei die Abschaffung des Anschreibens für Azubis vor knapp einem Jahr.

680 Azubis bildet die Bahn in diesem Jahr zum Fahrdienstleiter(-in) aus. 610 Lehrlinge lernen den Beruf des Lokführers, 550 werden Elektronikers. 340 Kauffrau oder Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistungen, 300 Mechatroniker(-in).

Neu für Azubis sind drei Tage in einer Innovationswerkstatt. In kleinen geschäftsfeldübergreifenden Gruppen sollen sie Methoden lernen, Prototypen entwickeln, Ideen entwickeln und präsentieren. Die Nachwuchskräfte bekämen damit von Anfang an das Rüstzeug mit, sich gut auf Neues einstellen zu können, so Seiler. Die Arbeitswelt verändere sich durch die Digitalisierung rasant. Hier gelte es, die Beschäftigten frühzeitig mitzunehmen und zu befähigen.

Mit Material von AFP.