
Bielefeld. Im Foyer und im Treppenhaus des Campus Handwerk stauten sich die 300 Ehrengäste. Nicht, weil der Platz nicht gereicht hätte im 63,75-Millionen-Euro-Neubau. Sondern weil sich jeder ins Gästebuch eintragen wollte und sein Lob, seine Anerkennung, das Staunen und die Begeisterung ins Gästebuch eintragen wollte.
Das war allerdings die einzige Verzögerung in der Bauzeit von zwei Jahren und zwei Monaten. „Die Zukunft ist fertig“, freute sich Handwerkskammerpräsidentin Lena Strothmann und spielte auf einen Werbeslogan des Handwerks an. „Und das im Zeit- und im Finanzrahmen.“

„Erzählen Sie das nicht in Berlin“, riet NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin. „Die wüssten zu gern, wie das geht. Und dann sind Sie Ihre Experten ruck-zuck los.“ Gelächter und fröhlichen Applaus der Gäste erntete der Minister. Es sei gut zu sehen, dass das Handwerk die Kraft habe, solche Aufgaben zu stemmen. Der Neubau sei Ausdruck von Modernität und technischer Kompetenz. „Die anderen Kammern sind sicherlich neidisch.“
Die Eröffnung des Campus sei „ein besonderer Moment für das Handwerk in OWL“, sagte Kammerpräsidentin Lena Strothmann. Großes Lob zollte sie allen Beteiligten. „Ohne Teamgeist und Fairplay wären wir nicht da, wo wir heute sind.“ Gemeinsam habe man das Ziel erreicht, unter einem Dach ein modernes Bildungszentrum samt Gästehaus, ein Kompetenzzentrum für intelligente Gebäudetechnologien und die Verwaltung zu konzentrieren. „Von Bielefeld aus werden künftig Impulse für die Fachkräftesicherung in Zeiten des demografischen Wandels ausgehen.“ Das Gebäude schaffe eine neue Identität für das Handwerk, es sei ein Aufbruchsignal. „Die Zukunft fängt heute an“, proklamierte die Präsidentin.
63,73 Millionen Euro hat der Neubau auf dem ehemaligen Droop & Rein-Gelände im Anschluss an das neue Bahnhofsviertel gekostet – exakt so viel, wie geplant. 12,3 Millionen Euro hat das Land zum Bau beigesteuert, 30,7 Millionen Euro hat das Bundeswirtschaftsministerium übernommen. Erste Planungen reichen bis ins Jahr 2007 zurück, erinnerte Hauptgeschäftsführer Michael Heesing. 2009 folgte der Beschluss zum Neubau. „Damals war die Handwerkskonjunktur am Boden. Die Entscheidung war mutig. Und sie war einmütig.“
Ein dickes Lob sprach Architekt Linus Hofrichter den Bielefeldern aus. „Sie waren ein guter Bauherr“, sagte er. Angesichts der unendlichen Geschichten von Hauptstadtflughafen und Elbphilharmonie sei das alles andere als selbstverständlich. „Sie haben zur Ehrenrettung der Architektenzunft beigetragen.“
Kommentar von Stefan Schelp
Handwerkskammer: Haus mit Zukunft Nicht nur das Gebäude ist eine Wucht. Auch das Konzept hinter dem Campus Handwerk ist herausragend. Nirgendwo sonst sind Bildungsangebote, Internat, Technologiezentrum und Verwaltung des Handwerks unter einem Dach untergebracht. Ein solches Kompetenzzentrum sucht man vergeblich im Rest von Deutschland. Kein Wunder also, dass andere Kammern Schlange stehen, um das Konzept abzukupfern. Angesichts der sich immer schneller weiterentwickelnden Technologie und vor dem Hintergrund der Herausforderungen des demografischen Wandels ist es richtig, die Kompetenzen zu bündeln. Der Campus Handwerk ist daher ein wichtiger Baustein in dem Bemühen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Konzept und Gebäude vermitteln den Eindruck, dass es lohnen könnte, statt des Universitäts-Campus auch den Campus Handwerk in den Blick zu nehmen. So hat Handwerk Zukunft. Kontakt zum Autor
- Am Samstag lädt die Handwerkskammer zum Tag der offenen Tür ein.
- Der Vormittag ist ab 10 Uhr den Handwerksbetrieben aus OWL reserviert.
- Von 13 bis 17 Uhr haben dann alle Interessierten die Möglichkeit, Fachbereiche und das Bildungsangebot kennenzulernen.