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Eine Plattform von Spengern für Spenger

Aus einer spontanen Idee und in ehrenamtlicher Arbeit ist im ersten Lockdown vor einem Jahr du-bist-spenge.de entstanden, um den lokalen Einzelhandel zu unterstützen. Bis heute ist die Webseite ein wichtiges Branchenverzeichnis in der Zeit der Krise

Online-Branchenverzeichnis: Auf du-bist-spenge.de finden sich Einträge von Unternehmen und Einzelhändlern, die nach Branchen sortiert sind.  | © screenshot/Freepik.com

Julia Fahl
31.03.2021 | 31.03.2021, 00:00

Not macht erfinderisch: Als im März 2020 das öffentliche Leben erstmals weitestgehend heruntergefahren wurde, ließen sich die Unternehmen, Geschäfte und Gastronomen in der Region einiges einfallen, um der Corona-Krise die Stirn zu bieten und trotzdem für ihre Kunden da sein zu können. So auch in Spenge im Kreis Herford.

Doch wie konnten die Kunden am schnellsten von kurzfristig und neu eingerichteten Liefer- oder Abholservices erfahren? Die beiden Kommunalpolitiker Michael Schönbeck und Lars Hartwig hatten eine Idee und wollten helfen: mit einem zentralen Branchenverzeichnis für die Zeit der Krise. „Ich war mir sicher, dass viele Spenger daran interessiert sind, die heimischen Unternehmen zu unterstützen, dass ihnen damals aber oft nicht bekannt war, wer welche Angebote aufrechterhält", sagt Michael Schönbeck. Vor einem Jahr hauchte der Fachinformatiker deshalb mit Lars Hartwig der Domain du-bist-spenge.de neues Leben ein.

„Die Plattform gab es vorher schon als Projekt zur Stadtentwicklung." Kurzerhand nutzten die beiden die Marke, um in der Corona-Krise den Zusammenhalt der Spenger Bürger und Unternehmen zu stärken. „Ganz unbürokratisch haben wir entschieden: Wir machen das jetzt einfach." Einige Tage Arbeit – „und einige Nächte mit wenig Schlaf" – investierten die beiden, nahmen Kontakt zu den Unternehmen auf und warben bei ihnen für die Plattform. „Das hat viel Spaß gemacht." Dann ging du-bist-spenge.de mit den ersten Einträgen der Buchhandlung Nottelmann, von Ziegenbruchs Gastronomie und Beckmanns Schankwirtschaft am Hücker Moor online. Und brachte die lokalen Unternehmen und Geschäfte in Klickreichweite.

Bis heute können sich Unternehmen und Einzelhändler nach wie vor kostenfrei registrieren, ihre Inhalte eigenständig erstellen und pflegen – und so in Zeiten von „Click & Collect" auf Lieferdienste oder Abholservice aufmerksam machen. Bei Bedarf gibt es technische Hilfestellungen von Michael Schönbeck, der die Plattform nicht nur parallel im Homeoffice zu seinem eigentlichen Beruf aufgebaut hat, sondern sie auch nach wie vor in seiner Freizeit betreut.

Michael Schönbeck.  - © Tobias Koch
Michael Schönbeck. 
| © Tobias Koch

„Wir verstehen uns nicht als Ersatz für die jeweilige Unternehmenswebseite, sondern als Ergänzung. Und auch Unternehmen ohne eigene Webseite können unsere Plattform nutzen, um für ihr Angebot und ihre Dienstleistungen zu werben." du-bist-spenge.de deckt mit mehr als 60 Einträgen eine große Branchenvielfalt ab. Das Schuhhaus Greife bewirbt seinen Lieferservice, das Zentral-Theater Spenge seinen Gutscheinverkauf und seine Popcorn-Lieferungen, Ziegenbruchs Gastronomie den Abholservice am Hoteleingang.

„Im April 2020 stiegt die Zahl der Registrierungen innerhalb weniger Tage sprunghaft an", erinnert sich Schönbeck. Auch die User hätten das Online-Verzeichnis gut angenommen. Geholfen, das Projekt bekannter zu machen, habe zudem die Reichweite der gleichnamigen Facebookseite. „Anhand der Zahlen haben wir richtig gemerkt: Die Situation war für alle neu und alle waren dankbar für diese Unterstützung."

Im Laufe des Jahres habe sich diese Entwicklung dann „normalisiert", sagt er – und spricht von einem „gewissen Krisengewöhnungseffekt auf beiden Seiten nach einem Jahr Ausnahmezustand. Irgendwie haben wir alle uns ja mit der Krise arrangiert". Immer mehr Menschen wissen mittlerweile, wo sie welchen Service erwarten können. „Besonders in einer Kleinstadt, in der man sich eben kennt, spricht sich so etwas schnell herum." Auch ohne das Internet. Dementsprechend seien die anfänglich starken Besuchszahlen der Webseite auf ein normales Niveau gesunken. „Den größten Nutzen hatte die Webseite eben ganz am Anfang", sagt Michael Schönbeck und freut sich darüber, „dass wir es geschafft haben, auf die Angebote der Spenger aufmerksam zu machen". Jeder Einzelne könne etwas dazu beitragen, seine Stadt weiterzuentwickeln.

Zwischenzeitlich hatte Schönbeck die Idee, du-bist-spenge.de um Gesuche und Angebote zu erweitern, um zum Beispiel Erntehelfer zu vermitteln. „Aber das ist eben auch ein komplexes Projekt, das nicht nebenbei umzusetzen ist." Denkbar sei es auch, du-bist-spenge.de zur lokalen Online-Shopping-Plattform weiterzuentwickeln. „Aber auch das ist als Hobbyprojekt nicht umsetzbar." Ob und wie sich die Plattform weiterentwickeln wird, steht also noch nicht fest. „Aber Möglichkeiten gibt es viele."