
Düsseldorf. Trotz einiger Unsicherheiten wie den Brexit und den Handelskonflikt mit den USA geht das Handwerk in NRW mit Zuversicht in das neue Jahr. Nach einem Rekordjahr 2018 mit einem Umsatzwachstum von fünf Prozent auf nun knapp 130 Milliarden Euro erwarten die Handwerksunternehmen auch für 2019 wieder ein Wachstum von vier Prozent.
Der Präsident von Handwerk NRW, der Düsseldorfer Schonsteinfeger-Meister Andreas Ehlert, spricht von einer "hervorragenden Stimmung", die maßgeblich von der Bauwirtschaft getragen sei. Die Bauunternehmen und der Straßenbau hätten allein im dritten Quartal 2018 bundesweit um 12 Prozent, in NRW gar um 27 Prozent zugelegt. Im Handwerk spreche man von einem "Wüst-Effekt". Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) gebe zurzeit soviel Geld für Straßenbau aus, dass die Unternehmen gar nicht nachkämen. Neben den bereits bekannten Personalmangel komme es inzwischen teilweise zu Materialengpässen, sagt Ehlert. Das Bauhauptgewerbe und das Ausbaugewerbe stehen im Handwerk für etwa die Hälfte des Gesamtumsatzes.
Handwerks-Präsident fordert Azubi-Ticket

Insgesamt gibt es in NRW 190.000 Handwerksbetriebe. Diese Zahl hat sich im vergangenen Jahr nicht wesentlich geändert. Die Zahl der Beschäftigten ist um 0,1 Prozent auf 1,15 Millionen gestiegen. Die Zahl der Ausbildungsplätze sei um 1,5 Prozent gestiegen, ergänzt Ehlert.
Neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müsse die Politik auch die bildungspolitischen Rahmenbedingungen im Blick behalten. Der Handwerks-Präsident fordert deshalb, vergleichbar zum Semesterticket für Studenten auch ein "attraktives Azubi-Ticket". Dies erfordere das Gebot der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.
Ehlert begrüßt die "Entfesselungspolitik" von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). Sie müsse weiter gehen. Ehlert fordert eine Entbürokratisierung der Gewerbeförderung. So sei es viel zu kompliziert, ein eine Meistergründungsprämie zu gelangen. Außerdem fordert Ehlert, dass Handwerksmeister wie in zahlreichen anderen Bundesländern auch in NRW Bauanträge bei einfacheren Gebäudeklassen einreichen dürfen ("Kleine Bauvorlagenberechtigung").
Keine Fahrverbote für Diesel-Wagen

Als Staatsversagen klassifiziert Ehlert den Umgang der Politik mit der Luftreinhaltung. Viel zu lange sei die Politik untätig geblieben, um die strengen Grenzwerte einzuhalten. Die Erwartung des Handwerks sei klar. Es dürfe keine Fahrverbote für Dieselfahrzeuge geben. Und wenn doch, erwarte das Handwerk großzügige und unbürokratische Ausnahmeregelungen.
Handwerk NRW (früher: Nordrhein-Westfälischer Handwerkstag) hat seit Jahresbeginn eine neue hauptamtliche Spitze. Nachfolger von Josef Zipfel (65) als Hauptgeschäftsführer ist Hans-Jörg Hennecke (47), der bereits seit zwei Jahren der Geschäftsführung von Handwerk NRW angehört. Neuer stellvertretender Hauptgeschäftsführer ist Michael Bier (38). Andreas Ehlert (56) ist weiterhin gewählter ehrenamtlicher Präsident von Handwerk NRW.