Landwirtschaft

Weltmilchtag: Bauern aus OWL fordern höhere Preise

Der landwirtschaftliche Bezirksverband OWL hofft auf steigende Preise. Denn immer weniger Bauern halten Milchkühe, da Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis stehen.

Tendenz: In Deutschland gibt es immer weniger Milchkuhbauern. | © Landwirtschaftlicher Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe

Alexander Lange
31.05.2019 | 31.05.2019, 12:40

Bielefeld. Rund 53 Liter trinkt der Bundesbürger im Jahr, dazu kommen noch die verschiedensten Verarbeitungsprodukte. Einmal im Jahr ist ihr ein besonderer Tag gewidmet: Am 1. Juni wird in vielen Ländern der Erde der „Internationale Tag der Milch" gefeiert.

Wie sieht die Situation der heimischen Milchkuhhalter nach den Krisen der vergangenen Jahre aus? „Obwohl sich die Milchpreise etwas erholt haben, ist nach wie vor Luft nach oben", schildert der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe Hubertus Beringmeier. „Da wir jedoch bei den Milchprodukten eine gute Nachfrage haben, hoffen wir auf weiter anziehende Preise."

Das sei auch notwendig. Die Landwirte bräuchten zum Überleben ihrer Höfe langfristig vernünftige Preise. In den letzten Jahren sei allerdings kaum eine auch nur annährend angemessene Entlohnung der Arbeit erfolgt.

Zahl der Milchkuhhalter sinkt

„So sinkt leider die Zahl der Milchkuhhalter in Ostwestfalen-Lippe, wie im gesamten Bundesgebiet, kontinuierlich", sagt Beringmeier. Höfe müssten aufgeben, obwohl der Milchpreis aktuell nicht am Boden liege. Dieser Schritt sei aber letztendlich Entwicklung und Folge der vergangenen 10 bis 15 Jahre und damit den Milchkrisen und dem immerwährenden Preisdruck des Lebensmitteleinzelhandels geschuldet. Der Handel diktiere zudem ständig neue Erzeugerkriterien, wolle dafür allerdings kaum mehr bezahlen.

Der Verbraucher suche günstige Lebensmittel. Die immer wieder angespannte Situation der Bauernfamilien mit ganz tiefen und lang anhaltenden Preistälern, dazu nur kurzfristigen Phasen mit auskömmlichen oder höheren Preisen und die hohe Arbeitsbelastung gerade im Milchviehbereich – dies alles seien Gründe, die Milchkuhhalter dann irgendwann zur Aufgabe zwingen. „Trotz langen Atems und gutem Willens vieler Bauernfamilien geht dann doch die Luft aus", schildert der Vorsitzende. „Dieser Schritt ist für die betroffenen Bauernfamilien ein schwerer, unsere Milchviehhalter sind mit viel Herzblut dabei. Bevor die Kühe den Stall für immer verlassen, hat es meistens viele schlaflose Nächte gegeben", unterstreicht Beringmeier.

Tägliche Versorgung der Tiere

„Für die Milchkuhbauern gehören die Kühe zum Leben." Jeden Tag, auch an den Feiertagen, Ostern, Weihnachten versorgen sie die Tiere. Sie füttern, melken und schauen, ob alles in Ordnung ist. So sei es selbstverständlich, die Familienfeier oder den Heiligabend zu unterbrechen, wenn einer Kuh bei der Geburt ihres Kalbes geholfen werden müsse oder sonst etwas mit den Tieren sei, um das man sich kümmern müsse.

Bäuerliche Familienbetriebe seien gesellschaftlich und politisch erwünscht, doch gerade ihnen werde von allen Seiten das Überleben schwer gemacht. „Hochwertige, regionale Lebensmittel haben und müssen ihren Preis haben", fordert Beringmeier, mehr noch: „Wir müssen uns als Gesellschaft fragen, welche Landwirtschaft wollen wir? Wenn wir zu lange warten, ist es zu spät."

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China hilft


Die Preise für Magermilchpulver sind stabiler geworden, nachdem die EU ihre eingelagerten Bestände abgebaut hat. Grund sei die gestiegene Nachfrage aus China, die mit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest dort zusammenhänge, erklärt der Kammer-Experte: Weil der dortige Schweinebestand wegen der Seuche rasant geschrumpft sei, werde in großen Mengen tierisches Eiweiß aus anderen Ländern importiert. Davon profitierten nicht nur europäische Schweinehalter, sondern indirekt auch die Milchbauern.