Bielefeld/Frankfurt/Bad Vilbel. Nur acht Jahre währte Oetkers Freude an der Kultlimo Bionade. Jetzt reicht der Konzern das Unternehmen aus Ostheim in der Rhön weiter an die Hassia-Gruppe in Bad Vilbel. Auch die Marke Ti Erfrischungstee wechselt auf diese Weise ihren Besitzer. Über den Kaufpreis schweigen sich beide Seiten aus.
August Oetker selbst soll 2009 den Bionade-Kauf perfekt gemacht haben, erzählt man sich. Der Coup ließ insbesondere jene Fans schäumen, für die Bionade immer noch das Getränk der „Weltverbesserer" war. Damals hatte die Brauerfamilie Kowalsky aus der Rhön bereits die erste Krise hinter sich. Die Rhön-Quelle war mit eingestiegen, die Preise kletterten um 30 Prozent und Bionade hatte viele Freunde verprellt.
Oetker sortierte das neu erworbene Unternehmen in seiner Bier-Gruppe Radeberger ein und erhöhte die eigenen Anteile am Unternehmen Zug um Zug, bis 2012 die 100 Prozent erreicht waren.
Den jetzigen Rückzug begründet der Chef der Radeberger-Gruppe, Niels Lorenz, mit einer Konzentration auf das Biergeschäft. In diesem Bereich wolle man sich angesichts des digitalen Umbruchs noch stärker „mit Zukunftsthemen beschäftigen. Die Hassia-Gruppe sei die „perfekte neue Heimat" für Bionade und Ti. „Dort wird man ihnen die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient haben – aber eben auch benötigen." Der Standort in Ostheim in der Rhön bleibe erhalten, die 80 Mitarbeiter behalten ihren Job.
Der Schritt bedeute indessen nicht, dass man sich komplett vom Geschäft mit nichtalkoholischen Getränken trennen werde, stellt Radeberger-Sprecherin Birte Kleppien klar. Die Transaktion umfasse „mit Blick auf den Absatz nur rund 15 Prozent unseres Geschäftes mit alkoholfreien Getränken (ohne alkoholfreie Biere)".
Man habe sich nicht grundsätzlich gegen alkoholfreie Getränke, „sondern gegen die überproportionale zeitliche Bindung unserer Kräfte durch einige alkoholfreie Marken entschieden." Mit „Original Selters" habe Radeberger weiterhin eine „starke, sich sehr erfreulich entwickelnde Mineralwassermarke" im Portfolio". Außerdem vertreibe Radeberger weiterhin exklusiv die Marken von PepsiCo in der Gastronomie und ausgewählten Handelskanälen.
Die Hassia-Gruppe aus Bad Vilbel mit den Marken Lichtenauer, Glashäger, Waldquell und anderen beschäftigt 1.050 Mitarbeiter und erreichte im vergangenen Jahr einen Gesamtabsatz von 782 Millionen Litern und einen Umsatz von 243 Millionen Euro. Radeberger gibt für Bionade weder Absatz- und Umsatzzahlen an.