Sicherheit im Alter

Wie sich Senioren vor betrügerischen Telefon-Anrufen schützen können

Themenwoche Sicherheit: Die neueste Betrugsmasche sind unechte Polizisten. Der Schaden kann bis zu 50.000 Euro betragen

11.11.2017 | 13.11.2017, 13:38
Besser keine Auskünfte erteilen: Trickbetrüger versuchen gezielt Senioren am Telefon davon zu überzeugen, Geld von ihren Konten abzuheben. Dabei geben sie sich auch als Polizisten aus. - © Daniel Laflor
Besser keine Auskünfte erteilen: Trickbetrüger versuchen gezielt Senioren am Telefon davon zu überzeugen, Geld von ihren Konten abzuheben. Dabei geben sie sich auch als Polizisten aus. | © Daniel Laflor

Bielefeld. „Na, wer ist am Telefon. Rate doch mal! Ja klar, ich bin es, dein Enkel und stecke gerade finanziell in der Klemme." Das war, einfach ausgedrückt, der berühmte Enkeltrick. Inzwischen ist das in Deutschland ein alter Hut. Doch was, wenn sich der Anrufer als Polizist, Staatsanwalt oder Richter ausgibt, von wichtigen Ermittlungen spricht und am Ende die Wertsachen des Angerufenen sicherstellen möchte? Das ist noch recht neu und führt bei vielen Senioren in Deutschland zum Erfolg.

Falsche Notrufnummern auf dem Telefondisplay

„Die Täter nutzen eine spezielle Technik, die bei einem Anruf auf der Telefonanzeige der Angerufenen die Polizei-Notrufnummer 110 oder eine örtliche Telefonnummer erscheinen lässt – obwohl die Anrufer zumeist aus dem Ausland agieren", erläutert Gerhard Klotter, Vorsitzender der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Und schon da sollten Betroffene hellhörig werden. Denn die Polizei oder andere Organe des Staates würden niemals über die bekannten Notrufhotlines anrufen.

Besonders perfide sei die Gesprächsführung der Betrüger. Unter Vorwänden, wie beispielsweise die Polizei habe Hinweise auf einen geplanten Einbruch, gelinge es den Tätern immer wieder, ihren Opfern mittels geschickter Gesprächsführung glaubwürdig zu vermitteln, dass ihr Geld und ihre Wertsachen zu Hause nicht sicher seien. Ein Polizist in Zivil werde vorbeikommen, um das gesamte Geld in „Sicherheit" zu bringen.

„Wir hatten auch schon Fälle, da wurden die Opfer zur Bank geführt, weil angeblich der Filialleiter vorhabe, das Konto seiner Kunden zu plündern. Ein Taxifahrer war dann der Geldbote zum Polizisten, der das Geld verwahren wird, weil es sich ja um angeblich verdeckte Ermittlungen handelt", so Bernd Spilker von der Kriminalprävention.

Um bis zu 50.000 Euro seien so im Einzelfall Senioren betrogen worden. Besonders dreiste Täter gaben sich auch als Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes aus. Hatten sich die Opfer bereits bei der richtigen Polizei gemeldet, weil sie misstrauisch geworden waren, kontaktierten die Täter ihr Opfer erneut, um es mit dem Hinweis, diese echte Polizei sei korrupt und würde die hochgeheime Operation des Bundeskriminalamtes stören, zu verwirren.

"Die Polizei fragt nie nach Wertsachen oder Geld"

„Am besten legen Sie einfach auf und informieren die örtliche Polizei", rät Spilker. Und um gar nicht erst in den Fokus der Täter zu gelangen, empfehlen die Beamten, sich aus dem Telefonbuch streichen zu lassen. „Die deutschen Telefonbücher sind so etwas wie kostenlose Adressdateien für Betrüger. Denn die wissen, die meisten Privatpersonen der jüngeren Generation haben gar keinen Eintrag, viele nutzen nur noch ihr Handy. Die Generation jenseits der 70 ist allerdings so öffentlich noch erfasst. „Die Täter stammen zudem meist aus dem Ausland und müssen nur noch abtelefonieren", ergänzt Spilker.

Wenn er präventiv bei Seniorentreffpunkten Vorträge hält, höre er häufig: „Das kann mir doch nicht passieren. Jetzt weiß ich ja, was es für Betrugsmaschen gibt." Spilker: „Ja, so einfach ist das leider nicht. Ältere Menschen neigen zur Hilfsbereitschaft. Wenn also ein falscher Enkel oder Polizist um Hilfe bittet, stehen sie diesem zunächst sehr offen gegenüber."

Nein zu sagen oder jemanden abzuwimmeln, falle allen älteren Menschen schwer. Für Spilker und seine Kollegen hilft nur verstärkte Aufklärung. Und vonseiten der Polizei gibt es noch einen Hinweis: „Die Polizei wird niemals nach Wertsachen fragen, Sie um Geld bitten oder Sie zur einer Bank schicken. Das gibt es einfach nicht."

INFORMATION


  • Wer von einem falschen Polizisten angerufen wird, kann die wahre Identität nicht anhand des Telefondisplays erkennen. Deshalb gibt die echte Polizei folgende Tipps, wenn es zu einem Anruf kommt:

  • Bei einem Anruf der Polizei erscheint nie die Notrufnummer 110.

  • Gibt sich der Anrufer als Polizeibeamter aus, lassen Sie sich den Namen nennen und rufen Sie ihre örtliche Polizeibehörde an. Vergewissern Sie sich, ob es diesen Beamten gibt und wie er erreichbar ist.

  • Geben Sie unbekannten Personen keine Auskünfte über ihre Vermögensverhältnisse oder andere sensible Daten.

  • Öffnen Sie unbekannten Personen niemals die Tür oder ziehen Sie eine Vertrauensperson hinzu.

  • Übergeben Sie unbekannten Personen niemals Geld oder Wertsachen. Auch nicht Boten oder angeblichen Mitarbeitern der Polizei, Staatsanwaltschaften oder Gerichten.

  • Wenn Sie Opfer eines solchen Anrufers geworden sind, erstatten Sie Anzeige.