Johannes Schröder hat zwölf Jahre lang als Gymnasiallehrer gearbeitet. Inzwischen ist er als Stand-up-Comedian Herr Schröder erfolgreich. Mit digitalem Lernen und Schulunterricht kennt er sich aber noch gut aus.
Mehr als zehn Wochen gab es wegen der Corona-Pandemie keinen Schulunterricht. Danach nur an wenigen Tagen. Trotzdem gibt es Zeugnisse und – wie immer – Noten.
Aber ist das fair? „Ein schwieriges Thema", sagt der 45-Jährige. „Wenn ich früher von Schülern nach ihren Noten gefragt wurde, hatte ich als Lehrer immer ein komisches Gefühl. Noten sind ein Konstrukt, um die Schüler besser einzuschätzen. Wichtig ist aber vor allem, was sie gelernt haben und dass sie auch Spaß und Freunde in der Schule haben. Auch Selbsteinschätzungen helfen, wenn es um die Mitarbeit im Unterricht und die Benotung geht."
TEAMFÄHIGKEIT
Lehrer sollten Schüler motivieren, sich mündlich zu beteiligen und zu melden. Schröder: „Wichtig ist, es zu machen. Den inneren Schweinehund zu überwinden und aus der Komfortzone rauszugehen. In die Note muss unbedingt die Teamfähigkeit einfließen. Gerade in Gruppenarbeiten sind die Stilleren oft die Schüler, die die entscheidenden Fäden ziehen." Denn es komme nicht nur darauf an, „sich gut zu präsentieren, sondern zu reflektieren. Zu überlegen, ob es sich lohnt, in bestimmen Momenten etwas zu sagen".
HYBRIDUNTERRICHT
Digitales Lernen hat aus Sicht von Johannes Schröder Zukunft: „Ich glaube, es wird auf jeden Fall so etwas wie Hybridunterricht geben. Eine Mischung aus Schul- und Online-Unterricht. Die Homeschooling-Situation hat sehr viele Familien unter Stress gesetzt." Die Frage sei, was überhaupt digitaler Unterricht ist. Es könnte zum Beispiel einen Online-Materialpool geben.
„Jeder Schüler verfügt über seine eigene Dokumententasche, wo Inhalte hochgeladen und von den anderen gesehen werden. Auch digitale Grammatikprogramme helfen. Wir stehen da noch ganz am Anfang", erklärt Schröder. Wichtig sei, dass digitales Lernen Spaß macht. „Kinder lernen wahnsinnig schnell. Aber sie dürfen nicht nur Konsumenten von Smartphones, ,TikTok´ und den ganzen Socials sein. Schüler sollten zu Gestaltern werden. Gut ist, wenn Kinder die digitalen Tools verwenden. Indem sie zum Beispiel mal selbst ein Youtube-Tutorial drehen. Und auch Bildbearbeitung gehört dazu", erklärt Schröder.
Es gibt zum Beispiel Memes. Dabei kommt es auf die Text- und Bildbearbeitung und die Formate jedes Bildes an. Johannes Schröder: „Inhalte zu allen möglichen Schul- und Lernthemen sind verfügbar. Für den Grammatikunterricht wird über Memes das Präteritum gut erklärt. Der Blick aus einem Flugzeugfenster wird gezeigt. Draußen ist ein Fallschirmspringer zu sehen, der quasi am Flugzeug vorbeifliegt. In einer Sprechblase steht: ,Ich war dein Pilot´. Die Überschrift heißt ,Das Präteritum´. Die Vergangenheitsform lässt sich so mit Spaß lernen. Hier als abgeschlossene Zeitform. ,Ich bin dein Pilot gewesen´ wäre zeitlich noch zu nah dran. ,Ich war dein Pilot´ ist so abgeschlossen, dass es fertig ist. Da kann man nichts mehr machen" (lacht).
ZUKUNFTSKOMPETENZEN
Innerhalb von zwei Minuten lässt sich zum Beispiel auch erklären, was eine Alliteration ist – wie „TikTok" oder „Fridays for Future”. „Das können die Schüler gut erklären", sagt Schröder. „Und ein paar Fotos einplanen, vielleicht noch mit einem Gag. Wenn sie mögen, können sie sich auch untereinander battlen: Wer hat am meisten Likes und Kommentare? Das kennen sie. Und sie sind dabei mittendrin im kreativen Schaffen von digitalen Inhalten. Es geht ums Hinterfragen, um Zukunftskompetenzen und Reflexion über digitale Medien."