Paderborn. Die US-amerikanische Ratingagentur Moodys geht mit dem Geldautomatenhersteller Diebold Nixdorf hart ins Gericht. Sie stufte das Rating für den mit Umsatzrückgängen und Verlusten kämpfenden US-Mutterkonzern, der am Standort Paderborn noch 1.700 Mitarbeiter hat, weiter herab. Das neue Rating B3, das nur eine Stufe über Ramschniveau liegt, wertet die Anlage als „hochspekulativ" – bei einer Verschlechterung der Lage seien Zahlungsausfälle „wahrscheinlich".
Fakt ist: Der US-Konzern, der 2016 die Paderborner Wincor Nixdorf AG für 1,9 Milliarden Dollar übernommen hatte, sitzt auf einem riesigen Schuldenberg von rund 1,6 Milliarden Dollar. Allein die Zinszahlungen für den kreditfinanzierten Kauf der Paderborner Tochter belaufen sich auf 100 Millionen Dollar pro Jahr. Der Kassenbestand, der entscheidend für die Liquidität des Unternehmens ist, hat sich innerhalb eines halben Jahres bis Ende Juni 2018 auf 313 Millionen Euro halbiert.
Der Aktienkurs des US-Konzerns ist seit Februar 2017 um rund 85 Prozent abgestürzt – von seinem Höchststand bei rund 32 Dollar auf 4,60 Dollar am 13. August. Damit ist der Unternehmenswert auf annähernd ein Zehntel geschrumpft. „Das zeigt, was Anleger von der Aktie halten", sagt ein Börsenkenner.
Fonds für Beschäftigte versilbert
Mit der Gewinnwarnung von Anfang August, nach der Vorstandschef Gerrard Schmid nunmehr für die Diebold Nixdorf Inc. im Gesamtjahr einen Verlust von 325 bis 365 Millionen Euro erwartet, sank auch der Kurs der deutschen AG. Immer mehr der verbliebenen Aktionäre der Paderborner AG machten von ihrem Rückgaberecht zum Kurs von gut 55 Euro Gebrauch und dienten ihr Papier dem US-Konzern an – aus Angst vor Wertverfall. Das bringt den Mutterkonzern zusätzlich unter Druck. Um weitere 13 Prozent der deutschen AG zu kaufen und die Anteile damit auf insgesamt 90 Prozent zu erhöhen, muss die Diebold Nixdorf Inc. insgesamt 255 Millionen Dollar stemmen. Davon seien 160 Millionen Dollar inzwischen bezahlt, sagt Unternehmenssprecher Andreas Bruck. Um Geld aufzutreiben, versilberte der Konzern sogar Fonds, die die Pensionen der Beschäftigten aufbessern sollten. Die übrigen 95 Millionen Dollar will Diebold Nixdorf in Kürze aufbringen. Man führe konstruktive Gespräche mit Banken, heißt es.
Doch die Kreditbedingungen dürften sich mit der Gewinnwarnung verschlechtert haben – auch wenn der Konzern mit dem Kauf weiterer 13 Prozent der Anteile jährlich zwölf Millionen Dollar spart, weil damit die Garantiedividende (3,13 Euro pro Aktie) für die deutschen Aktienverkäufer entfällt.
Zweifel an Zukunftsaussichten
Was noch schwerer wiegt: Beobachter haben große Zweifel an den Zukunftsaussichten der Branche. Die 30-Jährigen tätigen ihre Überweisungen meistens zu Hause am Computer oder dem Smartphone – statt Geldautomaten in Banken aufzusuchen. In Europa und den USA werden wegen der Digitalisierung weniger Geldautomaten gebraucht. Manche Bank investiert daher lieber in Software und spart sich einen neuen Automaten.
Den asiatischen Markt, der Diebold Nixdorf einen Umsatzanteil von 20 Prozent bescherte, beliefern immer mehr Mitbewerber aus Asien, die die Branche mit günstigen Preisen unter Druck setzen. „Und der weltgrößte Markt China ist seit drei, vier Jahren weggebrochen, weil China sich von westlichen Anbietern abschottet", sagt Bruck. Wachstumsmärkte wie Bangladesch oder Indien seien mit den hochpreisigen Systemen von Diebold Nixdorf nicht so gut zu erreichen.
Von den Anfängen bis heute - Die Geschichte des Unternehmens: